In einem weißen Lichtschimmer öffnet Ellen ihre Augen.
Ihre Umgebung scheint sich immer mehr zu verschärfen, denn das, was sie bereits erkennen kann, sind die blinkenden Lichter der Polizeiwagen.
Ihr Schädel schmerzt.
Sie möchte drauf los fluchen, bis sie einen Sanitäter im Rettungswagen erblickt.Seine Reflexionsstreifen blenden sie arg.
Er dreht sich zu ihr um, da er zuvor in irgend einer Tasche raumgekramt hat, und zieht seine Augenbrauen überrascht in die Höhe, als er sieht, dass sie erwacht ist.Die Auferstehung eines Dämons. "Wie kannst du jetzt bloß dumme Witze reißen?"
Ellen bleibt perplext auf der Liege liegen.»Oh! Hab gar nicht gemerkt, dass du wach bist.«
Ellen verzieht ihr Gesicht.
Er kommt mit einer Spaltlampe näher, aber schaltet sie noch nicht ein.
»Wie geht's dir?«, fragt er.Sie zuckt mit den Schultern, nur darauf bedacht ihre Gedanken zu ordnen, die ziemlich durcheinander geraten sind, seitdem sie hier aufgewacht ist.
Unter anderem ist es recht ungewohnt für sie, dass jemand in solch einer Situation so die Ruhe bewahren kan, auch wenn genau das sein Job ist, um die Patienten nicht aufzuwühlen ...
Aber trotzdem ist das Gefühl irgendwie gruselig, dass draußen die Hölle ausbricht und hier drinnen, in dem kleinen Wagen, alles abgedämpft ist und so getan wird, als wäre alles in Ordnung ...Er versteht ihre Signale und knipst wortlos die Lampe an.
»Du hattest einen Anfall. Danach hast du geschlafen wie ein Baby.«
Er kontrolliert ihre Augen und auch alles weitere - Routine-Kontrolle.
»Sonst noch irgendwelche Beschwerden?«»Nein.«
Schon irgendwie skurril wie gelassen und ruhig er die Situation aufnimmt und sich eine fremde Person so um mich kümmert ...»Ich sollte dich vorwarnen. Da draußen ist die Hölle los. Hüte dich vor allem vor den Reportern, die sind gerade ganz Wild auf dich. Kommst bestimmt auf's Titelblatt ... oh man«, nuschelt er zum Ende hin und schüttelt entsetzt den Kopf.
»Aha ... Danke, schätze ich ...«, murmelt sie und kraust immer noch Recht benebelt die Stirn.
Er lächelt sie ein wenig müde an: »Alles gut. Du kannst gehen, wenn du dich danach fühlst. Wenn du Hilfe brauchst, dir schwindelig ist, dann sag mir Bescheid.«
Sie hebt auch ein wenig ihre Mundwinkel, doch sie fühlt sich noch so mitgenommen von dem Nickerchen, dass sie selbst kein vernünftiges Lächeln mehr zustande bringen kann.
Sie fühlt sich deswegen ein wenig schlecht, da sie denkt, dass sie unfreundlich rüberkommt, obwohl er so nett zu ihr ist.
Aber eine Frage hat sie noch: »Wie lang war ich eigentlich weggetreten?«Hier hängt keine Uhr, zumindest kann sie keine erblicken.
»Ungefähr'ne Stunde. Was aber weiterhin nicht schlimm ist, da du unter Aufsicht warst und schnell eingeschlafen bist. Wir müssten dich aber noch hierbehalten, falls was sein sollte«, erklärt er ihr.
»Okay, danke! Ich gehe dann, wenn es in Ordnung ist?«, fragt sie leise, da es ja noch durchaus sein kann, dass es noch von seiner Seite aus was gibt.
Da dies nicht der Fall zu sein hüpft sie dann von der Liege.Er öffnet ihr die beiden Hintertüren und Ellen huscht unter seinen Armen nach vorne.
Er hat durchaus nicht übertrieben mit seiner Aussage, dass die Reporter ganz schön aufgescheucht sind.Wie ein Bienenschwarm, nachdem man mit einem Stock auf deren Nest geschlagen hat, schwirren sie um den Rettungswagen, wo die Polizisten schon kläglich versuchen diese zurück zu halten.
Kaum stehen die beiden Türen offen, wird ihr direkt ein Mikro vor die Nase gehalten.
»Ellen, können Sie uns etwas über den Vorfall berichten?«
»Wie fühlt es sich an so wegzutreten, bei diesem Anblick?«
»Sind diese Anfälle normal?«
Man die benehmen sich ja wie kaufsüchtige Tussen im Outlette, wenn sie noch das Letzte Kleidungsstück ergattern wollen!Ellen verdeckt mit ihrer Hand ihr Gesicht.
Einerseits, weil sie nicht fotografiert werden möchte und auf der anderen Seite, weil sie die vielen Lichter blenden.
Der Sanitäter kommt aus dem Wagen und drängt sich an ihr vorbei, um sich vor sie zu stellen.
Er verdeckt die Kameras mit seinen Händen und drückt die etwas kleinere Menschenmasse von dem Wagen und bietet ihr damit eine Fluchtmöglichkeit.Sie haucht noch ein Danke und schlängelt sich durch die Menschen, abseits von den Reportern, auf der Suche nach ihren Freunden.
»Gott, da bist du ja!«
»Wir wollten zu dir, aber dieser Rettungsmensch, Sanitäter-Futzi hat uns nicht durchgelassen!«, beschwert sich Bradley.
Ihre Freunde schütten sie mit beiden Aussagen zu, während die Beiden sie umarmen.
Auch wenn Ellen sich meist bei Körperkontakt unwohl fühlt, genießt sie diese Umarmung und versinkt förmlich in den Armen der Beiden, die sogar ein wenig Wärme spenden.
Am liebsten würde sie ihre Freunde viel öfter und inniger umarmen, so wie es jetzt der Fall ist, um diese Nähe einfach zu genießen, doch sie fühlt sich bei dem Gedanken daran so Unbehagen, dass das nicht mehr normal, geschweige denn gesund ist.
Mittlerweile hasst sie es sogar, obwohl sie sich so danach sehnt.Ellen wird zu Bradleys Eltern geschleppt, die bei ihrer Gruppe stehen.
Jetzt kann sie nun bei der Polizei auch eine Zeugenaussage machen.Um 22:17 Uhr kommen Ellen und ihre Gruppe nach Hause.
Als das Prozedere mit der Polizei für's erste vorbei gewesen war, konnten sie endlich auch nach Hause.
Samantha und Drain haben Ellen und Sandy noch geholfen, nachdem sie Rhonda und Bradley heim gebracht haben, die Geschenke hoch zu tragen.Rhondas Eltern waren halb außer sich gewesen, da sie sich die Live-Verfolgung in den Nachrichten angesehen haben und Ellen als schlechten Umgang für ihre Tochter bezeichnet haben.
Für Ellen zählt der Satz schon als Begrüßungs- und Abschiedssatz, so oft musste sie sich den schon anhören.Ohne sich umgezogen zu haben fällt sie halbtot ins Bett.
Sie erblickt auf ihrem Nachttisch noch einen Muffin, den Bradley wohl noch für sie hingestellt hat.Das macht er immer, nachdem sie, so wie gestern, in Ohnmacht gefallen ist.
Er hat sogar eine kleine Notiz um ein Holzstäbchen, ähnlich wie bei einer Fahne, umgewickelt und in den Muffin gesteckt, worauf folgendes geschrieben steht: Wir sind immer für dich da, Kleine ♡
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They Lost The Control
HorrorWie fühlt es sich an, in einer disfunktionalen Welt, übertrumpft von Infizierten, aufzuwachsen ...? Und obendrein noch zu wissen, dass die eigenen Eltern dafür verantwortlich gewesen sind, wegen eines misslungenen Experimentes? Ja, richtig gehört...