Angst

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Harold ist seit einer halben Stunde damit beschäftigt Kameras und einige Computer zu verknüpfen.
"Was wird das?", müde richte ich meinen geschwächten Körper einige Zentimeter auf, nur um kurz darauf zurück auf den kühlen Boden zu sinken.

"Geht dich noch nichts an.", brummt der Grünäugige und verlegt die nächste Leitung.

"Trink etwas.", über mich wird ein Wasserglas gehalten. Vorsichtig wende ich den Blick und entdecke Michael welcher sich neben mich gesetzt hat und neben dem befüllten Glas auch einen Teller mit Lebensmitteln bereit hält.
Gierig schließen sich meine Finger um den kühlen Becher und mit einigen schnellen Schlucken landet das Wasser blubbernd in meinem Körper.
"Mehr...", bitte ich und befeuchte meine spröden Lippen mit der Zunge.
Schnell schenkt er nach und hält es mir selbstständig an die Lippen.
Mit der anderen Hand fixiert er meinen Nacken um mich aufrecht zu halten.
"Ich habe auch etwas zu Essen, sieht jetzt vielleicht nicht allzu spektakulär aus, aber schmeckt und sättigt!"
Er hält mir den Teller unter die Nase und ich beginne langsam wieder an das Gute im Menschen zu glauben.
"Griechischer Salat.", erläutert Harold mein Wissen und zieht eine Augenbraue in die Höhe.
Unwillkürlich weiche ich näher an Michael , welcher beruhigend eine Hand um meine Taille legt.
"Stell dich nicht so an.", ehe ich mich versehen kann werde ich auf Harolds Schoß gehoben und seine muskulösen Arme umschließen die abgemagerte Taille.
"Kann ich bitte essen?", wimmernd rutsche ich in Richtung seiner Knie, werde aber mühelos zurückgezogen.

"Iss doch.", amüsiert hält er mir den Teller unter die Nase.

"Will so nicht...", entgegne ich bestimmt.

"Himmel, Harold. Lass sie doch essen.", mischt sich jetzt auch Michael ein.

"Sie isst an dem Ort wo ich möchte, dass sie isst." , seine Augen sprühen Funken und ich schiebe mir widerwillig eine gefüllte Gabel in den Mund, schaffe es jedoch nicht den Salat hinunter zu Schlucken, da sich ein großer Kloß in meinem Hals gebildet hat und einfach nicht zulassen möchte , dass etwas in meinem leeren Magen verschwindet.
Krampfhaft schlucke ich, kann aber auch gegen die aufkommenden Tränen nicht länger ankämpfen und halte mir eine Hand vor den Mund um die aufkommenden Schluchzer zu unterdrücken.
Wie gerne würde ich jetzt in Daddys Armen liegen und etwas von dieser unbändigen Liebe spüren. Und seine aufbauenden Worte, dass alles wieder gut werden würde. Natürlich weißt du , dass nichts mehr gut wird, aber er gibt dir dieses Gefühl nicht alleine zu sein und es in Wirklichkeit viel unkomplizierter scheint als es tatsächlich seien mag.

"Jetzt quäl sie doch nicht so, sie erstickt uns noch.", Michael hebt mich grob aus Harolds Griff und streichelt zart meinen Rücken in kreisenden Bewegungen, während ich mich an seinem Hals festklammer und die kurzweilige Geborgenheit genieße.

"Sie soll gleich vor die Kamera. Unsere kleine Show beginnt in wenigen Sekunden."

"Kamera? Show?", mein Griff um Michaels Hals wird fester während ich panisch zu eruieren versuche um welche Kamera Aktivität es sich handeln wird.

"In Ordnung.", vorsichtig löst mein Beschützer den Klammergriff und hebt mich zart zum Stativ.

"Ich will nichts machen was ich nicht will.", wimmere ich und weiche scheu immer wieder zurück. Ich weiß dass es nicht mehr lange dauert bis Harold die Geduld verliert aber die Panik raubt mir den letzten Nerv.

"Wenn du jetzt nicht sofort ruhig stehen bleibst, sorge ich dafür dass du dich demnächst nicht mehr bewegen kannst, verstanden?", knurrt Harold gereizt und umschließt mit seinen langen Fingern meinen Oberarm.

"Du wirst jetzt in die Kamera schauen. Mehr nicht. Verstanden?", gibt er die Anweisung und beugt sich dann nochmal hinab zu meinem Ohr: "Und egal wen du siehst: Machst du Theater, ziehe ich die Hochzeitsnacht vor und glaub mir...das wird keine schöne Erinnerung werden."

"H-Hochzeitsnacht?", in der Hoffnung mich verhört zu haben , suchen meine Hände nach etwas woran sie sich festhalten können.

"Richtig.", er grinst süffisant und nimmt einige Einstellungen vor.

"Ich bin doch erst 15 und du bist ein ausgewachsener Mann.", mir schwebt der biologische Aufbau vor und die köstlichen Feta-Stückchen verwandeln sich in brennende Säure.

"Genau.", seine Augen blitzen als könne er die Bilder in meinem Kopf per Livestream mitverfolgen.

"Das darf man in Deutschland gar nicht! Das ist Freiheitsberaubung!", setze ich zu einem schwachen Protest an , verstumme jedoch als Harolds Augen jede Kurve meines Körpers inspizieren.

"Stell dich jetzt davor.", weißt er mich mit samtiger Stimme an.

Mit einem unguten Gefühl befolge ich die Anweisung. Durch die Linse lässt sich nicht viel erkennen als zwei dunkle Schatten.
Als jedoch das Licht ausgeschaltet wird kann ich erkennen wer mir gegenüber sitzt.
Bevor mein Hirn die Information reproduzieren kann sind die Personen auch schon wieder verschwunden und haben einer flammend roten Schrift platz gemacht.

"Same mistakes like you did Daddy."

Same mistakes like you did Daddy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt