Besteht das Haus Wyrian aus Mördern und Psychopathen?

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Als Kia den Raum betritt, sind alle fleißig am Arbeiten und bemerken ihre Anwesenheit nicht. Mit einem süffisanten Lächeln beobachtet sie ihre Handlanger von der Außenlinie. Maqua sortiert in Seelenruhe die verschiedenen okkultistischen Gegenstände. Sein Enthusiasmus lässt sie ungewollt seufzen. In einer Situation wie dieser zeigt er wieder die wahre Natur seiner Rasse. Obwohl sie die Spezialistin für düstere Szenarien ist, so schlägt er sie allein durch seine pure Anwesenheit. Den wahren Horror kann niemand schlagen - auch nicht der Tod selbst. Schnell wendet sie sich von ihm ab. 

Handro bringt die skelettartigen Kerzenständer an dem magischen Altar an. Er ist mit seiner ganzen Seele dabei und verzieht keine Miene. Im Gegensatz zu den anderen nimmt er die Vorbereitung ernst.

Schon seit der ersten Begegnung beschleicht Kia das Gefühl einen wahren Veteranen getroffen zu haben - und nicht nur weil er wirklich im Krieg gekämpft hat. Trotzdem würde niemand bei seinen ganzen Piercings - an Ohren und im Gesicht - denken, dass er einst ein Soldat war.

Seine Erscheinung und Ausstrahlung wirkt wie aus einer anderen Welt. Auf dem ersten Blick ähnelt er jedem anderen Tantro, doch hinter seinen breiten Schultern und seinem riesigen Körper ist eine einzigartig warmherzige Seele versteckt. Mit Narben übersäht, wirkt er mehr wie ein geschlagener Held.

Fana tanzt im Takt der Radioklänge mit und stiehlt Handro dadurch seine Show. Eine weitere faszinierende Person, die Kia ganz in ihrem Bann zieht. Das Lied weist einen hohen Beat und einen Wiedererkennungswert auf. Die Musik ist farbenfroh und vielseitig wie ihre beste Freundin. Ihre karamellfarbene Haut schimmert fast genauso wie ihr Haar, das in einem warmen Koralle leuchtet. Möglicherweise liegt der Schimmer nur an dem Glitzer, der durch verschiedene Dekorationsstücke an ihr haftet. Über ihrem bauchfreiem, weißem Top trägt sie ihre knielange Jacke offen. Dadurch wirbelt sie den Glitzer durch den ganzen Keller. Energisch hüpft sie von einer Stelle zur anderen, um Kias Totenköpfe und Skelette gut zu positionieren.

Doch dann wird sie von rotblonden Haaren abgelenkt. Ihr Brustkorb zieht sich schmerzhaft zusammen, wenn sie ihn sieht. Kess, ihr größter Rivale. Er mag nicht der größte oder der hellste Mann von Mori sein, doch beneidet sie seine enge Beziehung zu Raxa. Kia kennt ihn seit über zwanzig Jahren und doch können die beiden kein normales Gespräch miteinander führen. Nein, das ist es nicht.

Er ist sehr geschickt mit seinen Händen, wodurch er ihren Bruder mit ständig neuen Waffen und Schutzmechanismen ausrüstet. Er denkt nicht darüber nach, dass er indirekt Lebewesen ermordet. Doch auch das vermag nicht der wahre Grund für ihre gemischten Emotionen zu sein.

Für sein Aussehen und seinen Stil wird er stets bewundert. Er hat seinen Pony zurückgesteckt, sodass er eine freie Sicht bei der Arbeit hat. Um sich nicht mit der Wandfarbe schmutzig zu machen, hat er seine rote Lederjacke und sein schwarzgoldenes Shirt sauber gefaltet in Sicherheit gebracht.

Kess trägt lediglich eine anthrazitfarbene Hose mit Nieten und seine schwarzgoldenen Schnürschuhe. Kia zuckt empört mit den Augen, als sie seinen mit Tattoo übersäten Oberkörper erblickt. Am liebsten würde sie jedes einzelne Motiv auf seiner Haut studieren, um ihn besser zu verstehen.

Doch dann sticht ihr die Form eines Lotus in die Augen.

Verbissen ballt sie ihre Hände zu Fäusten. Ein Partnertattoo. Mit ihrem Bruder. Es bringt sie um den Verstand. Seit mehr als zwanzig Jahren lebt er Seite an Seite mit ihr und beweist ihr tagtäglich, dass er ihr Raxa in binnen eines Wimpernschlages wegnehmen kann. Das ist der tiefe Hass, den sie in seiner Gegenwart spürt.

"Müssen wir das wirklich tun? Mir kommt es vor, als wenn ich etwas Verbotenes tue..." Jammernd streicht er die Wand in einem tiefen Blutrot und bekleckert alles um ihn herum achtlos mit der Farbe. Da seine Gedanken weiter im Kreis laufen, bemerkt er Kia nicht, die sich ihm mit großen Schritten nähert. Durch seine Unachtsamkeit landet die Farbe direkt auf Kias Hose. Mit ihrem Zeigefinger tippt sie direkt in seinen Rücken.

Die Abenteuer der WyriansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt