Wieder vergeht einige Zeit, in der ich nichts tun kann. Scott und Clint haben mit der Regierung einen Deal gemacht, dass sie bei ihren Familien sein können. Steve und Sam haben beschlossen eine Art Weltreise zu machen. Dabei haben sie irgendwo Natasha aufgesammelt, welche wohl durch die Beihilfe bei unserer Flucht ebenfalls gesucht wird. Wanda hat sich irgendwo ins Vereinigte Königreich abgesetzt. Ich habe mich geweigert Wakanda zu verlassen. Als Ausgleich schicken sie mir von überall Bilder und wir telefonieren täglich, damit ich mir keine Sorgen um sie machen muss und sie sich nicht um mich. Was ich mache? Zwei Wochen nachdem ich in Wakanda angekommen bin, habe ich einen etwas normaleren Tagesablauf begonnen. Ich sitze jeden Tag stundenlang vor Bucky's Kapsel und erzähle ihm alles von Steve. Ich tue so, als wäre er wach und nicht im Eis. Shuri stört es absolut nicht, ich habe sie extra gefragt. Von ihrer Arbeit kann sie einfach nichts und niemand ablenken.
"Du hast dich in ihn verliebt, stimmt's?", fragt Shuri mich, als ich heute ins Labor komme. Bucky ist jetzt seit genau zwei Monaten im Kryoschlaf. "Ich glaube schon, ja", gebe ich ihr gegenüber zu. "Ich hab es geschafft", ruft die Prinzessin nach dem Mittagessen laut. Sie macht einen letzten Hirnscan und bestätigt es mir. "Ich habe es geschafft, Lina! Du bekommst deinen Soldaten endlich zurück", ruft sie erfreut und schließt mich in ihre Arme. Ich freue mich wahnsinnig. "Das muss ich Steve sagen", sage ich und löse mich von ihr. Ich nehme mein Handy in die Hand und drücke auf Steve's Kontakt um ihn anzurufen. Klar dauert es noch ein paar Stunden bis zu unserem eigentliche vereinbarten Telefonat, aber es muss jetzt sein. Ungeduldig warte ich bis er endlich den Anruf entgegen nimmt. "Lina? Ist etwas passiert?", fragt Steve. "Shuri hat es geschafft. Sie hat Bucky geheilt", rufe ich lachend. "Was? Wirklich?", fragt er. "Ja, Captain. Ich glaube es zumindest. Ich muss ihn noch wieder auftauen und es dann ausprobieren, aber ich bin sehr zuversichtlich", antwortet Shuri, welche neben mir steht. Ich kann mich fast nicht beruhigen, weil ich so aufgeregt bin. "Wow, das ist wirklich großartig. Gute Arbeit, Shuri", lobt Steve sie übers Telefon. "Bitte lob den Tag nicht vor dem Abend. Ich kann es noch nicht zu einhundert Prozent sagen", wehrt Shuri das Lob ab und wirkt verlegen. "Ich muss jetzt los, Lina. Wir sprechen später wieder. Informier mich, wenn es Neuigkeiten gibt", sagt Steve und klingt beschäftigt, bevor er auflegt. "Können wir ihn heute noch auftauen?", frage ich Shuri. "Ich kann des Tauvorgang einleiten, ja. Aber bis er vollständig wieder wach ist, dauert es noch bis morgen früh", antwortet sie und gibt Befehle an der Kryokapsel ein. Das gibt meiner Stimmung einen Dämpfer, aber nur einen kleinen.
Nach dem Abendessen trainiere ich noch etwas, bevor ich mit dem restlichen Team das heutige Telefonat habe. Ich rede nochmal ausführlich mit dem Trio über Bucky und auch über andere Themen. Gegen elf Uhr abends verabschieden wir uns voneinander, weil ich noch duschen muss und dann ins Bett gehen möchte. Trotz der Müdigkeit vom Training kommen meine Gedanken einfach nicht zur Ruhe. Ich liege noch einige Stunden wach, bis ich dann doch in einen leichten, traumlosen Schlaf falle.
"Lina! Wach auf, wir brauchen dich unten im Labor", ruft Shuri durch meine Zimmertür und weckt mich damit. "Zwei Minuten", rufe ich und laufe ins Bad. Schnell erledige ich den wichtigsten Teil meiner Morgenroutine. Also auf Toilette gehen, Gesicht waschen und meine Haare zu einem unordentlichen Dutt binden. Für mehr ist einfach keine Zeit. Deshalb laufe ich noch in meinem Avengers-Shirt, einer kurzen, schwarzen Hose und ohne Schuhe ins Labor. Atemlos komme ich in der Tür zum Stehen. "Komm her, Lina. Wir sind gleich so weit", bittet Shuri mich. "Wie kann ich helfen?", frage ich. "Halte dich bereit, falls er nicht er selbst ist. Du wirst ihm eventuell helfen müssen, weil er noch ziemlich schwach sein wird", erklärt sie mir, bevor sich die Glasscheibe automatisch absenkt. Es ist so weit. Sofort stehe ich vor der Kapsel. Bucky hängt schlaff in den Gurten. Mit der Hilfe von zwei kräftigen Kriegern legen wir ihn auf eine einfache Krankenliege, damit er sich etwas erholen kann. Seine Augen öffnen sich langsam und er blinzelt mehrmals, um sich zurecht zu finden. Dann entdeckt er mich. "Melina. Ich hatte mit Steve gerechnet", hustet er. "Ruhig, Bucky. Steve kann leider nicht hier sein. Aber ich bin ja da", antworte ich und lege ihm eine Hand auf die Schulter. "Wie lange?", fragt er mit trockener Stimme. "Zwei Monate. Steve hat uns vor eineinhalb Monaten aus dem Gefängnis befreit. Es ist alles gut gegangen. Mach dir keine Sorgen. Komm erst einmal wieder auf die Beine", erwidere ich und setze mich wieder neben ihn auf einen Stuhl. Er dreht den Kopf zu mir. "Bist du wegen mir alleine hier geblieben?" "Ich wollte es so. Jemand sollte bei dir sein, den du kennst", meine ich. "Du solltest bei Steve sein. Er hat garantiert ein schlechtes Gewissen", sagt Bucky. "Damit du jetzt hier alleine wärst? Niemals." "Danke. Das bedeutet mir wirklich viel", bedankt er sich. "Genug damit. Ich gebe dir jetzt eine Infusion, damit du schnell wieder auf den Beinen bist, danach könnt ihr weiter flirten", mischt sich Shuri ein und drängt mich sanft zur Seite, damit sie an seinen Arm kommt. "Wir flirten nicht", murmle ich leise, spüre aber wie meine Wangen warm werden. Während die Infusion läuft, sitze ich neben Bucky und erzähle ihm, was er alles verpasst hat. All das was ich ihm schon einmal erzählt habe, wiederhole ich. Es macht mir aber nichts aus. "Steve ist also auf Weltreise? Ohne mich?", fragt Bucky gespielt beleidigt. Ich nicke und setze einen bedrückten Gesichtsausdruck auf. "Tut mir leid. Ich konnte ihn leider nicht davon abhalten. Jetzt sitzt du mit mir Nervensäge alleine hier fest", antworte ich ihm. "Du bist keine Nervensäge", protestiert Buck. "Frag Shuri. Ich saß jeden Tag hier und hab stundenlang geredet. Ich bin eine Nervensäge", antworte ich ihm. "Wirklich? Du warst jeden Tag stundenlang hier?", fragt er und wirkt sehr erstaunt. Ich nicke beschämt. Er hebt seine Hand zu meinem Gesicht. "Das ist unglaublich lieb von dir", betont er und zwingt mich ihn anzusehen. Ich lege meine Wange an seine Hand und mustere ihn. Seine Augen sind viel schöner als in meiner Erinnerung. Viel leuchtender. "So, die Infusion ist durch. Wenn ihr möchtet könnt ihr nach draußen an die frische Luft gehen. Sonne wird euch beiden gut tun", meint Shuri und zieht die Nadel aus seinem Arm. Langsam setzt sich der Supersoldat auf, behält mich dabei aber stets im Blick. "Danke, Shuri. Für das was du getan hast. Ich bin dir was schuldig", sagt Bucky und steht auf. Sofort stehe ich für den Notfall neben ihm, auch wenn ich viel kleiner bin als er. Wachsam führe ich ihn nach draußen vor den Palast. Es ist höchstens zwölf Uhr mittags. Wir setzen uns auf die zwei Stufen vor dem Haupteingang und genießen das Tageslicht. "Ich bin dir wirklich dankbar, dass du bei mir geblieben bist und nicht mit Steve gegangen bist. Natürlich würde es mich sehr freuen, wenn er auch hier wäre", sagt er nochmal und dreht das Gesicht zu mir. "Dafür musst du dich nicht bedanken, Bucky. Das ist selbstverständlich", antworte ich und sehe ihm ernst in die Augen. Ein wunderschönes Blau. Wie kann das nur so intensiv leuchten?
"Komm, Bucky. Es gibt bald Mittagessen. Danach müssen wir noch klären was wir die nächste Zeit machen. Immerhin bleiben wir noch einige Zeit hier", verkünde ich und stehe auf. Der ehemalige Winter Soldier macht es mir nach und folgt mir in den Speisesaal, wo ich mich nur ganz selten hab blicken lassen. Als wir eintreten, sitzt T'Challa schon mit seiner Schwester und seiner Mutter am Tisch. Sie haben uns wohl nicht erwartet. Respektvoll neigen wir den Kopf, bevor wir uns zu ihnen setzen. Es wird viel geredet und festgelegt, dass Bucky und ich in eines der Dörfer gehen werden und uns dort ein Leben aufbauen sollen. Einfach um Bucky von der Hektik der Großstadt etwas fern zu halten. Wir stimmen zu.
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Gejagt vom Winter Soldier
FanfictionHey, ich bin Melina Clark, 17 Jahre alt und Agentin von SHIELD. Schon seit ich denken kann, nenne ich diese Organisation mein Zuhause. Schon seit ich klein bin, werde ich dort ausgebildet und gehe auf Missionen. Meine letzte hat nach einer Woche gee...