KAPITEL 12

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So leise wie möglich, beobachteten Teddy, Josh und Milo wie Lee und Farin, mit erhobenen Kopf und Schalk auf dem Gesicht auf die Gruppe aus Piraten zu gingen. Die Verlorenen hatten sich darauf geeinigt, das während zwei die Männergruppe ablenken würden, die anderen die Nixe befreiten.

"Da!", Josh nickte zum Geschehen. Lee und Farin hatten zwei der Seeräuber ihrer Hüte bestohlen und wedelten damit nun herum, warfen sie in die Luft und gingen mit den alten Lederlappen so um, als währen sie kein Zeichen, dass ihr Captain sie zu seinen wichtigsten Männern gemacht hatte. "Jetzt rennen sie ihnen in den Wald hinterher - die hellsten Kerzen sind diese Piraten ja nicht gerade."
"Dennoch noch so beleuchtet, dass sie die Nixe nicht unbewacht lassen.", meinte Teddy, "Aber mit den zwei Idioten, werde ich auch alleine fertig."
"Heißt das, das wir uns um den Fisch dort kümmern sollen?", sah Josh den rothaarigen leicht panisch an. Der Junge hatte damals, nicht gerade gute Erfahrungen mit diesen magischen Wesen gemacht.
"Jetzt scheiß dir nicht auch noch in die Hose - es wird euch schon nichts passieren.", damit schlich Teddy aus dem Versteck.

Zu dem Vorteil des Rothaarigen, hatten sich die beiden Muskelberge auf die Nixe fixiert. Wie zwei Bekloppte hämmerten die beiden auf das Glas ein und lachten die Frau darauf dreckig aus, als diese Zähne bleckend auf fauchte. "Euch fehlt es wohl deutlich an Manieren, wenn ihr mit eurem Erbsenhirn denkt, eine Dame so beeindrucken zu können.", schüttelte Teddy missbilligend den Kopf und verschränkte seine Arme vor der Brust. Grunzend drehten sich die Piraten zu dem kleinerem um.
"Bei solchen Viechern braucht man kein gutes Benehmen, aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen, Süßer.", mit vielsagendem Blick, musterte der Größere der beiden Halunken den Jungen. Angewidert kräuselte Teddy seine sommersprossige Nase: "Ich verzichte."
"Dann lässt du dir aber was entgehen.", kam der Kerl auf ihn zu und wollte nach ihm greifen. Geschickt jedoch umgriff Teddy sein Handgelenkt, drehte sich hinter den Piraten und zog ihm seinen Arm, bis zur gegenüberliegenden Schulter hoch. Ein knackendes Geräusch teilte dabei mit, dass das Gelenk heraussprang. Stöhnend knickte der schmierige Typ ein.
"Na, immer noch Lust?", flüsterte der Rotschopf und grinste zu dessen Partner, der die Situation bis jetzt nur tatenlos beobachtet hatte.
"Du miese, kleine Hur-", der Dolch in seinem Rücken, unterbrach den Seeräuber und ließ ihn nach ein paar vergangenen Sekunden, tot in den Sand fallen. Mit den braunen Knopfaugen, in denen weißer Wahnsinn aufblitzte, sah er kurz zu der Nixe, die ihn ängstlich, aber auch neugierig anfunkelte, bevor Teddy sich zu dem letzten Piraten wand. Dieser hatte seinen Blick zitternd auf seinen leblosen Freund gerichtet und ehe der rothaarige auch nur einen Schritt auf ihn zuging, hatte der Mann sich umgedreht und rannte davon. "Was ein Feigling - dabei war ich mit meinem Totentänzchen noch nicht mal zu fertig.", gespielt enttäuscht legte der rothaarige seinen Kopf schief.

"Hat dir schon mal eigentlich einer gesagt, dass du ganz schön unheimlich sein kannst, Kleiner?", kommentierte Josh, der mit Milo neben ihm auftauchte. Teddy zuckte nur mit den Schultern und zeigte auf den Glaskasten. Sofort machte sich Milo daran, dessen Schloss zu öffnen. Sobald das rostige Ding aber endlich knirschend nachgab, zögerte die Nixe nicht lange. Mit ihrer schuppigen Flosse, stemmte sie den Deckel auf und warf sich dann auf den überrumpelten Jungen. Fauchend drückte sie Milo in den Boden und presste ihre nasse Hand, auf dessen Kehle. Röchelnd versuchte sich der Verlorene zu wehren und auch Josh wollte ihm zur Hilfe kommen, wurde aber wie eine lästige Fliege, von dem Fischschwanz weggewischt.

"HEY!", mit seinem lauten Ausruf, zog Teddy die Aufmerksamkeit aller und besonders der der Nixe auf sich, "Lass ihn sofort los!"
"Damit ihr mich überwältigen könnt, wie diese dreckigen Biester?!", zischte die Frau und drückte nur noch deutlicher zu. Sie hatte Angst und versuchte sich nur zu schützen und auch wenn Teddy dies sah, hielt er ihr von hinten, die noch blutige Klinge unter ihr Kinn: "Hätten wir dich befreit, um dir Schaden zuzufügen, würdest du schon längst vertrocknet das selbe Schicksal, wie der Pirat hier teilen. Wir wollen dir nichts tun. Lass Milo also sofort los, oder ich revidiere meine Entscheidung auf der Steller!"

Mit sich hadernd, was sie nun tun sollte, presste die Nixe ihre leicht bläulichen Lippen aufeinander. Zögernd lockerte sie schließlich ihren Griff um Milos Hals und zog ihre Hand zurück. Geschwächt von diesem Kraftaufwand, kippte die Frau zur Seite, als Teddy seinen Dolch ebenfalls von ihr entfernte, während Milo gierig nach Luft schnappte und sich einige Zentimeter, von der halb Mensch, halb Fisch Kreatur wegbewegte. Erst jetzt viel dem Rotschopf dabei auf, das die sehnige Schwanzflosse der Nixe verletzt war. Ein langer, tiefer Schnitt zog sich, durch die Schuppen, von ihrem angedeuteten Hüftknochen, bis beinahe zum Ende. "Haben die dir das angetan?", Teddy deutete, mit der Spitze seines Dolches auf die Verletzung. Schnaubend kniff die Frau ihre Augen zu Schlitzen zusammen: "Wer denn sonst? Wie hungrige Haie, sind sie über mich hergefallen, als ich an meinem schwächsten Moment wahr und ehe ich es mir versah, steckte auch schon dieses Messer in meiner Flosse und hat mich aufgeschlitzt wie einen Fisch."

"Warum hasst du dich nicht gewehrt, oder deine bissigen Freunde um Hilfe gerufen?", fragte Josh verwundert und mit Sicherheitsabstand zu ihr. Verbittert warf die Nixe ihm einen bösen Blick zu.
"Weil die zehnte Vollmondwende ist.", war es Teddy, der Antwort gab, "In dieser Zeit 'meditieren' die Nixen, damit sie sich auf den nächsten Schub der Seelen vorbereiten, um diese hinüberführen zu können."
"Woher weißt du von dem Ritual?", überrascht leuchteten die blauen Augen des Wasserwesens auf.
"Geschichten. Ich lese gerne, bin zudem ein guter Zuhörer und merke mir das, was mir als wichtig erscheint. Deswegen weiß ich auch, dass dir durch das Fasten die Kraft fehlt dich selbst zu heilen, noch dich in eine menschliche Gestalt zu verwandeln."
"Du bist klug.", ehrlich nickte die Nixe, "Das macht dich und dein Haufen Subteenen jedoch nicht ungefährlicher für mich - schon gar nicht in meiner derzeitigen Verfassung." Gequält verzog die Frau ihr Gesicht. Die Sonne machte dem Wesen sehr zu schaffen. Ihre Haut begann schon an einigen Stellen zu verbrennen. Mit ihrer Hand schirmte sie ihre Augen vor dem grellen Licht ab, während sie zu Teddy herauf blinzelte: "Aber...wenn ihr das ändern...und mir wirklich helfen wollt, gebt mir das...was ich brauche."

"Wo von redet sie?", fragte Milo stumm und sah mich dabei an. Seufzend verstaute ich meinen Dolch wieder in meinem hinterem Hosenbund.

"Von Blut!"
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Blut ist ein zweischneidiges Schwert. Es kann einem in der einen Minute das Leben retten und in der anderen es uns nehmen.~Mellarie-Bellancia

Und damit ist auch Kapitel 12 Geschichte. Aber nun mal eine Frage: Wenn ihr jemand anderes, mystisches sein könntet, was währet ihr/währen sie dann?

Nimmerland - Forever deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt