Kapitel 8

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„Genau sehr gut!" lobte ich mild lächelnd meine Schülerin Teresa. Sie lächelte stolz. „Üb noch ein bisschen am Umgreifen zwischen den Akkorden & dann ist es perfekt." fügte ich hinzu.
Es klingelte. „Sehr gut gemacht. Bis nächste Woche." verabschiedete ich meine Schüler.

Kaum waren sie aus dem Raum ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen. Ich hatte endlich Feierabend. Endlich! Seit dem er nicht mehr hier ist, ist mein Job mehr eine Last als eine Leidenschaft wie damals. Von Anfang an liebte ich es zu unterrichten - egal ob Musik oder Kunst. Aber ich kann einfach nicht mehr die Freude aufbringen for ich damals dafür hatte. & das merkten sowohl meine Kollegen & auch Schüler. Doncaster war eine kleine Stadt - es haben damals alle mitbekommen. Deswegen unterrichte ich seit dem auch nur mehr Gitarrenunterricht. Mein Chef machte es mir wirklich einfach - er kannte ihn auch.

Seufzend erhob ich mich & packte meine Sachen zusammen. Ich musste nochmal ins Lehrerzimmer bevor ich nach hause konnte. Dort dann kochen & mit Clifford gehen. Am liebsten würde ich jedoch einfach tot ins Bett fallen. Dann wäre ich wenigstens bei ihm.

Mit meinen Sachen im Arm, meiner Gitarre geschultert lief ich über die Gänge der Schule ins Lehrerzimmer. Einige Schüler grüßen mich freundlich am Flur.
Im Lehrerzimmer lief ich gleich schon zu meinem Tisch & legte dort meine Sachen wieder ab.
„Oh Harry! Wie geht's?" fragte Florence - sie war hier Deutschlehrerin. Ich lächelte mild „Ganz okay..." ich wusste genau, dass das nicht stimmte. „& dir?" Ein breites Lächeln streckte sich über ihre Lippen. „Sehr gut!" grinste sie.
Meine Laune wurde noch schlechter. Florence ist frisch verheiratet. Ich freue mich für sie, aber ich kann nicht aufhören daran zu denken wie glücklich ich wohl jetzt wäre wenn er noch da wäre. Es brach mir mein Herz.

„Oh ich muss los. Bis morgen!" rief sie fröhlich & huschte auch schon aus dem Lehrerzimmer.
Ich ordnete meine Unterlagen in den Schreibtisch ein & musste wohl oder übel das Bild von ihm ansehen, was ich seit Anfang an hier stehen hatte. Es tat weh es zu sehen, aber ich wüsste es würde noch mehr weh tun es wegzuräumen. Ich konnte es einfach nicht - ich hatte Angst ich würde vergessen wie er aussieht wenn ich nicht regelmäßig ein Bild von ihm sehen würde. Denn die Erinnerungen verschwimmen nach & nach. Mein Herz brach aufs neue. Ich wusste selbst nicht wie oft mein Herz brechen müsste bis es vollkommen in Scherben war. Wie oft würde mich noch dieser Schmerz treffen bis es nicht mehr so weh tat?

„Harry." riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen & hob meinen Blick. Mr. Clark stand vor mir - der Direktor der Schule. „Oh ähm...hi." brummte ich leise. Sein Blick war trüb, ich ahnte nichts gutes. „Komm mit in mein Büro." sagte er nur & drehte sich auch schon um.
Ich sah auf den Boden & schluckte. Ob er mich wohl feuern würde? Ich bekam Angst. Einen neuen Job zu finden wäre nicht einfach & außerdem liebte ich es hier - auch wenn es anstrengend war. Ich bin auf mich selbst gestellt & kann nicht einfach mal Monate lang auf Arbeitssuche sein!

Zittrig stand ich auf & folgte Mr. Clark in sein Büro. Er wartete schon an der Tür, sah mich bedauernd an & schloss die Tür hinter mir sobald ich hinein ging.

„Setz dich." bot er mir an. Ich nickte nervös & wischte mir meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab.
„Äh...worüber willst du denn mit mir reden?" fragte ich vorsticht. Mr. Clark war wirklich sehr nett - kein strenger Kotzbrocken den keiner an der Schule mag. Die Kinder mochten ihn - wir natürlich auch.
„Über deine...ähm Lebenssituation." sagte er leise & setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Oh...
Ich schluckte - egal wie sehr ich es versuchte, jeden Tag aufs neue wurde ich damit konfrontiert.
„Ähm..." machte ich nur bevor er schon weiter redete „Wir merken alle dass es dir nicht gut geht Harry." sagte er & sah mich mit großen besorgten Augen an. Ich schluckte. „Sogar die Schüler merken das."

Geht es mir wirklich so schlecht, dass sogar meine Schüler dass mitbekommen? Okay, wem mache ich was vor - mir geht es grottenschlecht. Er ist nicht mehr hier, ich bin allein & kann nicht mal mehr eine Nacht durchschlafen.

„Ich möchte dir nichts vorhalten...ich kenne deine Gründe & hab vollstes Verständnis dafür." redete er weiter. Mein Herz raste, meine Hände zitterten & ich merkte, dass ich kurz vorm weinen war. Würde er mich nun feuern würde ich sofort in Tränen ausbrechen.
„Ich...Harry ich werde dich beurlauben." sagte er dann. Mit großen Augen sah ich ihn an „Was?"
Mr. Clark nickte bedauernd „Du bist psychisch nicht in der Lage zu unterrichten - ich denke wir haben dich beide überschätzt als du direkt nach dem Unfall wieder arbeiten gegangen bist. Ich möchte dir das nicht antun."
Fassungslos starrte ich ihn an „A-aber ich...ich muss arbeiten. Ich hab sonst kein Geld!" sagte ich sofort panisch. Mr. Clark nickte „Ich weiß Harry." sagte er sanft. „Mach dir keine Sorgen Monatlich stelle ich dir einen Anteil deines Gehalts aus. & sobald es dir besser geht kannst du sofort wieder anfangen."
Ich atmete tief durch „A-aber..."

„Harry." seufzte er. Er lehnte sich vor & sah mich ernst an „Du kannst das nicht mehr. Die Schülerinnen aus der 4c haben mir erzählt, dass du am ende der Stunde fast geweint hast. Nimm dir diese Pause, das hast du verdient. Du bist in einer schwierigen Situation & ich will Rücksicht auf dich nehmen."
Leicht nickte ich. „Ab wann?" fragte ich leise. Ich wollte das nicht. Er wäre enttäuscht von mir!
„Ab sofort..." murmelte Mr. Clark. Ich konnte spüren wie mein Gesicht weiß wurde. Mein Blick senkte sich. Alles woran ich dachte war, dass ich jetzt nicht weinen wollte. Nicht hier!
Schon damals war meine goldene Regel weine niemals in der schule. Sogar als Lehrer wollte ich mich daran halten.

„Ich bin immer für dich erreichbar - egal wegen was." versicherte mir Mr. Clark. Ich nickte & sah ihn traurig an „Danke..." flüsterte ich & stand auf. Mit schweren Schritten verließ ich mit einem leisen „Tschüss." sein Büro & lief sofort zu meinem Platz.
Ohne lange zu zögern nahm ich meine Sachen & stürmte aus dem Lehrerzimmer.

Am Flur ignorierte ich alles & jeden - passte nur auf, dass ich kein Kind umrannte - & lief aus der Schulte. Ich warf alle Sachen achtlos in mein Auto & ließ mich dann auf der Fahrerseite nieder. Kaum war die Tür geschlossen brach ich in Tränen aus. Ich war enttäuscht von mir selbst. Mir wurde klar, wie schlimm alles eigentlich war. Ich bin ein einziger Haufen Frust & Trauer - mehr nicht.

Mit zittrigen Händen holte ich mein Handy hervor & drückte auf den Kontakt meiner Mama.
„Hallo mein Schatz." begrüßte sie mich schon gleich. Ich schluchzte leicht auf „Ich wurde beurlaubt..." brummte ich traurig & hoffte auf aufmunternde Worte meiner Mama.

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Hey!
Ich bin von Freitag bist Mittwoch in London (yey) & deswegen glaube ich nicht das etwas kommen wird - vielleicht hab ich aber mal Zeit mal sehen

<3

Vergiss mein nicht - LS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt