TeddyDie Sonne ging bereits auf und tauchte alles in ein warmes orangefarbenes Licht, als wir fix und fertig auf der Lichtung zum Dorf ankamen. Ich hing zwischen den beiden Brüdern und wurde mehr getragen, als das ich selbst ging. Zwar wahr es schon einige Stunden her, seid Iris mich gebissen hatte, doch der zu schnelle Blutverlust hatte mich wohl doch mehr geschwächt als gedacht.
"Da ist Peter!", rief Josh plötzlich fröhlich aus und zeigte auf den schwarzhaarigen, der am Fuße des Dorfbaums hockte. Mit schmerzendem Nacken hob ich meinen Kopf und sah, das Peter wieder strahlte und nicht mehr kränklich blass, auf dem Boden lag. Doch er war nicht alleine.
"Wer ist das?", fragte Lee, der mich auf der rechten Seite stützte, das was ich mich ebenfalls fragte.
"Vielleicht ein neuer Junge.", stellte Farin eine Vermutung auf und klang dabei aufgeregt. Der Inder hatte sich schon immer gefreut, wenn unsere Gruppe, durch einen weiteren Verlorenen wuchs. Immerhin waren wir seine Familie; wir waren unsere Familie.Peter hatte uns nun auch entdeckt und kam, mit langen Schritten auf uns zu, den Neuling hinter ihm im Schlepptau.
"Was ist passiert?", schon beinahe besitzergreifend zog der Ältere mich an den Hüften zu sich und entlastete somit Lee und Milo.
"Wir hatten etwas Spaß.", gab ich etwas zu bissig als Antwort und drückte mich von ihm weg. Ich wollte momentan nicht in seiner Nähe sein. Vor allem nicht in diesem labilem Zustand den ich gerade hatte. Mein Körper wahr durch den Verlust des Blutes geschwächt und ich wusste nicht, wie lange ich es noch aushalten würde, was auch immer in mir wohnte, zurückzuhalten. Sein Griff jedoch verstärkte sich nur und hielt mich an Ort und Stelle. Mit grün funkelnden Augen sah er mich an; versuchte mich mit seinem Blick zum sprechen zu bringen. Doch das musste er garnicht, da Farin, ohne uns zu beachten, die Aufmerksamkeit auf sich und den Neuen zog."Und wer bist du?", neugierig musterte der Inder den Jungen.
"Oh.", verlegen kratzte sich dieser am blonden Hinterkopf, "Ähm, mein Name ist...Christopher. Aber Chris wäre mir lieber." Ein schüchternes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während sein Blick über unsere Truppe wanderte. Als er schließlich bei mir angekommen war, bröckelte diese Fassade ein wenig und der Neue schlug seine Augen schnell nieder. Verwirrt runzelte ich meine Stirn, wurde aber von einer Hand abgelenkt, die plötzlich den Kragen meines Hemdes zur Seite schob und das Stückchen lädierte Haut zwischen Hals und Schulter sichtbar machte."Peter!"
"Warum ziert dich ein Nixen Biss?", das Grün seiner Iris blitzte bei dieser Frage wild auf.
"Wie schon gesagt, hatten wir ein kleines Abenteuer.", behaarte ich auf meine vorherige Aussage und versuchte mich soweit wie möglich von ihm wegzudrehen."Ein Abenteuer, mit Nixen?", horchte der neue Junge auf. Faustisch sah Chris in die Runde. Er kannte sich noch nicht auf dieser Insel aus, wodurch der Blonde natürlich auch nichts von den mystischen Wesen und Eigenheiten Nimmerlands wusste. Aber das würde sich schon bald ändern. Nimmerland würde zu Chris neuem zu Hause werden. Es würde ihm einen Ort schenken, an dem er alles vergessen konnte. Er würde ein neues, zeitloses Leben bekommen. Chris würde zu einem von uns werden - zu einem Verlorenem.
~•~
"...dann hat Peter mich gefunden und ehe ich mich versah, wahr der Schrecken um mich herum verschwunden und ich wahr hier!", betrübt und zu gleich begeistert, erzählte Chris uns von seiner Geschichte und wie er (wie wir alle) auf die Insel gelangt wahr. Dankend hatte er Peter dabei kein einziges Mal aus den Augen gelassen.
Gespannt lauschte der Neuling nun den Erzählungen der Jungen, so wie wir es vorher bei ihm getan hatten und mit jedem weiteren Wort, wuchs seine Offenheit uns gegenüber.
"Und was ist mit dir? Wie lautet deine Vorgeschichte?", Chris Augen waren auf mich gerichtet und erwarteten nun ebenfalls, das ich auch meine Vergangenheit offenlegte. Aus meinem Tuen, etwas Essen in meinen Bauch zubekommen, gerissen, hob ich meinen Kopf. Bis auf Peter, sahen mich alle abwartend an. Ich hatte, trotz meines langen Aufenthalts noch nie richtig, von meinem vorherigem Leben erzählt. Ich schämte mich nicht für das, was ich damals getan hatte, aber ich wollte auch nicht, dass die Jungs ihr jetziges Bild von mir verloren. Für sie war ich der kleine Teddybär, welcher, nach ihrer Meinung, immer geschützt werden musste. Ich war der jüngste, mit dem klügsten Rat.
"Ich passe."
In seiner Freude gebremst, verzog der Neuling seine Brauen.
"Mach dir nichts draus, Chris.", sprang der Inder, an meiner Stelle ein und legte ihm einen Arm um die Schulter, "Unser Bärchen hier, ist nicht grad der gesprächigste, dafür aber um so Kampfgeeigneter."
"Lass das Farin.", meinte ich Zähneknirschend. Mit so etwas anzugeben, fand ich nicht gerade löblich.
"Stimmt das?", nicht glaubend, musterte Chris meine Statue.
"Ich sage es mal so: Man sollte sich besser mehrfach überlegen, mich herauszufordern. Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich werde mich etwas hinlegen gehen.", mit einem Nicken verabschiedete ich mich von der Runde und kletterte dann den Hauptbaum hinauf, zu unserem Schlaflager.Das Brennen von Iris Biss, hatte zu meinem Glück schon um einiges nachgelassen, als ich mich auf mein Liegepolster niederließ und meinen Blick gen Blätterdach richtete. Während ich merkte wie mein Körper durch die Müdigkeit immer schwerer wurde, rannte mein Kopf auf Hochtouren.
"Fällt er, fällt die Insel auch!"
Die letzten Worte der Nixe wollten mich einfach nicht loslassen und spukten nun in meinem Gedächtnis herum. Ich verstand nicht, was sie damit gemeint hatte, nur das es sich wie eine Warnung angehört hatte. "Fällt er, fällt die Insel auch...", wiederholte ich den Satz lautlos.
Ob Iris damit vielleicht Pan gemeint hatte? Immerhin hatte sie von ihm geredet, als währe er ein Gott.
"Er ist der Herrscher dieser Insel; der Hüter über die Verlorenen.", hatte das Wasserwesen zu mir gesagt.
Unruhig drehte ich mich auf die Seite und fuhr dabei, mit der Hand unter mein provisorisches Kissen und ertastete das feine Geschmeide, das ich damalig von Hook's Hals gerissen hatte. Der glatte Stein des Amuletts fühlte sich unter meinen Fingerspitzen bekannt an und schien wie ein Herz rhythmisch zu pulsieren. Seufzend zog ich meine Hand wieder zurück und schloss meine Augen, als ich sich mir nährende Schritte vernahm. Erst dachte ich, es wäre einer der Jungs, welcher sich ebenfalls schon früher schlafen legen wollte, aber die Person blieb direkt vor meinem Ruheplatz stehen und sah auf mich herab. So tuend, als würde ich schon im Land der Träume schweben, versuchte ich so gleichmäßig wie nur möglich zu atmen.
Einige Sekunden verstrichen, in denen nichts geschah, doch dann setzte sich derjenige wieder in Bewegung. Leise tapste die Person um mich herum und erst dachte ich, sie sei wieder gegangen, bis mein Liegepolster unter einem weiterem Gewicht einsank und mich plötzliche Wärme von hinten umschlang. Kurz vergaß ich weiter zu atmen, als sich sein unverwechselbarer Geruch in meine Nase schlich. Der Duft aus Tannennadeln und Gewitter umhüllte mich und ließ mich unterschwellig dichter an ihn heranrücken. Ein leises Lachen war zu vernehmen, bevor ich wirklich in einen tiefen, traumlosen abdriftete.
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I'll hold you in my heart until I can hold you in my arms.~J.M.Barrie; Peter Pan
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Nimmerland - Forever death
Mistério / SuspenseDer Tod fragte einst das Leben, warum sie von allen geliebt, aber er von allen gehasst werde und das Leben antwortete mit einem melancholischem Lächeln darauf, das sie eben eine wunderschöne Lüge sei, während der Tod die schmerzvolle Wahrheit präsen...