KAPITEL 23

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~einige viele Jahre zurück~
Peter

Verträumt sah ich, von meinem Versteck aus dem Rotschopf dabei zu, wie er sich den Dreck, an dem kleinen See abwusch, welcher seine helle Haut bedeckte. Jedoch ging nicht alles damit ab und egal, wie oft der Junge über die blauen Hämatome fuhr, sie verschwanden nicht. Seufzend zog er sich schlussendlich seine Kleidung wieder über und drehte sich so um, dass ich nun auch seine Vorderseite und das hübsche Gesicht, mit den unzähligen Sommersprossen mustern konnte. Seine großen Bärchen Augen schweiften über die Umgebung und schienen etwas zu suchen, bis sie schließlich in meiner Richtung innehielten. Nur knapp sah der Kleine dabei an mir vorbei.

"Ich weiß, dass du hier irgendwo bist!", rief er selbstsicher in den Wald, "Ich kann deine Blicke förmlich auf mir spüren!" Dies entlockte mir ein leises Lachen und ich löste mich aus dem Schatten heraus.
"Wahr ich etwa so auffällig?", raunte ich in sein Ohr. Erschrocken zuckte der Rotschopf zusammen und starrte mich an. Ich war direkt neben ihm aufgetaucht und grinste zurück. Leicht verfärbten sich seine Wangen dabei rosarot, was mich breiter strahlen ließ. "Du bist süß.", kommentierte ich seine Reaktion, auf unsere plötzliche Nähe. Schnaubend wand Teddy sein Gesicht ab: "Und du ein Spanner." Laut lachend zog ich ihn an seiner Hüfte zu mir zurück, als er Anstalten machte Abstand zwischen uns aufzubauen.
"Aber du musst zugeben, dass ich wenigstens ein Hübscher bin.", flirtete ich und sah dabei zu, wie sich das Rot, in seinem Gesicht intensivierte.
"In deinen Fantasien vielleicht.", gab das Bärchen schnippisch von sich und entwand sich aus meinem Griff, "Und wenn du mich nun entschuldigst: Ich muss in die Stadt und einen Auftrag erfüllen." Damit kehrte mir der Rotschopf den Rücken zu, warf sich seinen Umhang um und stolzierte los. Kurz beobachtete ich diese, gerade zu perfekte Haltung belustigt und schwang mich dann selbst in die Luft, um ihm zu folgen.

"Wahr noch irgendwas?", fragte mich Teddy und warf meiner schwebenden Gestallt einen genervten Blick zu. Meinen Kopf schüttelnd flog ich weiter neben ihm her: "Nein."
"Und warum verfolgst du mich dann?"
"Ach das meinst du. Ich komme mit dir." Nun war es der Kleine, der ein belustigtes Lachen von sich gab und mir aus dem Augenwinkel zu sah.
"Ganz bestimmt nicht!", gab er mir zu verstehen, "Ich kenne dich doch kaum und du würdest mir nur im Wege stehen. Also zisch ab." Gespielt verletzt griff ich mir an meine Brust.
"Was für harte Worte, von so einem lieblichen Wesen.", legte sich meine zweite Hand, mit dem Rücken gegen meine Stirn.
"Ich bin nicht lieblich!"
"Dann eben entzückend, niedlich, zum dahin schmelzen, drollig, hübsch - such dir was davon aus, alles passt zu dir."

Bevor ich das Ziel meiner Begierde wieder angucken konnte, hatte mich dieses schon am Kragen gepackt und zu Boden befördert. Überrumpelt keuchte ich auf und spürte nur wenige Sekunden später, das kühle Metall eines Dolches an meiner Kehle. "Liebreizend.", brachte ich mit kratziger Stimme hervor, "Liebreizend bist du auch noch." Der Druck der Klinge, an meinem Hals nahm zu und schnitt mir das Wort ab. Unschuldig blickte der Rotschopf auf mich runter; seine Nase leicht gekräuselt, so dass die vielen, hellbraunen Pünktchen, wie Sterne tanzten.
"Noch eine weitere Benennung und ich schneide dir deine Zunge und Stimmbänder heraus, Peter Pan.", drohte mir Teddy. Wie eine weiße Flagge, hob ich meine Hände nachgebend neben meinen Kopf. "Na geht doch.", nahm der Kleine seine Waffe zurück und erhob sich von meinem Schoß.

Meinen Mund bereits zu einer weiteren, dreckigen Bemerkung geöffnet, wies das Bärchen warnend, mit seiner Dolchspitze auf mich. "Wag es und es wird dein letzter Satz gewesen sein." Gehorchend schloss ich meine Lippen wieder und sprang auf meine Beine, unseren Weg weitergehen wollend. Eine Hand um meinen Arm stoppte mich jedoch und ließ mich über meine Schulter zurück schauen. "Du wirst auch nicht, mit mir zusammen in die Stadt kommen. Entweder du bleibst hier, oder verschwindest dahin zurück, wo du hergekommen bist, aber unsere Wege trennen sich hier und jetzt.", machte mir der Rotschopf klar und ging schließlich an mir vorbei, auf den Pfad der ihn noch irgendwann das Leben kosten würde.

Nimmerland - Forever deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt