16. Brielle

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Mir bleibt eine Woche, in der ich nun offiziell mit den anderen Jungs aus dem Team trainieren kann, bevor das nächste Spiel der Saison ansteht. Für mich ist es absolut kein Problem, mich ins Team einzugliedern und keinen großen Aufruhr aus der ganzen Sache zu machen, aber Coach Gould sieht das alles mal wieder ganz anders. Kaum habe ich die Sporthalle am nächsten Tag betreten, fackelt er nicht lange und zieht mich ins Spotlight.

Eine seiner fleckigen Hände klammert sich um meinen Oberarm, als er mich dem gesamten Team als „die Neue", vorstellt, keinen Namen, keine Position, kein Grund, wieso ich mitten im Jahr beitrete, einfach nur „die Neue."

Ich weiß, ich sollte rasen und wüten und ihm gegens Schienbein treten, aber ich reiße mich zusammen. Ich habe zu lange gebraucht, um überhaupt die Chance zu bekommen, endlich wieder in einem Team zu spielen, das werde ich mir jetzt nicht zerstören, nur weil Gould versucht, mich auf die Palme zu bringen. Es ist mehr als offensichtlich, dass er vorhat, mich so schnell wie möglich entweder rauszuekeln oder zu ersetzen, deswegen lasse ich mir nicht anmerken, dass irgendetwas davon bei mir ankommt. Ich werde mir diesen Platz nicht streitig machen lassen.

Die Trainingseinheiten in der Schule beziehen sich grundsätzlich auf Ausdauer und Geschicklichkeit. Gould lässt uns Runden laufen, mal vorwärts, mal rückwärts, er lässt uns Hindernisparcours überstehen und wenn wir einen Fehler machen, dann müssen wir zur Strafe eine weitere Runde laufen. Er veranlasst, dass wir so lange laufen, bis uns die Beine brennen und dann müssen wir weiter laufen, bis jeder Atemzug Feuer entfacht. Wir laufen, bis jeder Muskel in unserem Körper schreit, aber niemand lässt sich wirklich anmerken, wie erschöpfend das Training wirklich ist. Ich bin nicht sicher, warum einige der Jungs das mit sich machen lassen, wenn sie doch nicht wirklich an Eishockey interessiert sind.

Gould macht kein Geheimnis daraus, dass er mich wieder aus dem Team haben will. Als ich mir nach neunzehn Runden meine Wasserflasche holen will, lässt er das gesamte Team anhalten und wartet, bis ich fertig bin, dann sagt er: „Sollen wir für die Dame vielleicht noch ein Handtuch besorgen?" Seine Stimme trieft vor Sarkasmus und Häme. „Oder ist dir mein Training etwa zu anstrengend?"

„Keineswegs, Sir", antworte ich atemlos. Mir ist heiß und ich schwitze am ganzen Körper und wenn ich könnte, dann würde ich jetzt duschen und mich in eine Decke einwickeln, aber die Genugtuung werde ich ihm nicht geben. „Ich kann noch lange weitermachen, Sir."

Ein hässlicher Ausdruck tritt auf sein Gesicht. „Noch lange, ja?", fragt er. „Dann hast sicher nichts dagegen, noch ein Dutzend extra Runden zu drehen, während der Rest mit der nächsten Übung weiter macht, nicht wahr?"

Ich kann sehen, wie Nate hinter Goulds Schulter rapide mit dem Kopf schüttelt, aber ich drücke die Schultern durch und antworte: „Liebend gerne, Sir. Vorwärts oder rückwärts?"

Es muss ihn all seine Nerven kosten, mich nicht anzuschreien. „Vorwärts", knurrt er. „Los. Der Rest zu mir."

Obwohl meine Beine brennen und ich mich nicht daran erinnern kann, dass ich jemals so viel auf einmal gelaufen bin, halte ich durch. Ich lasse es mir nicht nehmen, noch eine weitere Runde zu drehen und Gould ein Lächeln im Vorbeilaufen zu schenken, als würde ich wirklich nicht wissen, was er mit mir macht.

Das Training endet mit einer kurzen, knappen Rede vom Coach, vor der Nate mich schon gewarnt hat. „Das nächste Spiel werden wir nicht verlieren", fängt er mit knurrender Stimme an, seine Augen huschen dabei zu mir und verengen sich, als wäre ich persönlich dafür verantwortlich, dass sie das erste Spiel verloren haben. „Ihr werdet jeden Tag trainieren, ob auf dem Eis oder nicht ist mir dabei egal. Wir werden nicht verlieren und wenn doch, dann Gnade demjenigen, der dafür verantwortlich sein wird. Verschwindet."

Everything (And Nothing) Has ChangedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt