Als ich meine Augen aufschlug, brauchte ich kurz, um mir klar zu werden, wo ich überhaupt war.
Der gestrige Abend fühlte sich an, als wäre er nicht geschehen. Als wäre es nur ein verschwommener Traum, der immer mehr verblasste, wenn ich versuchte mich an ihn zu erinnern.
Meine Augen waren leicht geschwollen, vom Weinen, als ich langsam nach meinem Handy griff, was auf Elijahs Nachtisch lag.
Er hatte schon vor Stunden die Wohnung verlassen, da er zur Arbeit musste, aber es war nichts Neues, dass ich hier alleine zurück blieb.
Genau dieser Gedanke, fühlte sich ekelhaft auf meiner Zunge an, so als hätte ich etwas gegessen, was ich sofort wieder bereute, weil es zu bitter war.
Ich zog die Decke noch ein Stück höher und strich mir mit der flachen Hand über das Gesicht. Mehr Zeit blieb mir auch nicht, bis es heftig an die Haustür klopfte.
Mein Körper zuckte zusammen und ich atmete langsamer. Elijah erwartete doch kein weiteren Besuch? Das hätte er nicht zugelassen oder hätte es zumindest gesagt. Hatte er seinen Schlüssel liegen gelassen?
,,Phia, ich weiß, dass du hier drin bist", fluchte derjenige vor der Tür und ich entspannte mich sofort. Ich tapste mit meinen nackten Füßen über den kalten Holzboden und öffnete meinem Bruder.
,,Ethan", begrüßte ich ihn, bevor er an mir vorbei in die Wohnung stürmte.
Er trug einen dunkelgrünen Pullover über einer einfachen Jeans, so als wäre er heute gar nicht an der Arbeit gewesen. Seine blonden Haare steckten unter einer verkehrt aufgesetzten Cap.
,,Weißt du, da hat man einmal frei und dann bekomm ich einen Anruf von deinem Assistenten, dass du dich krank gemeldet hast?", redete Ethan einfach drauf los und sah mich irritiert an, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte.
,,Das ist doch eigentlich nicht deine Art! Ich weiß, dass du weder gestern daheim warst noch dass du dir irgendeine mysteriöse Krankheit zugezogen hast." Ich schluckte und schloss die Haustür hinter mir.
Ich konnte mir denken, wie dieses Bild wirkte.
Schließlich stand ich hier vor meinem Bruder in einem ausgewaschenen T-Shirt meines Ex-Dozenten und vermutlich wirkte ich so als hätte ich die ganze Nacht nicht geschlafen.
,,Das ist doch nicht deine Art, Phia", fügte er etwas weicher hinzu und lehnte sich gegen das durchgesessene Sofa, was als Raumteiler zwischen Küche und Schlafzimmer diente.
,,Woher wusstest du, dass ich hier bin?", lenkte ich vom Thema ab und zupfte an dem T-Shirt herum, was mir gerade einmal bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichte.
Ethan wusste nicht, wo ich gestern war und eigentlich hatte ich nicht vor es ihm zu erzählen. Ich wollte weder sein Mitleid noch ihm den Anschein machen, dass er Dad auch besuchen musste.
,,Naja, logisches Denken. Da du nicht daheim warst, blieben nicht viele Orte, an denen du stecken könntest", erklärte er mir, während er seinen Blick durch die kleine Einzimmerwohnung schweifen ließ.
Ethan war der Einzige, der wusste, dass Elijah existierte und auch der Einzige, der wusste, wo Elijahs Wohnung war.
Sein Blick richtete sich auf mich und seine Gesichtszüge wurden wieder weich. ,,Ich wollte dich nicht so anpflaumen, aber ich mach mir eben einfach nur Gedanken um dich...du bist eben meine kleine Schwester", meinte er und lächelte mich an, was mich ebenfalls zum Schmunzeln brachte.
Ethan hätte die ganze Stadt umgedreht, um herauszufinden wo ich steckte, nur um festzustellen, dass es mir gut ging. Und dafür war ich ihm so dankbar.

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Royal - Das Vermächtnis
RomanceEin perfektes Leben? Gibt es nicht. Eine perfekte Familie? Fehlanzeige. Eine perfekte Beziehung? Wird es nie geben. Der Name Royal steht für eine luxeriöse und starke Firma und für eine noch mächtigere Familie. Jedoch ist beides auf Lug und Trug erb...