Die Leiden des jungen Veteranen

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Seit Kess Beziehungsprobleme hat, kann Handro keine Sekunde in Einsamkeit verbringen. Zudem muss er seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zurückschrauben. Es zerrt an ihm, auch wenn er seinem Freund beistehen möchte. Seine Müdigkeit ist mit dunklen Schatten unter seinen Augen gezeichnet. Heute hat er ihn mit Glan einkaufen geschickt, um sich ein wenig um seine Bekanntschaft zu kümmern. Seit Kia und Raxa weg sind, haben seine Frauengeschichten überhand genommen. Die Ablenkung und Abwechslung, die die Wyrians mitbrachten, haben ihn stets das Abenteuer gegeben, dass ihm seit seinem Ruhestand fehlt.

Doch nun fühlt er die Leere in seiner Brust, die sich von Tag zu Tag weiter ausbreitet. Sein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Er weiß, dass es kein Dauerzustand sein kann. Darum will er etwas aktiv ändern, indem er sesshaft wird. Mit einer einzigen Frau an seiner Seite würde möglicherweise die Einsamkeit vergehen.

Als er in die schwarzbraunen Augen der Tantro sieht, weiß er einfach, dass sie etwas besonderes ist. Obwohl er sich zu ihr hingezogen fühlt, bleibt die Liebe aus. Möglicherweise muss er mehr Zeit mit ihr verbringen, damit es in seiner Brust entflammen kann.

Ihre grünbraunen Haare, die wie Ranken über ihre Schulter fallen und dort vereinzelt mit kleinen Zöpfen zusammengebunden werden, lassen sie mystisch erscheinen. Die gebräunte Haut weist einige Pigmentflecke auf, die an unebene Erde erinnern. Sie verströmt den Duft einer Blume, die ihre Beute betäuben und fressen möchte.

"Handro", säuselt sie lieblich, während er sie in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. Sie schmeckt wie Honig und Blütenstaub. Die Fingernägel sind wie Dornen, die sich in sein Fleisch schneiden. Gefährlich und unwiderstehlich. Das ist eine Frau, die er auf Augenhöhe begegnen kann.

Während er sich ganz ihren Lippen hingibt, ertönen Schritte, die ihn alarmieren. Abrupt schiebt er sie von sich und sieht panisch um sich.

"Was ist los?", fragt sie verwundert. Panisch hält er ihr den Mund zu und schiebt sie in Richtung Schrank.

"Handro, mein bester Freund!", ertönt es aus dem Flur. Handro kann nicht glauben, dass Kess bereits vom Einkaufen zurück ist. Bevor er seiner neuen Freundin eine Erklärung geben kann, wird sie bereits in den Kleiderschrank, direkt zwischen seiner faltigen, unordentlichen Kleidung gedrängt. Ehe die Tür aufspringt, erlangt Handro seine Fassung wieder. Kess läuft grinsend auf ihn zu und umarmt ihn stürmisch.

"Du glaubst mir nicht, was eben geschehen ist!" Aufgrund der hohen Lautstärke hält sich Handro ein Ohr zu. "Ich habe gerade den Hauptgewinn in einer Lotterie gewonnen und weißt du, was das heißt?!"

Kess Augen strahlen wie funkelnde Edelsteine, die Handro in diesem Augenblick gern auskratzen würde, damit er nicht wieder seine Chance mit einer Frau verpasst. Doch sein Mund öffnet sich wie von selbst und der erste Schritt direkt in seinen Untergang ist damit begangen.

"Dass du dein Glück heute mit Taph probierst?" Er räuspert sich und ermahnt sich innerlich, dass er ihn nicht direkt von sich geschoben hat. Durch seine Halbherzigkeit wird Kess ihn wie ein kleines Kind einlullen, nur damit er am Ende in sein eigenes Verderben stürzt und Handro mit hineinzieht. Er weiß, dass er all seine Hoffnungen und Träume aufgeben kann, denn er hat Hier und Jetzt den Kürzeren gezogen.

"Der Witz war selbst für dich zu subtil, Mann. Natürlich werde ich heute meine Glückssträhne im Casino haben!" Kess dreht sich um seine Achse und schnipst grinsend mit seinen Fingern. Handro versteht nicht, woher sein nerviger Freund das Selbstbewusstsein hernimmt, obwohl er Mal für Mal sein Geld beim Glücksspiel verliert. Als guter Freund müsste er ihn davon abhalten, doch als ein Mann, der gerade seine Freundin im Kleiderschrank versteckt hat, möchte er nur das Nervenbündel loswerden.

Die Abenteuer der WyriansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt