Promi oder Daddy?

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Kollegah

"Kolle?", Farid stand in der Studiotür und wirkte nervös.

Ich machte dem Reporter ein Zeichen das Interview kurz zu unterbrechen und lief zu ihm. "Was ist denn? Du siehst doch, dass ich in einem Interview stecke."

Wortlos zückte er sein Smartphone und ich begann zu lesen:

Special Ausgabe-Kollegahs Tochter!

Wir haben sie endlich gefunden. Trotz Jahrelanger Geheimhaltungen und geschickter Vertuschungen haben wir sie gesichtet. Die gerade mal 15-Jährige Tochter des Kultrappers Kollegah (King). 

Lange Kastanienbraune Haare, große Ausdrucksstarke Augen und volle Lippen.

Vor allem die Nase entspricht eindeutig der Nachbildung ihres Vaters.

Zu unseren Fragen gab sie uns leider keine Auskunft.

Aber wie muss das sein? Alleine mit einem Vater zu leben, welcher sich durch Frauen verachtende Texte, hartes Image und Drogenorgien einen Namen gemacht hat. Ist so ein Leben überhaupt tragbar?

Experten warnen:

"Ein Kind prägt sich die Verhaltensweisen seiner Eltern ein. In ihrem Fall ist eine verruchte Lebensweise Standard. Es besteht die Gefahr, dass sie ihrem Vater nacheifern möchte. Unangenehmes Auffallen, Drogen...auch sein Umfeld regt zum nachdenken an. An ihrer verängstigten Reaktion konnte man ausmachen wie zerstört ihre Selbstwahrnehmung bereits ist."

"Ist das ihr Ernst!? Sind wir jetzt hier bei ner Beratungsstelle!?"

"Mir macht eher das Blitzlicht Sorgen..."

"Verdammt darüber hatte ich gar nicht nachgedacht!!!", ich sprang auf und griff im Hinausgehen nach meiner Jacke.

"Und das Interview?", der Journalist beugte sich vor und warf mir einen Vorwurfsvollen Blick zu.

Ich gab keine Antwort mehr.



Clarisse

Weinend saß ich auf dem zugeklappten Toilettendeckel. Die Knie angezogen, die Stirn darauf abgelegt. Die Panik wollte einfach nicht verschwinden. Ich nahm einen Finger zwischen die Lippen und begann die Nagelhaut abzuknabbern. Irgendwann bildete sich eine kleine Blutblase darauf, ich fuhr mit dem zweiten Finger fort. Irgendwann waren meine Fingerspitzen blutverschmiert und mein Blick glasig. Wo blieb denn nur Daddy?

"Hallo?", ein Klopfen an meine Kabinentür ließ mich aufschrecken. Schwarze Springerstiefel lugten unter der Tür hervor. "Hallo?", es war eine raue, aber nicht unfreundliche Stimme. "Bitte lass mich...",die Worte waren undeutlich und leise. "Ich bin kein Kollegah Fan, ich will dir helfen."

Unsicher blieb ich sitzen. "Wirklich, du wirktest gerade total verstört."

Ich hörte Kleider rascheln. Sie schien sich hinzusetzen.

"Ich kenn das. Man fühlt sich alleine und gleichzeitig ist man ein großer Star. Und eigentlich will man nur ein ganz normales Leben leben, denn man liebt seinen Vater,aber dennoch hasst man ihn für die Aufmerksamkeit."

"Ich hasse meine Daddy nicht!", platzte es aus mir heraus und ich schloss die Tür auf.

Vor mir saß ein Mädchen mit Sidecut, gepiercter Unterlippe und schwarzgeschminkten Augen.

Sie musterte mich intensiv. "Du siehst ja aus wie eine lebende Puppe.", es war zwar nicht böse gemeint, dennoch spürte ich ein kleines stechen , dass von meinem Herz ausging.

"Selbst nachdem du geweint hast...du bist zu schön...", sie nahm eine Locke zwischen die Finger und drehte sie andächtig, dann musterte sie meine Gesichtspartien. "Du hast wahnsinnig viel aus seinem Gesicht. Die blauen Augen, die Nase und diese sinnlichen Lippen."

"Danke...", murmelte ich leise und trat von einem Fuß auf den Anderen.

"Ich seh meinem Vater gar nicht ähnlich.", sie lachte leise und ich sah so etwas wie Schmerz in ihren Augen.

"Warum...ziehst du dich so an?", fragte ich leise und biss auf meiner Lippe herum.

"Das...muss dich nicht stören. Ich verdecke das, was es zu verdecken gilt."

"Du bist bestimmt auch ohne diese Sachen sehr hübsch."

"Kleine...du hast überhaupt keine Ahnung."

Ich schwieg bedrückt und band meine Haare zusammen.

"Warum genießt du es nicht in der Öffentlichkeit zu tun, so wie dein Dad es tut."

Ich glaubte einen Hauch von Verachtung in ihrer Stimme zu hören legte mir meine Antwort jedoch genau zu recht:

"Ich finde es schöner für mich zu sein...außerdem habe ich Angst vor...ach egal."

"Vor was?"

"Ich habe eine Blitzlichtphobie. Ich-ich bekomme Panik, egal ob auf dem Handy oder der normalen Kamera."

Sie musterte mich einen Moment unglaubwürdig. "Du hast Angst vor Blitzlicht? Andere Mädchen haben eine Spinnenphobie oder Flugangst...und du hast Angst vor BLITZLICHT!?"

Ich nickte langsam.

"Abgefahren..."

Auf einmal sprang die Tür auf und ich stand mit einem Fuß schon wieder in der Kabine.

"LOVELY!", Daddy schloss mich fest in seiner muskulösen Arme und küsste jede Stelle meines Gesichts.

"Daddy...", meine Stimme war gebrochen.

"Was hast du denn mit deinen Fingern gemacht Küken?", Farid streckte die Hände nach meinen aus und schloss sie vorsichtig ein.

Immer wenn er das tat, begann mein Herz in letzter Zeit einen kleinen Tanz aufzuführen.

"Ich weiß nicht...", murmelte ich und lächelte ihn vorsichtig an. Er grinste warm zurück.

"Es tut mir so leid.", Daddy ging vor mir auf die Knie und streichelte eine Strähne aus meinem Gesicht.

"Da war ein Mädchen sie hat mir ge...", ich sah mich um. Die Toilette war leer.





Same mistakes like you did Daddy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt