Regelverstoß #1

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Ich übergebe mich so lange bis mein Hals brennt und die Augen Tränen. Gähnende Leere hat sich in mir breit gemacht und ich vermisse das Fülle-Gefühl nach einer deftigen Mahlzeit.

"MICHAEL!", Anis rümpft die Nase und schüttelt den aus Leder bestehenden Schuh leicht um ihn von dem Erbrochenen zu befreien.

Zeitgleich eilt ein ebenfalls Bärtiger Mann auf uns zu. Seine Gesichtszüge sind markant und die blitzenden braunen Augen mustern mich eindringlich. Zitternd lasse ich mich auf den nahestehenden Stuhl sinken und murmel immer wieder ein leises:
"Entschuldigung, es tut mir leid." , vor mich hin.
Anis beugt sich besorgt zu mir hinab und streicht fast liebevoll über meine bleiche Wange:
"So etwas kann passieren, Bella. Mach dir keine Sorgen. Ich bin dir nicht böse!"
Mit einer freien Hand zieht er den jungen Mann neben sich und klopft ihm beherzt auf den Rücken:

"Das ist Michael. Er wird sich um dich kümmern. Wenn du Fragen oder Wünsche hast wendest du dich an ihn. Du kannst aber auch jederzeit zu mir kommen, das weißt du doch Prinzessin?"
Ich nicke eingeschüchtert von seinem stechenden Blick und wende mich meinen blau angelaufenen Fingernägeln zu.

"Eisenmangel."

Erstaunt hebe ich den Blick. Woher weiß der Fremde , was in meiner Krankenakte vermerkt ist?
Bevor ich meine Frage stellen kann deutet er auf meine Fingernägeln:
"Klares Zeichen dafür. Außerdem ist deine Wasserlinie gelbweißlich. Bei gesunden Menschen ist diese rot."

"Aha.", mehr bringe ich nicht hervor. Mein Verlangen nach Etwas zu essen steigt ins unermessliche und so lässt auch mein Magen nicht lange auf sich warten indem er sich mit einem lauten Knurren zu Wort meldet.

"Du hast Hunger.", schließt Michael daraus und entlockt mir ein müdes Lächeln. Er ist die erste Person hier, welche mir auf Anhieb sympathisch erscheint.

"Sie isst nichts.", entgegnet Harold plötzlich kühl und zieht mich grob am Oberarm in die Höhe.

"Wenn das keine Hämatome gibt.", brumme ich gereizt, belasse es aber aufgrund meines psychischen Zustandes bei diesem Kommentar und folge Mr Skinnyjeans, so gut ich kann mit Verhältnismäßig kurzen Schritten den Flur entlang.
An der Seite von uns erstrecken sich Spiegel mit vergoldeten Rahmen. Meine Füße klatschen ungeschickt auf die geflieste Erde, während mein Herz zum zerspringen schnell und heftig gegen meinen Rippenbogen pocht. Die Decke ist mit Stuck verziert und Barock-Angehaucht.
Würde der Grünäugige Adonis nicht unter chronischem "Renn-Drang" leiden hätte ich mich leidenschaftlich gerne mit der Strukturierung des Gebäudes befasst.

"Wie alt bist du?", frage ich in die Stille, welche nur durch die widerhallenden Schritte gestört wird.

"23." , entgegnet er knapp und setzt seine Sightseeing-Tour fort.

"Das ist alt.", sage ich nachdenklich und bremse gerade noch ab um nicht in seine abrupt stehen bleibende Statur zu rennen:

"23, ist definitiv nicht alt."

"Doch.", entgegne ich patzig, mit dem Hintergedanken, meinem Zukünftigen gegenüber zu stehen.

"Ist es nicht. Sei jetzt still ich habe Kopfschmerzen.", er reibt sich mit dem langen Zeigefinger die Schläfe und mustert mich durch zusammengekniffenen Augen.

"Kann ich Einspruch erheben?"

"Gegen was?", er öffnet misstrauisch ein Auge und lässt seine Hände sinken.

"Dass du und ich füreinander bestimmt sind."

"Du nervst.", er verdreht die Augen, greift nach meiner Hand und will mich weiterschleifen, jedoch halte ich bestimmt stand und presse meine Füße gegen die Kraft ,welche er aufbringt um mich zum weiterlaufen zu bewegen.

"Ich werde mir von Niemandem sagen lassen, mit wem ich zusammen sein soll. Emanzipation ist ein großes..."

"Vögelchen, du verstößt schon wieder gegen meine Regeln..."

Same mistakes like you did Daddy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt