Danke, Herr Doktor - Teil 28

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„Na, du bist mir ja vielleicht ein Schlawiner!"

Liesel stand bereits fertig für die Schule in der Küche, mit der Hand im Gurkenglas und fühlte sich ertappt. Ihre Mutter kam herein, setzte sich vollkommen aufgelöst an den Küchentisch und grinste ihre Tochter an. Mit ihrer Gurke in der Hand kam Liesel dazu und stellte sich neben den Tisch. Irgendetwas hatte ihre Mutter anscheinend sehr aufgebracht, aber sie schien nicht erbost zu sein, denn sie lächelte die ganze Zeit.

„Da erzählst du mir was von einem Räuchermännchen und diesen Klangschalen und dann hat der Herr Doktor so etwas mit dir gemacht!"

Sie schaute ihrer Tochter direkt in die Augen, nickte wissend mit dem Kopf und lächelte noch immer. Ganz plötzlich ging Liesel auf, dass ihr Spiel vorbei war. Ihre Mutter wusste Bescheid. Aber so wie sie aussah, war sie wirklich nicht wütend und so begann Liesel ebenfalls zu grinsen und plötzlich konnte ihre Mutter sich nicht länger zurückhalten und lachte laut los. Mama hielt sich die Hand vor den Mund und Liesel lachte mit ihr. Es war ein befreiendes Lachen und beide Frauen konnten sich gar nicht wieder einkriegen.

„Woher weißt du denn so genau, was er mit mir gemacht hat?", fragte Liesel nach einer ganzen Weile.

„Papa hat sich große Sorgen gemacht und geglaubt, dass dieser Doktor Westphal vielleicht ein Scharlatan sein könnte. Er hatte so große Angst um dich, dass er mich dort hingeschickt hat."

Liesel fiel fast die Gurke aus dem Mund. „Kommst du gerade aus seiner Praxis?"

Mit ihrem Blick hielt ihre Mutter sie gefangen und nickte, ohne ein Wort zu sagen.

„Warst du etwa als Patientin dort? Vielleicht sogar auf dem Behandlungsstuhl?", fragte Liesel.

Wieder nickte ihre Mutter. „Ich habe ihm gesagt, dass er mit mir ganz genau das Gleiche machen soll, was er mit dir gemacht hat."

Liesel musste sich setzen und brauchte einen Moment. Sie konnte es nicht glauben. Ihre kleine rundliche Mutter hatte auf dem gleichen Stuhl gelegen wie sie selbst. Doch dann breitete sich erneut das freche Grinsen in ihrem Gesicht aus.

„Wie hat es dir denn gefallen?"

Noch immer ein wenig sprachlos, schüttelte ihre Mutter den Kopf.

„Wenn ich gewusst hätte, dass die Hysterie so behandelt wird, wäre ich schon vor zwanzig Jahren dort hingegangen."

„Ist er nicht toll?", fragte Liesel und berührte ihre Mutter am Arm.

„Der Mann ist eine Granate!"

Wieder mussten beide Frauen laut lachen.

„Erzähl doch mal, wie war es denn? Hat er wirklich alles genau so mit dir gemacht, wie er es mit mir gemacht hat? Wie viele hysterische Anfälle hattest du denn?"

„Es waren Vier hinter einander!"

Plötzlich fror das Grinsen auf Liesels Gesicht ein.

„Ich hatte nur Drei!" Sie war ein wenig neidisch.

„Dann schuldet er dir noch einen Anfall!"

Wieder lachten die beiden los. Liesel stand von ihrem Stuhl auf, ging um den Tisch herum und nahm ihre Mutti in den Arm.

„Ich freue mich so sehr für dich. Aber was willst du jetzt Papa sagen? Willst du ihn anschwindeln?"

„Wir werden ihm nur das erzählen, was er wissen muss! Wir werden ihm von dem Räuchermännchen und den Klangschalen erzählen und uns noch irgendwelchen Hokus Pokus ausdenken. Mehr bekommt er nicht zu wissen! Alles andere würde ihn nur wuschig machen."

Das Geheimnis der weiblichen LustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt