Kapitel 21

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,,Wie hast du das nur angestellt?", fragte ich immer noch sichtlich überrascht, dass uns Fynn so schnell aus der Misere rausgezogen hatte, dass nicht mal unsere Namen oder Ähnliches vermerkt wurde.

,,Definitiv wegen meinem unendlichen Charme", erwiderte er und wackelte amüsiert mich den Augenbrauen, was mich zum Lachen brachte. Die Sonne war schon längst untergegangen, als wir den Parkplatz der Uni betraten und ich mir meine dunkle Wollmütze zurecht rückte.

Meine blonden Haare hatte ich in einen lockeren Zopf geflochten, wobei sich schon etliche Strähnen daraus gelöst hatten.

,,Wie verbringst du Thanksgiving?", um das Thema von seinem viel zu großen Ego zu lenken. Morgen war unser letzter Arbeitstag, dann war die Firma von Mittwoch bis Sonntag erstmal geschlossen, damit jeder mit seinen liebsten Thanksgiving feiern konnte.

,,Ach nichts besonders, vielleicht guck ich mir die Parade an...bei uns wird das nicht so groß gefeiert", erklärte er, während sein Blick weiter nach vorn auf den Asphalt gerichtet war. Mir fiel gerade auf, dass ich eigentlich kaum etwas über Fynn wusste.

Natürlich hatte ich seine Akte gelesen und wusste, dass er in Deutschland studiert hatte und vorher auf einem Internat war. Ich hatte es nie hinterfragt, aber wenn ich länger darüber nachdachte, wirkte es so als wäre es eine ziemlich einsame Jugend gewesen zu sein...fern von der Familie, fern von der eigentlichen Heimat.

Wäre die familiäre Situation zuhause anders, hätte ich ihn vielleicht sogar gefragt, ob er zu uns kommen wollte...so wie es Olivia schon seit einiger Zeit machte, da ihre Familie zerstritten war.

,,Ich hab gehört dein Vater kommt aus dem Gefängnis raus", warf er ein und sah mich kurz von der Seite an, was mich aus den Gedanken riss.

,,Ja...aber mit elektronischer Fußfessel", kommentierte ich sarkastisch und zuckte mit den Schultern. Ich weiß, es war besser als wenn er immer noch hinter Gittern sitzen würde, aber es würde die Stimmung zuhause nicht bessern...nicht ansatzweise.

,,Sind wir jetzt eigentlich so etwas wie Partner in Crime?",hinterfragte Fynn, als er seinen dunkelgrauen Golf Variant aufschloss und mich lächelt an.

,,Fandest du es so kriminell, was wir getan haben?", stellte ich ihm die Gegenfrage und erwiderte sein Lächeln. Dabei verschränkte ich die Arme vor der Brust.

,,Naja, sieht sicherlich gut im Lebenslauf aus, wenn ich hinein schreiben kann, dass ich Partner in Crime von Phia Royal war", erklärte er und sein Lächeln nahm etwas schelmisches an. Es war ein echtes Lächeln, nicht so ein gespieltes, was er immer im Büro aufsetzte.

,,Und schließlich hab ich meine Chefin geküsst...und das nicht sonderlich anständig", fügte er hinzu, was mich kurz inne halten ließ. Ich musste mir verbieten, mit meinen Fingern meine Lippen nach zufahren, wo vor einer halben Stunde die seinen gelegen hatten. Verflucht.

,,Wir sehen uns morgen auf der Arbeit, Miss Royal", verabschiedete er sich und ließ mich mit den Gedanken an unseren Kuss auf dem Parkplatz stehen. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, so als könnte ich die Erinnerung verbannen, die mich sicherlich die Nacht wachliegen ließ. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meinen Lippen, dieses verfluchte...Arschloch.

Ein Lachen kam aus meiner Kehle, bevor ich den Kopf in den Nacken legte und es lauter wurde. Mein Assistent hatte mich geküsst, im Uniarchiv, als ich Firmengeheimnisse aufgedeckt hatte. Und all das fühlte sich so unwirklich an, dass ich einfach nicht anders konnte als auf diesem verlassenen Parkplatz zu stehen und laut los zulachen.

***

,,Es wird Tote geben", meinte Ethan, als er sich gerade die Marmelade auf das Brötchen schmierte und ich ihm den neusten Brief von Dads Anwalt vorlas. ,,Wenn Dad wirklich morgen hier auftaucht...du hast doch nicht wirklich Hoffnung auf ein normales Thanksgiving", fügte mein Bruder hinzu, bevor er herzhaft in sein Brötchen biss.

,,Oh glaubt mir, es wird noch besser", verkündete Landon, während er sich Kaffee einschenkte. ,,Ich hab mit Grandpa telefoniert...und er wird Thanksgiving auch herkommen"

,,Mit seiner dritten Frau oder ohne?", hinterfragte Ethan sofort, was Landon kurz die Augen verdrehen ließ. Grandpa war einer der einfachen Menschen, denen man weder ansah, dass sie stinkreich waren noch, dass er nun vor hatte seine dritte Frau zu heiraten, wobei die Scheidung der zweiten noch nichtmal ganz durch war.

Aber irgendwie mochte ich ihn. Er sprach das aus, was er dachte und war sich für nichts zu schade. Seine Gene hatten auch eine Generation übersprungen und waren nun in Silas gebündelt, weswegen die Beiden sich auch so blendend verstanden.

,,Aber so gehen sich vielleicht Silas und Gideon nicht an die Gurgel, sollte Grandpa Silas beschäftigen", warf ich ein, während ich an meinem Orangensaft nippte.

,,Sicherlich werden sie wieder Tontauben im Garten schießen", bestätigte Landon, was Ethan zum Seufzen brachte.

,,Hm...und wenn nicht, bin ich Schuld, wenn sie statt auf Tontauben auf Gideon schießen...ihr lasst mich ja im Stich", nörgelte er, was mich zum Schmunzeln brachte.

,,Du wirst ja wohl drei Stunden ohne uns überleben, schließlich vertreten wir die Firma bei der Wohltätigkeitsveranstaltung, um warmen Eintopf an Bedürftige zu verteilen", versank Landon in seinen gewöhnlichen Ton, wenn es um seine ehrenamtlichen Dienste ging.

Innerlich betete ich, dass dieses Thanksgiving so chaotisch wie jedes Jahr war...und normal ohne jeglichen Zwischenfälle. Einfach die Parade im Fernsehen schauen, die Football spiele mit Ethans Kommentaren und gutes Essen...mehr wünschte ich mir nicht. Etwas Normalität.

,,Ach übrigens ich hab auch Fynn gefragt, ob er mit helfen will bei der Wohltätigkeitsveranstaltung", ergriff Landon wieder das Wort, sodass mir fast der Kaffee wieder hochkam. Ich unterdrückte einen Hustenanfall und kniff mir unter dem Tisch in den Oberschenkel.

Ethan sah mich über den Rand seiner Kaffeetasse an und zog seine blonden Augenbrauen in die Höhe, aber zum Glück verschonte er mich mit Fragen.

,,Das ist schön...sehr anständig von ihm", kommentierte ich das, was Ethan zum Lachen brachte, weswegen ich ihn perplex ansah, als wüsste ich gar nicht wieso er lachte. Toller Bruder.

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Royal - Das Vermächtnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt