Same mistakes like you did, Daddy

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Felix (Zur gleichen Zeit)

"Wenn das Fräulein, nicht innerhalb von einer, ich meinte einer halb...nein, einer Viertel-..., zehn Minuten(!), da ist, versohle ich ihren wohlgeformten Hintern eigenhändig."

"Ich dachte du bist für gewaltfreie Erziehung.", amüsiert zieht Marise an ihrer Zigarette, sodass der Stängel am anderen Ende kurz aufglüht, um dann wieder in das eklig - monotone aschfahl überzugehen.
Sie hat die Beine überkreuzt und lehnt mit ihrem Rücken an der wuchtigen Tür des Mahagonischrankes.

"Es wird dunkel.", beklage ich mich und werfe einen besorgten Blick aus den frisch geputzten Fenstern.

"Felix, jetzt komm aber mal von der 'Klein-Mädchen-Tour' runter, wir haben halb-vier und die Sonne scheint!"

"Sie ist am untergehen.", widerspreche ich bockig und kicke mit dem Fuß gegen den halb gefüllten Papierkorb.

"Felix! Sie ist 15! Vielleicht ist sie bei einem Jungen..."

"Meine Prinzessin ist bei KEINEM JUNGEN.", fauche ich gereizt und werfe ihr einen finsteren Blick zu.

"Sie wird dir auch nicht alles erzählen."

"Sie ist bei keinem Jungen, weil sie keine Hure ist!"

Marise Augen verengen sich kurz ehe sie einen weiteren Zug ihres Inhalationsfilterchens nimmt.

"Außerdem hätte der Typ spätestens nach dem Treffen keine Eier mehr. Oder zerdrückte Eier...Kommt auf den Typ an.", nachdenklich fahre ich mit dem Fingernagel einige Kerben in der Wand nach und male mir alle möglichen Schreckensszenarien aus.

"Wenn ich wüsste, dass mein Vater so reagieren würde, wäre ich auch ohne Erklärung weggeblieben um..."

"Oh ich bitte dich. Um rumzuhuren? Wärst du meine Tochter gewesen..."

"Dann was!?", sie fixiert mich mit hasserfüllten Blicken.

Ich halte Inne, besinne mich meiner Mission und wähle zum zweihundertvierzigsten Mal Clarisse Nummer. Immer wieder werde ich auf ihre Mailbox verwiesen und das feine Stimmchen bricht mir das Herz.

Gegen 22 Uhr halte ich es nicht mehr aus. Auch Marise ist in heller Aufregung und rennt mit dem vierten Päckchen Zigaretten durchs Haus. Selbst wenn Clarisse einen Jungen getroffen hätte, wäre sie pflichtbewusst um acht Uhr vor unserer Tür gestanden, hätte sich entschuldigt und eine Ausrede vor sich hergestammelt bis sie schließlich doch unter meinem wissenden Blick eingeknickt wäre.
Das ist nicht ihre Art.
Der Computer fährt mit einem leisen "Piep"-Geräusch hoch und meldet das eintreffen einer neuen E-Mail. Komisch, normalerweise werde ich doch über mein Smartphone über das Eintreffen diverser Mails informiert.
Langsam bewege ich mich in Richtung des elektrischen Geräts und lasse mich auf dem ledernen Sessel nieder.
Meine Hand bahnt sich zitternd ihren Weg zur Maus und als ich ihr einen leichten Stoß versetze färbt sich das Display schwarz und die Kameralampe am oberen Bildrand flammt auf.
Stirnrunzelnd tippe ich erneut gegen die Maus und werde mit einem neuen Fenster belohnt, worauf...Ich zu sehen bin.

Ich werde gefilmt, von meinem eigenen Computer.

"Was ist los? ", Marise ist hinter mich getreten und begutachtet das Szenario.

'READY?',erscheint in giftgrüner Schrift unter meinem Livestream.

Zögernd nicke ich, gefolgt von meiner Exfreundin. Mit äußerster Anspannung tasten meine Finger unmerklich nach dem bereits bereitgelegten Smartphone.

'AWAY!', flammt auf dem schwarzen Hintergrund auf.

Verunsichert ziehe ich die Hand zurück und nage auf meiner Unterlippe.

'GOOD BOY!'

"Jaja, fick dich...", brumme ich gereizt, als das Bild plötzlich switcht und vor mir ein verängstigtes Huskeyblaues Augenpaar auftaucht.

"CLARISSE! ", Marise presst sich verzweifelt die Hand vor den Mund während Tränen in Sturzbächen über ihre bleichen Wangen fließen.

"BABY!", auch ich kann kaum an mich halten und springe impulsiv auf. Mein Herz schlägt schneller den je. Niemand, aber auch niemand darf ihr etwas tun!

Sie verschwindet so schnell wie sie kam und stattdessen steht in Neonroten Buchstaben ein Satz geschrieben welcher mir das Blut in den Adern gefrieren lässt:

"Same mistakes like you did, Daddy."

Same mistakes like you did Daddy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt