Wieder einmal hatte Karl genau 75 Gramm Kokain abgewogen und heimlich 25 Gramm Lactose darunter gemischt. Inzwischen war es zur Routine geworden und er hatte längst nicht mehr so viel Angst wie beim ersten Mal.
Weder Gregor noch sein Vater hatten seinen Betrug bemerkt und so arbeitete er konzentriert, bis er das gesamte weiße Pulver abgewogen und portioniert hatte. Doch als er das letzte Kokain in ein Tütchen füllte, lag noch ein weiteres leeres Papier auf seinem Tisch.
Hatte er sich etwa verzählt und sich zu viele Blätter hingelegt? Sein Herz schlug schneller als er die fertigen Packungen zählte. Verdammt! Es waren nur 99 gefüllte Tütchen und es hätten 100 sein müssen. Für das letzte Blatt hatte er kein Kokain mehr übrig. Er hatte in die anderen Tütchen zu viel eingefüllt und jetzt fehlte ihm ein ganzes Gramm Kokain.
Bisher hatte sein Vater seine Arbeit immer kontrolliert und die Packungen gezählt. Was sollte er nur tun? Mit einem vor Angst schneller schlagendem Herzen stand er auf und ging nach hinten. Dort saß Gregor vollkommen entspannt, mit dem monatlichen Apothekerheft in der Hand und las die Anzeigen für Haarwuchsmittel und Hühneraugensalben.
„Es sind nur 99 geworden!", flüsterte Karl ihm panisch zu und Gregor wusste sofort, was der Junge meinte.
„Hast du dir etwa ein ganzes Gramm reingezogen?", fragte er und grinste breit.
Doch Karl schüttelte den Kopf. „Hilf mir! Was soll ich tun? Der Alte wird mich umbringen, wenn er merkt, dass ich geschludert habe!"
Ohne ein Wort zu sagen, legte Gregor seine Broschüre in den Schrank und ging nach vorn. Dort hatte sein Chef sich an das Tischchen gesetzt und zählte bereits die kleinen Tütchen. Gregor stellte sich daneben, nahm sich eine Handvoll dieser Tütchen und begann ebenfalls zu zählen. Ordentlich legte er immer 10 Stück in eine Reihe.
Ganz langsam hob Wilhelm den Blick und schaute seinen Angestellten an. „Denkst du, dass ich nicht mehr in der Lage bin, bis einhundert zu zählen?", fragte er drohend.
Doch Gregor hob die Hände und ging einen Schritt zurück. „Ich wollte nur helfen!", meinte er und verschwand wieder nach hinten.
In ordentlichen Reihen lagen die fertigen Packungen auf dem kleinen Tisch. Es fehlte nichts und trotzdem zählte Wilhelm noch einmal nach. Sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch auch nach der dritten Zählung blieben es 100 Tütchen.
„Wie hast du das gemacht?", fragte Karl in einem günstigen Moment.
Gregor grinste ihn an. „Du schuldest mir einen Gefallen! Ich habe ein Tütchen aus meinem eigenen Vorrat darunter gemischt."
Jetzt grinste auch Karl, denn damit war klar, dass auch Gregor seinen Vater beklaute. Irgendwie fühlte sich das komisch für ihn an. Auf der einen Seite war es ihm egal, denn es war ja nicht sein Geld. Auf der anderen Seite beklaute Gregor jedoch auch seine Mutter. Trotzdem beschloss er darüber den Mund zu halten. Es war besser Gregor zum Freund als zum Feind zu haben. Zudem war er ihm zu Dank verpflichtet. Denn es war extrem mutig, dem Alten direkt vor seinen Augen ein Tütchen unterzujubeln.
*
Am Sonntag in der Kirche war Otto sich plötzlich nicht mehr sicher, ob er dieses Mal wieder zur Lehmgrube gehen sollte.
„Was ist denn los mit dir? Haben die Mädchen dir nicht gefallen?", fragte Karl und war besorgt, denn allein würde es weit weniger Spaß machen.
Otto ließ den Kopf hängen und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Natürlich hatten die Mädchen ihm gefallen! Nur zu gern hätte er eine nach der anderen in den Arm genommen und geküsst. Aber diese Mädchen waren so ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Die hatten ihren eigenen Kopf und sie würden sich vermutlich niemals von ihm küssen lassen.
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Das Geheimnis der weiblichen Lust
Historical FictionWer hat jemals ein Buch gelesen, in dem es die ganze Zeit um Sex geht, es aber nie zum "Äußersten" kommt? Dieses Buch ist nicht nur amüsant und witzig, sondern auch lehrreich und spannend. Am Ende bekommt der Held natürlich sein Mädchen, aber die Re...