Nach einer schier endlosen Nacht folgt direkt eine große Sitzung der Superlative. Mit brummendem Kopf lässt sich Raxa den Drill seiner Familie über sich ergehen. Sie haben bis drei Uhr morgens gefeiert. Doch das war nicht sein schlimmstes Erlebnis. Das folgte am frühen Morgen, als er sich mit Okala traf. Ihr Blick hätte ihn umbringen können. Noch nie verspürte er eine Todesangst wie diese. Seine Verlobte hatte jeden Grund gefürchtet zu werden. Allein der Gedanke an die stundenlange Diskussion, um das gestrige Missverständnis aufzuklären, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Hax traute sich kaum zu atmen, während er sich hinter seinem Kürbistee versteckt. Die Anspannung am Esstisch hinterlässt selbst auf Maqua Spuren. Er hätte nicht mit der knisternden Luft um sieben Uhr morgens gerechnet. Geschweige, dass Kia freiwillig für eine ernsthafte Unterhaltung auf Schlaf verzichtet. Doch die Sitzung würde den Verlauf für seine Pläne endlich vorantreiben. Auch wenn er die Zeit bisher hier genossen hatte. Er ist aus einem bestimmten Grund in der Familie Wyrian.
Kia begegnet ihnen mit argwöhnischen Blicken. Ihre Augen sind blutunterlaufen. Normalerweise braucht sie ihren Schlaf. Doch der Zustand ihres Bruders würde sie ohnehin nicht zur Ruhe kommen lassen.
Ihre zerzausten Haare hat sie mit ihrer Schmetterlingsspange zurückgesteckt. Sie nippt an ihrem heißen Tee, dem eine fruchtige Schärfe innewohnt.
"Wieso sitzen wir um diese Uhrzeit hier?", brummt Raxa schläfrig. Maquas Augen formen sich zu schlitzen, während er amüsiert schmunzelt. Er lehnt seinen Kopf auf eine seiner Hände ab, schwingt seine Beine übereinander und legt seine andere Hand auf diese ab.
"Weshalb wohl", gluckst er amüsiert, "gedenkst du uns weiter eine heile Welt vorzuspielen? Du großer Held." Kia bedenkt ihn mit einem warnenden Blick. Sofort versiegt seine Stimme. Hax klammert sich an seine Teetasse. Schweißperlen tropfen von seinem Gesicht direkt in seinen Kürbistee. Seine Augen werden groß, als er die Schmach bemerkt.
"Wegen mir?" Raxa seufzt genervt und schlägt sich die Hände über seinem Kopf zusammen. "Und warum jetzt und nicht nach einem schönen langen Schlaf?" Er streckt seine Beine von sich und stößt mit seinem Fuß gegen einen der edlen Tischbeine an. Fluchend hält er sich seinen pochenden Zeh. Kia hält ihm unbeirrt ein Kühlakku hin. Die Angewohnheit kennt sie von ihrem Vater. Manchmal kann sie beide charakterlich nicht voneinander unterscheiden. Das besorgt sie zutiefst.
Maqua beißt sich auf die Zunge, um nicht laut aufzulachen. Dennoch hält er sich seinen Bauch. Er schafft es sein Gelächter mit einem Hustenreiz zu übertönen. Dennoch fällt es ihm schwer, sich nicht über den Bruder seiner Geliebten lustig zu machen.
"Wenn dein Gemütszustand gestern besser gewesen wären, hätten wir es dann bereits angesprochen...", erklärte der Hauptmann ruhig und besonnen. Durch die Tollpatschigkeit seines Sohns hat er sich wieder gefangen. Manchmal vergisst er, dass seine Familie einige Charaktereigenschaften von ihm geerbt haben. Natürlich nur die besten.
"Und du denkst, dass es jetzt der perfekte Zeitpunkt ist?" Raxa deutet auf die großen Schatten unter seinen Augen. Hax zuckt die Achseln und verzieht seine Miene.
"Du musst mittlerweile begriffen haben, dass der Einsatz deiner Magie lebensbedrohlich für deinen Körper ist", übernimmt Maqua kühl das Wort, "mittlerweile bist du an einem Punkt angekommen, an dem eine weitere Attacke deinen ganzen Körper entstellen und dich damit töten kann."
Seine gnadenlose Ehrlichkeit hinterlässt für alle Anwesenden einen üblen Nachgeschmack. Ihre Haut nimmt die Farbe von Kias Haaren an. Hax räuspert sich mit zittrigen Händen.
"Danke für deine sehr einfühlsamen Worte, Maqua", sagt er mit bebendem Nasenflügeln, "aber im Wesentlichen beschreibt es die ernste Situation."
Seine abgerundete Ausführung der Zustimmung trifft auf ein leises Raunen seiner Kinder, die ihn argwöhnisch betrachten.
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Die Abenteuer der Wyrians
FantasyRaxa Wyrian hat mehr Schlachten erlebt, als viele seiner gleichaltrigen Kameraden und dennoch kann er sich davon nicht losreißen seine Familie und Freunde beschützen zu wollen. Doch sowohl Hauptmann Hax als auch seine Schwester Kia Wyrian wissen, da...