Vergiss mein nicht - LS

Kapitel 34

Lachend sah Fynn mich an. Er hüpfte glücklich wie ein Kind in die Luft & versuchte Schneeflocken mit seinem Mund zu fangen. Seine dünnen Beinchen zitterten von der Kälte & seine Hände wurden schon langsam blau.
Ich wollte ihn in den Arm nehmen, damit ihm wärmer werden würde.

„Clifford!" kicherte er dann & lief auf ihn zu. Clifford bellte glücklich & begann in die gegengesetzte Richtung zu laufen. Ich kicherte leise & sah zu wie Fynn & Clifford sich immer abwechselnd jagten - es war als wäre Fynn selbst auch ein Hund.

Irgendwann kam Fynn lachend & außer Atem zurück zu mir. Sein Gesicht strahlte.
„Das war zu viel..." keuchte er atemlos & stützte sich auf seinen Knien ab. Ich lachte „Für Cliff auch." brummte ich dann & sah wie Clifford sich müde neben mich stellte. Ich streichelte ihm sanft übers Fell „Es wird Zeit zurück zu gehen oder?" Schnell nickte Fynn „Mir ist unglaublich kalt..." murmelte er in seine Jacke. Ich schmunzelte leicht.

Fast schon unbewusst streckte ich meinen Arm aus & legte ihn um seine Schultern. Überrascht sah er mich an. Er war nur ein paar Zentimeter kleiner als ich, aber dadurch dass er so zierlich ist wirkte er irgendwie kleiner. Ich lächelte sanft & drückte ihn etwas an mich. Kaum tat ich das drückte sich Fynn nur noch näher an mich & legte sogar vorsichtig von hinten seinen Arm um meine Hüfte.
Es fühlte sich seltsam gut an. Sein dünner Arm um mich & sein Körper neben mir während wir gingen & Clifford dabei zusahen wie er überall schnupperte.

Mein Herz stich. Was würde Louis nur sagen? Ich, Arm in Arm mit einem anderen Mann. & es fühlte sich nichtmal schlecht an. Nein, mein Bauch kribbelte sogar! Ich hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Louis. Er würde mich hassen! Ich hatte ihm versprochen dass ich nie wieder jemanden anderen möchte als ihn.

„Alles okay Harry?" fragte Fynn leise. Ich schreckte leicht aus meinen Gedanken & sah ihn perplex an. Es schien als würde er mich aus den gleichen großen blauen Augen ansehen wie Louis es immer getan hatte. Ich brummte leise. „Sorry..."sagte ich & sah auf den Boden. Clifford war mittlerweile wieder neben mir & trabte müde mit uns mit.
„Nichts passiert." sagte Fynn. „Aber geht's dir gut?" wollte er wissen. Ich sah ihn schief lächelnd an „Nein...aber es geht." murmelte ich ehrlich.
Fynn blickte mich besorgt an & löste vorsichtig seinen Arm von mir. „Tut mir leid..." sagte er & entfernte sich etwas. Ich sah ihn verwirrt an. „Fynn?" fragte ich & zog ihn wieder näher zu mir. Er blieb still & sah auf den Boden.

„Ach das ist doch alles scheiße." schimpfte er dann. „Was meinst du?"
Fynn schien nervös zu sein. Ich wusste mittlerweile, dass er Körperkontakt mochte, aber gerade schien er sehr unwohl zu sein. „Harry...ich-„

Fynn war eine sehr direkte Person, das ist mir schon in den paar Wochen in denen wir uns kennen aufgefallen. Deswegen war ich umso mehr überrascht gerade.
„Ich denke ich...empfinde etwas mehr für dich..." sagte er leise, fast flüsternd. Oh...

Mein Herz fing plötzlich unnatürlich stark an zu pumpen.

„Ich...es tut mir leid! Ich fühle mich absolut scheiße deswegen weil..." er schluckte „weil du gerade erst deinen Mann verloren hast aber...ich kann nichts tun & fuck-„
Ich sah auch den Boden. Druck breitete sich in meiner Brust aus. Einerseits fühlte ich mich schlecht wegen Louis, andererseits wegen Fynn - ich könnte ihm niemals das geben was er verdient hatte.

„Oh man." brummte ich leise. Meine Hand fuhr durch meine Haare, während die Andere den Griff um Fynn noch verstärkte. Ich spürte wie Fynn neben mir zitterte - gerade war ich mir jedoch nicht sicher ob es wegen dem Gespräch gerade war oder wegen der Kälte.

„Sorry." flüsterte er bedrückt. Ich räusperte mich & schüttelte dann leicht den Kopf „Hör auf dich zu entschuldigen, du kannst nichts dafür Fynn." sagte ich sanft. In nur den paar Wochen in denen wir uns kennen ist er mir sehr ans Herz gewachsen - er brachte wieder etwas mehr Schwung in mein Leben. Ich möchte ihn nicht mehr verlieren.
„Du bist mir sehr wichtig..." fing ich leise an & sah kurz zu ihm. Er blickte nur immer noch auf den Boden. „Ich kann zwar immer noch nicht sagen dass es mir unbedingt gut geht aber..." ich räusperte mich „ich fühle mich nicht mehr so miserabel, seit dem wir mehr Zeit vergingen." gab ich zu.
Nun hob sich Fynns Blick. Seine Augen gaben mir Gänsehaut.

„Ich...würde dir gerne das geben was du willst & was du verdienst aber...i-ich fühle mich als würde ich Louis betrügen..."

Fynn blieb erstmal still. Er sah mich nur an & schien mir voll & ganz zu vertrauen damit wir nirgends dagegen laufen. Dann jedoch sagte er „Das verstehe ich..." sein Arm legte sich wieder um mich. „Ich habe auch garnicht erwartet, dass du für mich genauso fühlst."
Ich sah ihn kurz bedauernd an. „Vielleicht nicht jetzt...aber wann anders." murmelte ich & glaubte mir dabei selbst nichtmal. Ich denke ich werde niemals keine Schuldgefühle Louis gegenüber fühlen. Fynn ist toll...ich wäre gerne das was er möchte.

„Versprich nichts was du nicht halten kannst Harry." murmelte er. Ich sah ihn bedauernd an.
„Haust du jetzt ab?" fragte ich als wir in meine Straße einbogen. Fynn sah zu mir hinauf & schüttelte leicht den Kopf. „Du bist mir viel zu wichtig." flüsterte er. Ich antwortete nichts - er wusste, dass er mir auch wichtig ist.
Mein Griff verfestigte sich nur noch etwas mehr um ihn.

„Kommst du noch mit rein?" fragte ich dann vor der Haustür. Jedoch zog ich ihn schon etwas ins Haus, so hatte er als nicht mal mehr wirklich eine Wahl.
Leise kicherte er. Seine Augen strahlten mich an. & ich konnte nichts tun außer Gänsehaut & Bauchkribbeln zu bekommen.