Kapitel 6

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,,Du bist aber früh dran", Elijahs blauen Augen musterten mich etwas skeptisch.

Ich trug noch den selben dunkelgrünen Pulli, den ich eben in der Vorlesung getragen hatte und dazu die hellblaue Jeans. Schlicht und einfach.

Auch wenn gern ich schicke und teure Klamotten trug, mochte ich es zumindest einmal in der Woche normal zu wirken.

Und das war Montags, wenn ich zur Uni fuhr. Einfach in der Menge abtauchen, wie eine ganz normale Studentin und keine millardenschwere Tochter von Nicolay Royal.

,,Ich kann auch wieder gehen", erwiderte ich schmunzelnd und zuckte mit meinen Schultern.

In der einen Hand hielt ich eine Flasche Rotwein, da ich mich ohne etwas mit zubringen, irgendwie noch schlechter gefühlt hätte.

,,Na komm rein", er trat von der Tür zurück und ich trat in die kleine Altbauwohnung, die lediglich aus einem großen Raum bestand, welcher über und über mit vollen Bücherregalen zu gestellt war.

Und dort wo keine Bücherregale standen, befanden sich Leinwände, Farben und Staffellein.

Wie oft habe ich dort auf dem Durchgesessenen Sofa gelegen und Elijah beim Malen zugesehen, wie er ganz konzentriert auf eine leere Leinwand gestarrt hat und in seine eigne Welt abtauchte.

,,Tut mir leid, was heute passiert ist...ich hab es in der Presse gelesen", erklärte er, als ich meine Tasche auf den hellen Dielenboden fallen ließ. Ich drehte mich um und sah ihn etwas gezwungen an.

,,Können wir dieses Thema bitte einfach lassen?", fragte ich und seufzte.

Elijahs Wohnung war meine Seifenblase geworden, die ich nicht durch solche Themen und Gedanken zerplatzen lassen wollte.

Er trat zu mir und nahm meine Handgelenke in die Hand, bevor er sie an seine Lippen zog und federleichte Küsse auf meine Fingerknöchel hauchte.

,,Red mit mir, wenn dir danach ist", hauchte er mir zu und ich genoss die Liebkosungen kurz, bevor ich langsam nickte.

Er wusste gar nicht, wie sehr ich das Gefühl nach Sicherheit und Ruhe brauchte und genau das strahlte seine Wohnung aus. Ein Safe Place.

,,Sicher, dass du mir nicht helfen möchtest?", hinterfragte Elijah, während er vor dem Herd stand und die Tomatensoße kochte. Ich saß auf der kleinen Arbeitsfläche und ließ meine Beine baumeln, wobei ich ein Glas Rotwein in der Hand hielt.

,,Ach glaub mir, diese Aussicht zu genießen, hört sich für mich gerade viel verlockender an, als dir deine Lasagne zu versauen", meinte ich und lächelte ihn an.

Elijah hatte eine schmale Figur, da er eher der Bücherwurm war als der Sportler, aber irgendwie mochte ich genau das an ihm. Das er nicht das Klischee von Männern abdeckte.

,,Du bist mir ja eine große Hilfe", erwiderte er und drehte sich kurz zu mir, um mir die Zunge heraus zu strecken.

Er begann die Lasagneplatten in eine Auflaufform zu verteilen, als mein Handy klingelte. Verdammt, eigentlich wollte ich es leise stellen. Olivia. Da musste ich ran gehen.

,,Hey. Was gibt es?",fragte ich und verspannte mich sichtlich. Die letzten Tage kam eine schlechte Nachricht nach der nächsten, weswegen ich mich jedes Mal auf das Schlimmste wappnete.

,,Verflucht", stöhnte ich und legte auf, während des Gespräches mit meiner Assistentin war ich in der Wohnung auf und abgegangen, hatte laut geflucht und hätte am liebsten meine Sachen geschnappt, um nochmal in die Firma zufahren.

,,Was ist los?", Elijah verschränkte seine Hände vor der Brust und sah mich skeptisch an. Ich holte tief Luft und suchte nach den richtigen Worten.

Eigentlich hätte ich gerne erwidert das rein gar nichts ist oder alles gut sei. Aber der Ausdruck von Elijah machte mir deutlich, dass er diese Ausreden nicht mehr akzeptierte.

,,Der Vorstand erwartet, dass wir Stellung nehmen zudem war heute in unserem Anwesen passiert ist, am besten in einem Interview bei einer seriösen Zeitung. Sie wollen Antworten...das was ich ihnen nicht liefern kann", sagte ich und raufte mir meine Haare. Das hier war das reinste Chaos.

,,Und wenn ihr das nicht tut?", hinterfragte Elijah weiter.

,,Unsere Investoren haben vor abzuspringen, wenn der Ruf der Firma weiter sinkt. Beteuerungen, dass mein Vater unschuldig ist reicht ihnen nicht. Sie wollen handfeste Beweise", erklärte ich und ließ mich auf dem dunkelroten Sofa nieder, sonst würde ich wieder anfangen auf und ab zu laufen.

,,Und die könnt ihr nicht liefern. Schon klar", Elijah kniete sich vor mich und legte seine Hände auf meine Knie. Ich nickte verzweifelt.

Die Firma stand kurz vor dem Aus, wenn die Investoren absprangen. Wieder herum wusste ich, dass Elijah mir nicht helfen konnte, auch wenn er es wollte.

Es reichte schon, dass ich mit meiner Anwesenheit ihm nur noch mehr Probleme beschaffte. Schließlich war das, was wir hier taten mehr als nur Illegal, egal wie sehr ich das hier brauchte. Wie sehr ich diese Seifenblase brauchte.

,,Ich kann das alles nicht mehr", stammelte ich und spürte wie sich Tränen in meinen Augenwinkeln sammelten.

Tränen, die ich schon viel zu lange zurück hielt.

Elijah stand auf und zog mich ebenfalls von der Couch, um mich in eine Umarmung zu ziehen, wo durch alle Dämme in mir brachen.

Ich schluchzte und klammerte mich an seinem weißen T-Shirt fest wie eine ertrinkende an einem Rettungsseil.

Alles lag in Scherben und so stark ich an meinem alten Leben fest hielt, so stark entglitt es mir.

,,Ich muss mich auf die Firma konzentrieren. Ich muss das mit der Presse zurecht biegen. Ich muss meine Familie irgendwie retten", schluchzte ich und schniefte.

Elijah strich mir über meinen Rücken. Für einen kurzen Moment wollte ich das genießen, mir einreden, dass das okay war, hier zu stehen und mich bei meinem Kunstprofessor auszuheulen. Aber das war es nicht.

,,Wir müssen das hier beenden. Das hier bringt nur deinen Beruf in Gefahr...und ich kann das alles nicht mehr", sagte ich, als ich mich langsam wieder gefangen habe.

Ich will nicht noch mehr Leute mit mir in den Absturz reizen. Was jetzt zählte, was für die Familie und für die Firma gut war. Nicht mehr was ich brauchte.

,,Ich weiß", Elijah sah mich traurig an, jedoch verstand er es, wieso ich das hier tat.

,,Es tut mir so leid...", flüsterte ich und wollte mich von Elijah lösen, jedoch zog er mich nochmal an sich heran und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ein Abschied.

,,Meine Türen stehen dir immer offen, dass weißt du hoffentlich. Als Freund", erklärte er leise, was mich wieder zum Weinen brachte.

Ich durfte mich hier nicht verstecken und hoffen, dass mein altes Leben zurückkehrte. Dass ich Kunst studieren, meinen Prof vögeln konnte und in seiner Wohnung vor der Realität abtauchen. Das musste enden.

Zumindest solange bis ich alles wieder hinbekommen habe...und bis dahin war ein langer Weg...leider stand mir Elijah und das was er verkörperte, nämlich meinen Traum, den er leben konnte und ich nicht, im Weg.

Die Seifenblase zerplatze mit einem lauten Knall.

Phia tut mir sooo unglaublich leid

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Phia tut mir sooo unglaublich leid.

Vergiss das ☆ nicht, wenn dir das Kapitel gefallen hat^^

Royal - Das Vermächtnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt