Die Abenteuer der Wyrians

Jede Lüge fällt irgendwann auf

Die Sektgläser klirren hallend im violett schimmernden Whirlpool, der eher einem Onsen gleicht, wider. Das Badezimmer ist traditionell mit mehreren Trennwänden und Räumen verkleinert worden, sodass es einige separate Räume gibt, in denen mit verschiedenen Luxusprogrammen der Aufenthalt im großen Anwesen seiner Familie genossen werden kann. Diese unterscheiden sich farblich voneinander. Darum ist er im Augenblick von Lila- und Weißtönen umgeben. Normalerweise benutzt nur seine Schwester diesen Abschnitt des Badezimmers, da er sich lieber nach einer heißen Dusche im Ofuro entspannt. Doch dort ist kein Platz für zwei, weshalb er umdenken musste.

"Auf uns", sagt sie triumphierend, während sie Handro an sich heranzieht und tief in die Augen sieht, "denn ich bin mir sicher, dass unsere Liebe noch lange halten wird." Sie zwinkert ihm zu und tippt ihm auf seine narbenbehaftete Brust.

Es ist eine der etlichen Verletzungen, die selbst nach Jahren manchmal Probleme mit sich zieht. An solchen Tagen kann er nicht einmal aus dem Bett aufstehen. Das liegt nicht nur daran, dass er damals um Haaresbreite daran verendet wäre, sondern mehr daran, dass sie lange brauchte, um zu verheilen und einige Male aufriss. Doch solange er damit Raxa vor Schaden bewahren konnte, kann er ohne Reue ein Leben wie dieses führen.

Doch möchte er es mit dieser Frau zusammenführen? Ihre Worte benebeln ihn, wie pures Gift, das ihn vom Atmen abbringt. Liebe ist ein Begriff, dass er lediglich ein einziges Mal gespürt hat. Auch wenn er sie mag, so kann er ihr nicht die gleichen Gefühle entgegenbringen - noch nicht. Verzweifelt und hoffnungslos möchte er sich in eine Frau verlieben.

Während sich ihre Lippen berühren, schaltet sich sein Gehirn ab und unbewusst vergleicht er es wieder mit jener Person, die ihn wahrhaftig den Verstand geraubt hat. Er versucht den Gedanken zu verdrängen, da er im Hier und Jetzt mit ihr hier ist. Doch gerade als er sich fangen wollte, hört er ein Stampfen, das sich blitzartig nähert. Bevor er es realisiert, hat er sich von seiner Geliebten entfernt, die Sektgläser versehentlich ins heiße Wasser fallen lassen und sie sicherheitshalber unter Wasser gedrückt. Als die Tür aufgeht, steht ein aufgebrachter Kess vor ihm.

"Hallo, Kess, warum kommst du ungefragt in mein Bad?", kommt es von seinen Lippen, noch bevor der ungebetene Eindringling seinen Mund geöffnet hat. Dieser legt seinen Kopf fragend zur Seite. "Mach ich doch sonst auch immer, außerdem ist mir heute 'was Schlimmes passiert. Ich muss dir davon erzählen." Mit diesen Worten setzt er sich gnadenlos auf den Boden. Obwohl die Szene mit schwimmenden, leeren Cocktailgläsern und Handros merkwürdiger Pose, um seine Geliebte weiterhin unter Wasser zu halten, offensichtlicher nicht sein könnte, schöpft Kess keinerlei Verdacht. Seine Naivität lässt den älteren Tantro verzweifeln.

"Aber es war doch abgeschlossen", sagt er mit entgleistem Gesichtsausdruck, "wie kommst du hier rein?"

Kess fährt sich über den Kinn und nickt mehrfach. "Ja das war seltsam, aber Okala hat mir den Ersatzschlüssel gegeben und nun kann ich mit dir reden." Ein breites Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht - ganz im Gegenteil zu Handro, der sprachlos erstarrt. Weil Okala keine Nerven für diesen Tantro erübrigen will, zerstört sie sogar die Beziehung ihres Bruders. Langsam begreift er das eigentliche Problem hinter seinem jahrelangen Misserfolg bei einer langfristigen Beziehung. Obwohl er diesen Schachzug seiner Schwester hätte vorhersehen müssen, sitzt ein Verrat innerhalb der Familie tief. Zumal er sie mit großgezogen hat.

"Ich muss dir das jetzt einfach erzählen." Kess holt den verzweifelten Veteranen aus seinen tief getrübten Gedanken, nur um ihn weiter mit seiner sorglosen Art in die Enge zu drängen.

"jetzt gleich hier? Kann ich mich nicht vorher-"

"Wir waren in der Lotterie, die gar keine war und haben Yun konfrontiert. Und weißt du, dass er reuelos die gleiche Nummer erneut abgezogen hat und ich auf die gefälschten Gutscheine reingefallen bin?"