Vertrau keinem!

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Als ich am nächsten Morgen erwachte war das Bett neben mir leer. Vorsichtig strichen meine Finger über den seidigen Stoff des Bettlakens. Er war kalt und glatt. Traurig über die steigenden Gewissheit alles nur geträumt zu haben, stand ich auf und zog meinen Bademantel über. Es war das letzte Geschenk meiner Mutter. Er war weiß und Flauschig. Darauf unregelmäßig große rosa Punkte. An einigen Stellen war er schon abgewetzt doch das war mir egal. Ich liebte ihn heiß und innig.

"Princess?", das leise Klopfen an der Tür ließ mich aufhorchen. Ein winziger Hoffnungsschimmer glimmte in mir auf und verwandelte sich in tiefe Enttäuschung als vor mir Daddys Gesicht auftauchte.

"Gut geschla...Hey...du siehst aus als hättest du jemand Anderen erwartet.", eine Sorgenfalte bildete sich zwischend den wohlgeformten Augenbrauen als er sich ins Zimmer schob. Erst jetzt erkannte ich das Frühstückstablett dass er vor sich hertrug. Darauf war frischer Aufschnitt, Brötchen, zwei Tassen mit heißem Kakao und ein Strauß Rosen, die mich etwas zum lächeln brachten. Er kannte mein Favel für Blumen.

Wir kuschelten uns nebeneinander ins Bett und ich sah, die Wange an seine Schulter gelehnt, ihm dabei zu wie er mein Brötchen mit Butter bestrich. Als er sich gerade der Wurst zuwenden wollte schnappte ich es schnell aus seiner Hand und biss herzhaft hinein. "Keine Salami?", er schien sichtlich verwirrt und musterte mich verwirrt. "Bist du Vegetarierin? Oder habe ich die Falsche gekauft?", die Besorgnis in seiner Stimme erinnerte mich wieder an die Strenge Vaterseite die er fast nie zum Vorschein brachte.

"Nein, ich will nur mehr auf meine Ernährung achten.", murmelte ich mit vollem Mund und kaute weiter.

"Das du mir nicht auf dumme Gedanken kommst.", jetzt klang die Besorgnis glasklar heraus und wurde unterstrichen als er das Messer beiseite legte und mich aufmerksam musterte.

"Wirst du krank?", seine große Hand legte sich auf meine vergleichsweise Kühle Stirn. Ich schloss kurz die Augen und öffnete sie erst als er seine Hand entfernte.

"Papa mir gehts super. Ehrlich."

"Na gut.", ich wusste dass er nicht überzeugt war aber mit ihm konnte ich kaum über meinen verstörenden Traum reden.

Nachdem ich frisch geduscht und umgezogen war stiegen Daddy und ich ins Auto und fuhren zu dem nahegelegenen Friedhof auf dem meine Mutter beerdigt worden war. Vier Jahre war es jetzt her und ich hatte mich nicht mal getraut auf die Beerdigung zu gehen. Der Scham und die Enttäuschung schlummerte immer noch in mir. In dem kleinen Laden kauften wir einen Strauß mit Kornblumen und Gräsern die hübsch zusammengefasst waren. Auch dieses Mal weinte ich. Bei jedem Versuch nahm ich es mir vor nicht zu tun und dennoch brachen nach einiger Zeit alle Dämme und ich schluchzte haltlos. Es war das Gefühl nach unbeholfenheit und tiefliegender Trauer und der Wunsch nach dem Ewigen Leben der so gut wie nie mit der Realität vereinbar war.

"Schatz komm her.", Daddy schloss mich fest in seine starken Arme und hielt mich solange bis auch die letzte Träne versiegelt war. Schließlich verließen wir Arm in Arm die Gedenkstätte und liefen den schmalen Pfad zurück.

Same mistakes like you did Daddy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt