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Tony Stark ist verrückt. Der Trainingsraum geht über die ganze Ebene. Ausgestattet mit ein paar Geräten, aber der Großteil ist ein Mattenboden, wo man kämpfen kann. Ich gehe zu einem Laufband, von welchem man eine gute Sicht nach draußen hat. "Jarvis, kannst du Musik abspielen?", frage ich. Eine Sekunde später ertönt leise Musik aus versteckten Boxen. "Lauter", sage ich, bis die gewünschte Lautstärke erreicht ist. Dann fange ich an zu laufen und steigere das Tempo immer weiter. So lange, bis ich etwa 15 Kilometer gelaufen bin. Dann suche ich Bandagen und Boxhandschuhe und gehe zu einem Boxsack. Ich dehne mich kurz, dann fange ich an auf den Sandsack einzudreschen.

Die Musik stoppt, also hört man nur noch die Schläge auf dem Boxsack. "Warum machst du die Musik aus?", frage ich und stoppe die Schläge. "Wie lange bist du schon hier?", fragt Natasha. "Weiß nicht. Frag Jarvis", antworte ich und drehe mich um. Dort steht sie mit Clint. Sie hatten wohl auch vor zu trainieren. "Wie ich sehe, bist du ganz schön fit, dafür dass du eine Stichwunde am Bein hast", stellt sie fest. "Fünfzehn Kilometer auf dem Laufband und schon ziemlich lange hier, ja. Es tut nicht weh", antworte ich ihr. Sie mustert mich und mein Outfit. "Brauchst du Kleidung?", fragt sie. Ich nicke. "Komm nach dem Frühstück zu mir, dann gebe ich dir alte Sachen von mir, die mir nicht mehr passen", meint sie. Ich nicke wieder. "Wann gibt es denn Frühstück?", frage ich, als mein Magen lautstark knurrt. "In ungefähr einer Stunde", meint Clint. "Jarvis, seit wann bin ich hier?", frage ich interessiert. Ich habe gar nicht bemerkt, dass es draußen schon hell geworden ist. "Seit 4.56 Uhr, Agent Clark", antwortet die KI. "Du trainierst seit vier Stunden?", fragt Clint. "Sieht so aus. Ich hatte einen Alptraum und habe Steve geweckt. Dann konnte ich nicht mehr schlafen und bin eben her gekommen", antworte ich ihm. "Willst du reden?", fragt Nat. "Nein, trainiert ihr ruhig. Ich geh hoch und dusche", wehre ich ab und gehe davon. Die Bandagen habe ich während unserem Gespräch schon abgewickelt und aufgeräumt. Beide sagen nichts mehr.

Als ich das Zimmer betrete, öffnet Steve seine Augen. "Guten Morgen, Melina", murmelt er. "Guten Morgen, Steve. Hast du gut geschlafen?", frage ich. "Ja. Konntest du nochmal schlafen?", antwortet er. "Nein. Ich war trainieren. Hab es im Bett nicht mehr ausgehalten. Deswegen gehe ich jetzt duschen, du kannst aber trotzdem ins Bad", erkläre ich mich. "Okay. Dann geh", meint er und setzt sich auf. Ich wusste nicht, dass der Captain ein Langschläfer ist. Schnell ziehe ich mich aus und steige in die vorgewärmte Dusche. Du Dummerchen hast kein Duschzeug, macht mir meine innere Stimme klar. "Steve?", rufe ich laut. "Ja?", fragt er. "Hast du was zum Duschen für mich? Ich besitze gar nichts", frage ich. "Klar, soll ich es dir reinbringen?", antwortet er. "Ja, komm einfach rein. Du kannst nicht in die Dusche gucken", sage ich. Seine Schritte entfernen sich, dann kommt er ins Bad und stellt zwei Flaschen vor der Dusche ab. Ich hole sie mir, ohne dass er mich nackt sieht und dusche mich. Währenddessen erledigt Steve seine Morgenroutine ganz normal. Nach dem Duschen wickle ich meine Haare in ein Handtuch, trockne meinen Körper ab und schlüpfe in einen bereitgelegten, blauen Bademantel. Anschließend trockne ich meine Haare und flechte sie noch immer feucht zu Boxer Braids. Steve wartet auf mich. "Willst du dich noch umziehen?", fragt er. "Hab nix. Ich bekomme nachher Sachen von Nat und dann kann ich hoffentlich bald einkaufen gehen und mir eigene Sachen besorgen", antworte ich. Also gehen wir zusammen in die Küche. "Blau ist deine Lieblingsfarbe?", fragt Steve mit einem Seitenblick auf den Bademantel. "Ja. Was dagegen?", antworte ich. "Nein, nein. War nur neugierig", antwortet er. "Müssen wir bald Agent Rogers zu dir sagen?", fragt Tony belustigt, als wir alle am Tisch sitzen. "Nein. Blau ist meine Lieblingsfarbe und ich rieche nach ihm, weil ich ja keinerlei Eigentum besitze", antworte ich genervt. "Schade. Ihr wärt sicherlich ein tolles Pärchen", meint er. Ich sehe ihn mit meinem kältesten Blick an. "Wo du das gerade ansprichst, Melina. Fury hat einige deiner wichtigsten Sachen packen lassen und her geschickt. Die Sachen müssten bald kommen", sagt Bruce. "Danke. Habt ihr ihm gesagt, dass ihr mich entführt habt?", frage ich. "Willst du mir das jetzt ewig vorhalten? Es ist zu deinem Besten", fragt Clint mit einem Seufzen. "Wer weiß? Vielleicht höre ich irgendwann damit auf", antworte ich. "Ist gut, Linny. Du bekommst nachher noch was von mir", sagt Nat. Ich nicke ihr zu und fange an zu essen. Ich habe nach meinem Morgentraining nämlich ordentlich Hunger.

"Agent Clark, soeben kam ein Kurier mit Ihren Sachen. Ich bringe sie in Ihr und Captain Rogers' Zimmer", verkündet Jarvis nach dem Essen. Nat und ich machen uns währenddessen auf den Weg zu ihrem Zimmer. "Du wirst meine Sachen brauchen", meint sie und drückt mir einiges in die Hände. Etwas überfordert mache ich mich damit auf den Weg zurück und lasse es auf mein Bett fallen. Aus meinem Paket nehme ich mir das wichtigste und ziehe mich um, solange ich alleine bin. Dann falte ich alles ordentlich zusammen und räume es geordnet in den Schrank. Auch die anderen Sachen platziere ich da, wo es hin muss beziehungsweise wo ich es haben will. Dann setze ich mich mit einem der mitgeschickten Bücher auf mein Bett und lese. Wer auch immer gepackt hat, hat wirklich an alles gedacht. Ich glaube jetzt ist meine Wohnung in D.C. nur noch ein unpersönliches, leeres Appartement. Aber das ist mir egal. Ich habe mich damit abgefunden. Ich vertiefe mich in das Buch, bis Steve mich zum Mittagessen holt.

Gejagt vom Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt