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Die beiden Mädchen wollen zu ihr, doch Ellen fasst sich an die Magengegend, beugt sich über das Waschbecken und bricht alles heraus, was noch in ihrem Magen verweilen sollte.
Ihr Körper verkrampft sich schmerzhaft.
„Warum hast du da auch nachgesehen?!
Jetzt sind selbst die restlichen Lebensmittel aus deinem Magen raus und nun bist du körperlich noch kraftloser!"
Sie spuckt hustend noch die letzten Brocken in das Becken.
»Schaut da nicht rein, bitte!«, warnt sie wimmernd.

Rhonda und Lorena sehen sich an, überlegen kurz und gehen dann langsam wieder zu ihren Plätzen zurück.

Ellen rafft sich wieder auf, wischt ihren Mund ab und knallt die Schranktüren zu.
„Hast Gideon ja ein tolles Geschenk dagelassen."

»Was ist dort?«, fragt Lorena, die die Gurken schneidet und somit die nicht auszuhaltende Stille zwischen ihnen unterbricht.

Ellen streicht nochmal über ihre Mundwinkel, schnieft und geht an ihr Brett zurück.
Sie greift nach dem Messer und schneidet weiter Tomaten.

Bei dem Anblick des roten Gemüses kommt ihr wieder die Magensäure hoch.

Sie kneift ihre Augen zusammen und dreht ihr Gesicht weg.
Sie hält inne.

»Gut dann eben nicht«, kommt es nun von ihr und schneidet weiter.

Ellen reibt ihre Nase.
»Eingeweide ... Glieder ... Von Menschen höchstwahrscheinlich.«

Mit heruntergefallenen Kinnladen sehen die Beiden sie an.

Ellen behält ihren Kopf unten und streicht die letzten Tomaten von ihrem Brett, in die Schale.

Während Lorena  weiter schneidet und Ellen sich um das brutzelnde Fleisch kümmert, starrt Rhonda weiterhin Löcher durch sie.

Ellen bemerkt das kaum, da sie sich eher fragt wieso sie einen funktionierenden Herd haben und Strom, um zu kühlen und zu erhitzen – aber kein fließendes Wasser ... Ist doch lächerlich.
"Vielleicht ist der Kack auch Solarbetrieben?"

»Deswegen die Kleidung, in den Schränken«, kommt es verwundert von Rhonda, die ihren Blick nun endlich abwendet und den Teig macht.

Ellen sieht zu ihr auf und runzelt die Stirn.
»Kleidung?«

Rhonda verteilt Mehl auf die Fläche und beginnt den Klumpen zu kneten. »Ja. Von dem Typen von gestern, den er erschossen hat, schätze ich. ... Ralph stand auf dem Namensschild ... Zumindest denke ich es ist seins.«

Ellen verschlägts die Sprache.

Sie erinnert sich das Sam und Bradley gestern in die Küche gebracht wurden, wo die Mädchen jetzt auch das Essen zubereiten müssen.
Warte.
Vielleicht haben sie ihn so zugerichtet?
... Arme Jungs.

»Was ist, wenn diese Dinger von ihm sind?«, kommt es von Lorena, die ihre Hand, mit dem Messer in ihrem Griff, auf die Tischfläche ablegt.

»Mag sein«, murmelt Rhonda.

»Von wem sollen was sein?«, ertönt eine Stimme.

Die Mädchen schnellen ihre Köpfe zu dieser Stimme und sehen, dass Carl am Türrahmen steht.

Ellen verzieht ihr Gesicht und konzentriert sich wieder auf das Fleisch, welches sie brät und schenken ihm keinerlei Beachtung.

Lorena zittert ein wenig beim Schneiden, Rhonda träumt vor sich hin, während Carl langsam hinter Ellen entlang läuft und ihr über die Schulter schaut und ihre Arbeit betrachtet.
»Das Fleisch ist gar nicht gewürzt.«

Ellen stoppt den Pfannenwender, den sie zuvor noch auf der Pfannenoberfläche umher gestrichen hat und sieht ihn von der Seite an, da er sich ein wenig zu ihr hinuntergebeugt hat.
»Dann kannst du dem möchtegern Dahmer gerne ausrichten, dass er es gefälligst selber kochen soll, wenn's ihm nicht passt.«

Er packt nach ihrem Hals und drückt ihr Gesicht hoch.

Rhonda und Lorena zucken vor Schreck zusammen.
Sie starren ihn abwartend an, aber sagen nichts.

»Was glotzt ihr so, macht eure verdammte Arbeit!«

Sie spuren.

Er nähert sich wieder ihrem Ohr und flüstert lautstark: »Hab dir was mitgebracht.«
Er knallt zwei Pfeffer und Salzstreuer auf den Tisch und lässt von ihr ab.

Sie streicht sich über die Druckstellen an ihrem Hals, wobei sie aber nur ihren Wundpflaster spürt, und sieht ihm hinterher.

Er deutet auf das Waschbecken.
»Das machst du noch sauber!«

Sie nickt und verdreht versteckt die Augen, in der Hoffnung, er würde es nicht bemerken.
Sie beobachtet wie er die Türen des Einbauschrankes öffnet, wo sich ihr Herz schlagartig zusammenzieht.

Immerhin wissen sie nicht wie lange er da schon steht und wie viel er mitgehört, gar gesehen hat.

Er greift nach etwas, was sich wie eins der Gefrierbeutel anhört.

Schnell dreht sie ihren Kopf weg.

Sie möchte das nicht noch einmal sehen.
Denn sonst kommen wieder die Bilder von der Ranch und den Kindern hoch ...

Er zieht die Tüte heraus und knallt sie neben ihre Pfanne.

Die Mädchen zucken zusammen.

Er steht stramm neben ihr und zeigt darauf.
»Serviere es ihm. Er wünscht sich das von dir, also brauchst du gar nicht erst dumme Antworten von dir zu geben«, sagt er und verlässt die Küche.

Sie starrt den Inhalt des Beutels an.
Eine abgeschnittene Hand, wie lecker ...

Sie überlegt ein paar Sekunden und entscheidet sich schlussendlich daraus Spaghetti Bolognese zu machen.
Doch, sie hat eine andere Idee was sie als Hackfleisch verwenden kann.

Sie umgreift den Verschluss des Beutels und marschiert zurück zum Schrank, öffnet ihn und stellt den Beutel wieder zurück.
Stattdessen greift sie nach einem Beutel mit einem Fuß ...
Grinsend marschiert sie zurück zum Platz.

»Was hast du damit vor?«, fragt Lorena, während die beiden dabei sind, mit einer gewissen Abneigung, den Fuß zu betrachten.

»Ich mach ihm Spaghetti Bolognese mit Parmesan«, antwortet sie gleichgültig.
Wenn er Extrawürste haben will, mache ich das ganze einfach noch 'Speziell'.
Wenn, dann richtig.
Ich mache hier keine halben Sachen.
"Oh man ..."

Das Einzige, worin sie Bedenken hat, ist, dass einer seiner Leute oder vielleicht auch er selbst rein geplatzt kommt und sie dabei erwischt.
Sie weiß schließlich nicht, ob Gideon sich strikt eine Hand eines Menschen gewünscht hat – aber ein Fuß kann doch nicht wirklich anders schmecken, oder?
Sie hat bei der Suche nach Pfeffer und Salz Parmesan entdeckt, also müsse das nicht all zu sehr auffallen.

Ellen öffnet die Tüte und betrachten den blassen, blaugrünen Fuß.
Na den kannst du dir ordentlich schmecken lassen, Gideon.
"Das wird so dein Tod sein, Ellen."

They Lost The ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt