3. Avery

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Ihr wisst ja, wie es ist. Kommentieren oder Gliedmaßen verschwinden <3

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Mir war schon immer klar, dass Gould ein alter Sexist ist, aber dass er selbst jemanden wie Brielle ablehnen würde, wenn diese doch mehr als offensichtlich einen Platz im Team verdient hat, hätte ich nicht gedacht. Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Jungs im Team es nicht mit Brielle im Armdrücken aufnehmen könnten, geschweige denn im Eishockeytraining und das alles ist nur eine makabre Show, damit Brielle niemanden vorführt und deren Egos zum Platzen bringt. Allen voran wahrscheinlich Nate, Teamkapitän und größter Luftkopf, der mir je untergekommen ist. Er macht sich sehr viel daraus, dass er der erste Junge war, der den Stimmbruch hatte und auch heute noch so klingt, als wäre er ein paar Jahre lang sitzen geblieben.

Ich weiß nicht, warum es mich so sehr interessiert, dass Brielle ein Platz im Team verwehrt wird, immerhin kenne ich sie überhaupt nicht. Einen halben Tag habe ich hinter mir, indem Brielle entweder in Englisch neben mir sitzt oder ich sie in den Pausen zu ihrem Spind und wieder in die Klasse geführt habe. Sie ist nett, sicher, und es tut gut, mal jemanden wie mich in der Schule zu haben, mit dem ich mich unterhalten kann, aber das heißt nicht, dass es mich etwas angehen sollte.

Wahrscheinlich ist es die absolute Überzeugung, mit der Brielle aus Goulds Büro kam, dass sie es ihm heimzahlen wollte. Ich kann es ihr nicht einmal übel nehmen. Die Tür war vielleicht geschlossen, aber Gould war noch nie ein Freund von Zimmerlautstärke gewesen. Wie kann der Mann Brielle ins Gesicht sagen, dass sie lieber Cheerleader spielen soll, wenn sie doch mehr Muskelmasse in einem Arm hat als so manch einer der Jungs aus dem Team im ganzen Körper? An gut kaschierender Kleidung kann es nicht liegen, denn ihr kurzärmliges Shirt und die Fransenweste darüber haben einen sehr guten Blick auf ihre muskulösen Oberarme gegeben.

„Es ist ein Unding", sage ich zum wiederholte Male. Quinn guckt kaum von seinen Hausaufgaben auf. „Ist es doch, oder nicht?"

Wir sitzen in einem abgeschotteten Teil der schulinternen Bibliothek, die vorzüglich dafür genutzt werden kann, um zu lernen, sich vor lauten Jungs zu verstecken, oder – in Quinns seltenem Fall – seine Hausaufgaben zu machen. Vor mir liegt ein aufgeschlagenes Modemagazin, indem ich bereits seit einigen Minuten blättere, aber ich habe kaum genügend Konzentration, um mir die neuen Schnittmuster anzugucken.

„Sicher", erwidert er. „Aber was willst du dagegen machen? Ein Protestmarsch mit dir und Brielle?"

Ich schnaube. „Ich seh schon, dich nimmt das alles nicht sehr mit. Warum sollte es auch, du bist ja auch ein Junge und damit von Geburt an privilegierter als ich. Und noch dazu bist du weiß."

„Oh, komm schon, willst du wirklich diese Karte spielen? Wegen eines Eishockeyteams? Eines Schul-Eishockeyteams?" Quinn blickt auf, beide Augenbrauen zusammengezogen und eine Falte auf der Stirn. „Außerdem weiß ich nicht, warum es dich interessiert. Weder du noch ich haben jemals vor dem Team beizutreten oder sie anzufeuern, also könnten wir auch getrost damit weiter machen, ihre Existenz zu tolerieren."

Erbost schüttele ich den Kopf. „Du bist unglaublich", sage ich. „Seit du mit einem von ihnen ausgehst –"

„Was?", zischt er leise und beugt sich näher.

„Na, ich mein ja nur, wenn du und Nate nicht –"

Er unterbricht mich, indem er mir eine Hand auf den Mund presst. „Was redest du da bitte?", fragt er flüsternd. „Warum denkst du bitte, Nate und ich wären – das ist doch absurd!" Seine Wangen sind tiefrot und er blickt sich mit panischen Blicken um, als hätte er Angst, das gesamte Eishockeyteam würde plötzlich hinter dem Regal mit Geschichtsbüchern hervorspringen.

Everything (And Nothing) Has ChangedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt