Jetzt kommt hier ein Kapitel, an dem ich echt lange gewerkelt hab, weil ich es richtig hinbekommen wollte, deswegen wäre ich sehr dankbar, wenn ich ein wenig Feedback bekommen könnte, hihi, Feminismus und so, yay!
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Schnee und Dezember stöbern in einem glitzernden Sturm ineinander und es passiert so schnell, dass es keiner kommen sehen kann. Die Straßen sind weiß, die Bäume sind mit hellen Bärten bedeckt und der Himmel spiegelt die Kälte der Luft wider. Es vergeht kein Tag, an dem ich keine dicken Jacken über die vergleichsweise dünnen Blusen ziehen muss, die ich sonst trage und ich kann nur froh sein, dass ich aus dem letzten Jahr gelernt habe, und mir in den Sommerferien selbst eine Winterjacke zusammengestellt habe. Ansonsten hätte sie meinen gesamten Style untermauert und ich finde, niemand hätte das weniger verdient als ich.
Der Anfang der Winterzeit bedeutet leider auch, dass der Aufsatz für Mrs. Lawrence in Kürze abzugeben ist. Noch bin ich an den Feinheiten dran, aber ich hoffe, dass es reichen wird, um wenigstens keinen Anruf bei meiner Mom hervorzurufen. Die Aufgabe an sich hat mir schon keinen Spaß gemacht, da will ich nicht auch noch ein Gespräch mit Mom ertragen müssen, die mir mit ihrem enttäuschten Blick bis nach Hause folgen wird.
Othello hat mir aber auch keine andere Wahl gelassen. Aus dem Internet habe ich mir vage Themen zusammengesucht, die in irgendeiner Weise mit dem Stück zu tun haben, habe mir den einzigen weiblichen Charakter geschnappt, der auch nur ansatzweise Tiefe aufzeigt (wobei Desdemona trotzdem kaum mehr als ein Ding ist, das den Plot voranbringen soll) und dann einen viel zu langen Aufsatz darüber geschrieben, wie Hautfarbe und Weiblichkeit eine ausschlaggebende Rolle im Stück spielt.
(Tatsächlich bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob irgendeines dieser Themen wirklich wichtig ist, da ich das Stück nur ein einziges Mal überflogen habe, aber die Internetforen würden mich sicherlich nicht anlügen.)
(Und wenn doch, dann tue ich einfach so, als hätte ich einen anderen Blickwinkel genutzt, um mir das Stück anzusehen, das wird Mrs. Lawrence schon irgendwie gefallen.)
Der elendige Englisch-Aufsatz ist aber nicht die einzige Aufgabe, die diesen Monat ihr Ende findet. In einem Anflug an Wut über Gould, habe ich die restlichen Sachen für unsere Präsentation fertig gestellt. Wir sind damit nun endgültig so weit, dem Eishockey-Coach zu zeigen, was er alles verpasst, wenn er die Chance nicht ergreift und Brielle ins Team holt. Ich meine, es sollte eigentlich offensichtlich sein, dass sie dem Team nur gut tun würde, aber wenn man alles durch eine sexistische Linse betrachtet, dann ist wohl jede starke Frau ein angsteinflößendes Monster, dass den armen, armen Männern die Plätze klauen will.
Manchmal, aber nur manchmal frage ich mich, ob Gleichstellung wirklich das richtige Ziel für Feminismus ist. Manchmal, aber nur manchmal frage ich mich, ob man nicht Alles umstellen sollte, damit die Männer wirklich erkennen, was sie mit uns Frauen anstellen. Aber meistens kann ich dann nur seufzen und den Kopf schütteln. Dann wären wir nicht besser als die Narzissten, die diese Welt regieren, wenn wir ihnen ihre eigene Medizin verabreichen. (Es würde sich aber oh so gut anfühlen.)
Vor den Weihnachtsferien gibt es noch ein weiteres Eishockeyspiel, deswegen bietet es sich jetzt am ehesten an, dass wir versuchen, Gould zu überzeugen. Mit allen Kostümen und Notizen im Gepäck, die wir brauchen, habe ich dieses Mal sogar ein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Außerdem habe ich die Hoffnung, dass sich Gould überhaupt nicht trauen wird, Brielle abzulehnen, wenn Zoe und ich ebenfalls dabei sind. Gegen die geballte Macht von drei wütenden jungen Frauen kann er gar nicht anders als kleinbeigeben.
In der Schule angekommen, mache ich mich sofort auf den Weg zu Brielles Spind. Meine Freundin steht dort bereits an die Wand gelehnt und wartet auf mich mit einem schmalen Lächeln. Als ich nah genug bin, fragt sie: „Alles mit und bereit, Geschichte zu schreiben?"
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Everything (And Nothing) Has Changed
Fiksi RemajaJeden Tag zweifelt Avery daran, ob sie in ihrem Leben nicht etwas falsch macht. Sie hat weder eine Ahnung wer sie ist, noch was sie nach der Schule anstellen will. Sie weiß nur, dass sie liebend gerne schneidert und absolut nicht für die schönen Aug...