KAPITEL 29

5 2 0
                                    


Teddy

Instinktiv zog ich scharf die Luft ein und riss erschrocken meine Augen auf. Hustend drehte ich mich auf die Seite und würgte das überschüssige Salzwasser aus meinen brennenden Lungen. Stöhnend ließ ich mich wieder zurück auf meinen Rücken rollen und starrte an die, mit Rubinen und Gold verzierte Decke. Verwirrt von diesem unerwarteten, prunkvollem Ausblick verzog ich mein Gesicht und wandte meinen Kopf zur Seite. Während sich meine Sicht langsam klärte entdeckte ich neben dem luxuriösem Stuck, ein großes, überfülltes Bücherregal, mit angrenzendem Schreibtisch vor dem ein königlicher Sessel thronte. Es dauerte einige Minuten bis ich erkannte das ich mich in einer Kajüte befand; gefesselt an das Bett auf dem ich lag.

"Na toll!", meckerte eine Stimme plötzlich und ließ mich erschrocken zusammen zucken, "Ich hab die Laken eben gerade erst gewechselt!" Überrascht weitete ich meine Augen und blickte zum Fußende, an welchem ein großer, blonder Mann stand und mit verschränkten Armen den Kopf schüttelte. Sein Gesicht war säuerlich verzogen und das Blau seiner Augen funkelten auf mich hinab. "Vielleicht hätte ich Hook nicht überreden sollen dich doch aus dem Ozean zu fischen und dich am Leben zu lassen.", motzte der Kerl weiter vor sich hin, "Aber Nein! Natürlich musste ich bei deinem blöden, leblosen Anblick sensibel werden und an mein beschissenes Versprechen denken. Du wirst mich wohl nie in Ruhe meinen Tod ausleben lassen, was Winzling?"

Verwirrt über den Monolog blinzelte ich einige Male. Irgendwie kam mir die Art wie der Blonde redete und seine Wortwahl bekannt vor.

"Felix?", harkte ich vorsichtig nach und gewann somit die Aufmerksamkeit des einstigen Jungens, "Was machst du hier? Ich dachte du währst tot - wir haben dich sterben sehen! I-Ich meine...du bist erwachsen..."
"Tja, Teddybär Leute verändern sich eben, darunter auch die Toten.", zuckte der Mann einfach mit seinen breiten Schultern.
"Aber...wie?"

Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und etwas verträumtes schlich sich in seine Augen. "Nun", fing der erwachsene Felix an, "nachdem Peter mir mein Herz herausgerissen und mich hat sterben lassen, dachte ich das es nun vollkommen mit mir zu Ende war. Ich dachte, dass mein...Leiden endlich damit vorbei wäre, aber der Spruch, das man dieses Land nimmer mehr verlassen kann, hat man erst einen Fuß auf diese Insel gestellt, stimmt wohl. Aber nun gibt es einen kleinen Unterschied zu davor und-"

"Dieser bin ich!"

Die Tür zur Kajüte flog mit Schwung auf und der Captain der Rubin kam hinein stolziert; seinen langen, geschmückten, weißen Zopf über die Schulter werfend und sein roter Mantel hinter ihm her flatternd.

"Hook..."

"Der einzig Wahre, mein Engelchen.", grinste der Mann und wand sich dann zu Felix, "Smee, ich würde es bevorzugen wenn du mich und unsere kleine Landratte nun alleine lassen würdest, immerhin gibt es noch so einige Dinge zwischen uns die geklärt werden müsse."
"Natürlich, Aris.", mit einem leichten Kopfnicken warf mir der blonde Mann noch einen letzten Blick zu und verschwand dann in die Richtung aus der der Captain vor einigen Sekunden gekommen war.

Nach dem die Tür wieder ins Schloss gefallen war, breitete sich eine erdrückende Stille in der Kajüte aus und betrachtend, wie ich da ans Bett gefesselt war, lagen Hook's Augen auf mir. Theatralisch seufzte der Captain: "Ich hätte dich im Seelenmeer ertrinken lassen sollen." Sein Blick wirkte enttäuscht, während er langsam um das Kavallett herum schlich, direkt auf mich zu. "Aber Nein! Felix musste ja unbedingt an mein Gewissen appellieren und dich aus den Wellen fischen lassen. Dafür das er dich eigentlich nicht mag, scheint mein neuer Blond Schopf dennoch bei deinem Anblick schwach zu werden - genau wie ER!", spuckte mir Hook das letzte Wort verachtend entgegen. Sein Daumen und Zeigefinger umgriffen mein Kinn; rissen meinen Kopf in seine Richtung. "Was findet Pan nur an dir, mh? Warum hat er von Milliarden ausgerechnet dich gewählt? Warum hat er überhaupt jemanden gewählt?!", verletzt sah der weißhaarige auf mich hinab. In seinen hellen Augen stand uralter Schmerz, der bis heute noch nicht verheilt zu sein schien.

"Weißt du, Teddy?", fuhr Hook mit seinem Monolog fort und setzte sich auf den Rand der Matratze, "Ich verstehe es nicht. Ich meine: Ich war sein erster. Peters erstes Kind, welches er mit nach Nimmerland genommen hatte. Peters erster Freund und rechte Hand. Ich habe ihn geliebt!; jeder hat dies getan. Ich hätte für ihn mein Leben gegeben, wenn ich es hätte gekonnt." Federleicht kratzte der weißhaarige, mit der Spitze seiner Haken von meinem Kehlkopf angefangen über meine Haut. Eine einzelne Träne verließ dabei seinen Augenwinkel, rollte stumm über seine Wange und tropfte auf die Laken. "Wieso nur..?", hauchte der Dämon und wurde immer lauter, "WAS VERDAMMT SIEHT ER IN DIR, WAS ER IN MIR NICHT GESEHEN HAT?!"

"Mein Leben!"

Überrascht über das plötzliche Auftauchen von Peter, sahen sowohl Hook als auch ich zu dem schwarzhaarigen, welcher beobachtend in den Schatten stand. Langsam trat trat der Junge aus der dunklen Ecke; seine rot glühenden Augen auf den Captain gerichtet. Erschrocken weiteten sich meine Augen als ich Pan's Wunden erkannte.

Was war nur mit ihm geschehen?

Aktiver zog ich nun an meinen Fesseln. Ich wollte zu ihm! Ich wollte ihm helfen, das getrocknete Blut von seiner Lippe wischen/lecken und seine in purpurn getauchte Hände in meine nehmen. Ich wollte ihn nach so langer Zeit, in der er verschwunden war, wieder spüren; bei ihm sein.

"D-Du bist hier...", stellte Hook unnötigerweise fest und starte den schwarzhaarigen an, als würde vor ihm ein Geist stehen.
"Und du hast meinen Teddy nicht sterben lassen/umgebracht.", gab Peter zurück und ließ mit einer geschmeidigen Fingerbewegung die Seile, die mich ans Bettgestell fixierten verschwinden. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und rannte zu ihm hin, stoppt aber knapp vor ihm. Fast schon scheu sah ich zu dem König der Verlorenen empor, mir nicht ganz sicher ob ich ihn wirklich in meine Armen schließen sollte. Er sah sehr lädiert aus, was seiner Schönheit jedoch nichts abverlangte.

Beschämt über meine eigenen Gedanken färbten sich meine Wangen rot. Bis jetzt hatte ich noch niemanden so gesehen, wie ich nun Peter sah. Das kribbelnde Gefühl das sich nun in meinem gesamten Körper ausbreitete, wurde nur noch mehr verstärkt als der Ältere seine Arme von sich aus um mich schlang und mich fest an ihn drückte. "Ich habe dich auch vermisst, mein Bärchen.", flüsterte Pan mir ins Ohr und streichelte mit seiner Hand beruhigend über meinen Rücken. Nach einigen Augenblicke drückte ich mich jedoch wieder ein Stückchen von ihm weg; den Körperkontakt durch unsere in einander verschränkten, kleinen Finger nicht abbrechend.

Sehnsüchtig sah der Captain der Rubin auf diese verbindende Geste, wissend das er wahrscheinlich nie eine Chance auf das Selbe gehabt hätte.
"Ich bleibe meinem Herrn eben treu und falle ihm nicht in den Rücken.", sprach der weißhaarige schließlich, seine übergebliebene Hand zur Faust geballt und ehrlichem Blick.
"Daran habe ich auch keine Sekunde gezweifelt, Aris.", meinte Peter, sich bewusst welch eine Wirkung er auf den Älteren ausübte. Dann sah der schwarzhaarige zu mir: "Komm mein Teddybärchen, wir gehen nach Hause." Zustimmend nickte ich leicht, wand mich dann aber noch einmal dem Captain der Rubin zu.

"Danke."

Aus zusammengekniffenen Augen blickte Hook mich an, bevor er seine Arme vor seiner Brust verschränkte und sein arrogantes Lächeln aufsetzte.

"Für Pan reiche ich dir gerne meinen rettenden Haken, Engel."
__________
Ich mag Menschen, die sagen, was sie denken. Aber noch mehr gefallen mir Menschen, die auch tun, was sie sagen.~Mellarie-Bellancia

ENDLICH ist dieses Kapitel auch zu Ende. Ich konnte machen was ich wollte, doch immer wenn ich hier her kam, hatte ich ne blöde Schreibblockade, aber nun ist es vorbei damit und ich kann meine Finger wieder über die Tastatur fliegen lassen.

Nimmerland - Forever deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt