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"Wer darf in deinem Zimmer schlafen? Natürlich um morgen wieder quicklebendig hier zu stehen?", fragt Tony nach dem Essen. "Keiner", schieße ich zurück. "Linny, bitte", seufzt Nat. "Keiner", wiederhole ich. "Ich bleibe bei ihr. Wir werden tolle Mitbewohner", verkündet Steve und versucht mich zu überreden. "Vergiss es", protestiere ich. "Da hast du aber Glück gehabt, Melina. Captain Iglu kann einem richtig sympathisch werden, wenn man zu viel Zeit mit ihm verbringt", warnt Tony sarkastisch. "Also wenn ich die Wahl zwischen euch hätte, dann würde ich definitiv Steve als Mitbewohner nehmen. Mit dir würde ich nicht Mal in einem Zimmer schlafen, wenn wir eine Apokalypse hätten und wir die letzten Menschen auf Erden wären", antworte ich sofort bissig. Dann habe ich jetzt wohl einen Mitbewohner namens Steve Rogers. "Woah, ganz ruhig Drache. Du kannst haben was du willst", sagt Tony gespielt verängstigt. "Ach verzieh dich, Stark. Außerdem habe ich absolut nichts hier", fauche ich und verschwinde in mein - unser - Zimmer.

"Melina? Für die Nacht kannst du gerne ein Shirt oder sowas von mir haben", bietet Steve an, als er auch ins Zimmer kommt. Ich drehe mich zu ihm um. "Was brauchst du denn vorerst alles?", fragt er. "Keine Ahnung. Vielleicht ein, zwei T-Shirts. Hosen oder sowas kann ich mir von dir ja sicherlich nicht borgen. Du bist dreißig Zentimeter größer als ich", antworte ich. Er kramt drei Shirts aus seiner Tasche und wirft sie mir zu. "Für den Rest musst du vermutlich Natasha fragen." "Danke. Aber ich denke damit kann ich hier im Tower problemlos rumlaufen", bedanke ich mich. Heute werde ich niemanden mehr wegen irgendwas fragen. Im Bad ziehe ich mich um. Mein Bein tut erstaunlicherweise kaum weh, obwohl es eine ziemlich tiefe Wunde war. Den Verband lasse ich noch ein wenig dran, damit noch ein gewisser Druck und Stabilität da sind. Dann gehe ich wieder zurück ins Zimmer. "Gute Nacht, Cap", murmle ich und gehe ins Bett. "Wie geht's deinem Bein?" "Gut. Tut kaum weh", antworte ich. "Dann ist gut. Schlaf gut." "Du auch." Ich höre ihn noch ein wenig herumlaufen und ins Bad gehen, dann schlafe ich ein.

Vor mir taucht der Winter Soldier auf. Er ist immer noch hinter mir her. Wachsam hebe ich meine Hände, um mich im Notfall zu verteidigen. Langsam und einschüchternd kommt er auf mich zu. Ich muss zugeben, dass ich wirklich in Panik gerate, allerdings versuche ich es mir nicht anmerken zu lassen. Er zückt eine Waffe. Reflexartig schlage ich sie ihm aus der Hand, als er nah genug ist und versuche ihn zu Boden zu bringen, aber er ist zu gut. Ich will noch nicht sterben. Deshalb versuche ich alles. Er trifft mich mit einem harten Haken am Kinn. Benommen stolpere ich zurück. "Du wirst keinen sanften Tod haben, Mädchen", sagt er auf russisch. "Warum willst du mich töten?", frage ich auf seiner Sprache. "Du bist ein bedrohliches Hindernis", antwortet er und kommt auf mich zu. Ich weiche Schritt für Schritt zurück, bis ich mit dem Rücken zur Wand stehe. Sein rechter Arm greift nach meinen Haaren und zieht daran. "Ab in die Hölle mit dir", zischt er und umfasst mit der Metallhand meine Kehle. Langsam schließt er die Hand und drückt mir die Luft ab. Ich versuche nach Luft zu schnappen, dann entweicht mir ein lauter Schrei und schwarze Flecken flimmern vor meinen Augen. Ich habe nicht die Kraft mich zu wehren und hänge schlaff in seinem Griff. Das letzte was ich sehe sind seine eiskalten Augen. "Melina! Melina, wach auf", ruft jemand meinen Namen. Ich reiße meine Augen auf und blicke in Steve's erschrockenes Gesicht. Er kniet über mir auf meinem Bett. "S-Steve?" "Melina, ist alles okay?", fragt er. Ich schüttle den Kopf. "Ich hatte einen Alptraum", murmle ich und setze mich verschwitzt auf. "Willst du mir davon erzählen?" "Ich weiß es nicht. Ich glaube wir sollten weiterschlafen", antworte ich und sehe nach draußen. "Bist du dir sicher?" "Gute Nacht, Steve", sage ich und sehe ihn nicht an. Er steht von meinem Bett auf und geht zu seinem. "Sollte was sein, kannst du mich jederzeit wecken", versichert er mir. Ich nicke und setze mich auf die Bettkante, sodass ich ungehindert nach draußen schauen kann. Wenig später höre ich von meinem Mitbewohner ruhige, gleichmäßige Atemzüge. Ich schlüpfe in meine Hose und schleiche aus dem Zimmer. "Agent Clark, sollten Sie nicht im Bett liegen und schlafen?", höre ich eine männliche, mir unbekannte Stimme. Erschrocken sehe ich mich um. "Verzeihung, Miss. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin Jarvis. Mr Stark's künstliche Intelligenz." "Oh, hey Jarvis. Bitte weck niemanden auf. Ich versuche nicht zu fliehen. Ich muss nur meinen Kopf frei bekommen. Kann ich irgendwo trainieren?", frage ich und entspanne mich etwas. "In Ordnung, Miss. In der 88. Ebene befindet sich ein Trainingsraum, wenn Sie nebenbei die Skyline ansehen wollen. Oder in der Etage -2 eine Trainingsmöglichkeit im Keller. Beide sind gleich ausgestattet", antwortet die KI. "Okay. Ich geh ins obere. Danke, Jarvis", bedanke ich mich und mache mich auf den Weg nach unten. Ich nehme die Treppe, auch wenn der Boden unter den nackten Füßen echt kalt ist. Das hält mich wach.

Gejagt vom Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt