wie der schöne Paris - Teil 15

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Maria war zu einer ehrbaren Frau geworden. Sie hatte es wirklich geschafft, ihre kriminelle Vergangenheit hinter sich zu lassen. Jetzt fuhr sie hochherrschaftlich in ihrer eigenen offenen Kutsche durch Berlin und genoss das Leben. Innerhalb weniger Wochen war sie ganz oben angekommen. In Gedanken versunken träumte sie vor sich hin, als sie plötzlich laut auf Plattdeutsch angesprochen wurde.

„He! Maria! Erinnerst du dich? Wir saßen gemeinsam in Neustrelitz im Knast!"

In Panik sprang sie in ihrer fahrenden Kutsche auf, hatte den Arm gehoben und grüßte die Frau in der offenen Pferdebahn mit der Hand und mit einem nervösen Lachen.

„Ich komme an der nächsten Station zu dir rüber! Dann unterhalten wir uns!", rief sie auf Plattdeutsch hinüber. Dann wandte sie sich auf Hochdeutsch an ihren Kutscher. „Bleiben sie hinter dieser Pferdebahn. An der nächsten Station steige ich dort ein. Sie werden der Bahn folgen und mich später wieder aufnehmen."

„Jawohl, gnädige Frau."

Der Mann berührte mit unbewegter Miene seine Mütze und tat, was sie ihm befohlen hatte. Langsam zuckelte er hinter der Pferdebahn her und als sie anhielt, hielt auch er seine Kutsche an. Schnell stieg Maria aus und wechselte das Gefährt.

Bereits seit vielen Jahren war Wilfried Habermann als Kutscher im Dienst von Herrn Doktor Magerkorn. In dieser langen Zeit hatte er gelernt, den Mund zu halten und das zu tun, was ihm befohlen wurde. Nie mischte er sich in Dinge ein, die ihn nichts angingen. So etwas war nie eine gute Idee. 

Doch diese Maria war ihm nicht geheuer, denn er hatte genau verstanden, was die Frau aus der Pferdebahn ihr zugerufen hatte. Denn Wilfried Habermann war ein gebürtiger Hamburger und verstand sehr gut Plattdeutsch, auch wenn er es im Alltag schon seit Jahren nicht mehr benutzte. Er sprach wie ein Berliner und er würde Maria garantiert nicht erzählen, dass er jetzt ihr Geheimnis kannte. 

Ganz hinten in der Pferdebahn saßen Hilde und Edwina. Als sie Maria mit einem ganz ernsten Gesicht auf sich zu kommen sahen, fühlte Hilde sich plötzlich gar nicht mehr wohl.

„Warum musstest du sie nur rufen? Hoffentlich haut sie uns jetzt nicht eine aufs Maul", raunte Hilde ihrer Freundin Edwina zu und lächelte dabei Maria an, die ihnen auf dem schmalen Mittelgang entgegenkam. Doch in diesem Moment lächelte auch Maria entspannt.

Sie hatte sich wieder gefangen und wollte diese beiden möglichst schnell abwimmeln. Doch in diesem Moment setzte sich die Pferdebahn wieder in Bewegung. Sie konnte also erst an der nächsten Station aussteigen.

„Wie ist es euch ergangen?", fragte sie die beiden und die atmeten auf, weil Maria ihnen nicht sofort an die Kehle ging. Schnell waren ein paar Worte gewechselt, aber ganz offensichtlich hatten Hilde und Edwina Maria nicht viel zu sagen und ihr erging es ebenso.

Eine ganze Weile schwiegen sie. Die Pferde liefen gemächlich und Maria schaute nach hinten auf ihren Kutscher, der ihrer Pferdebahn folgte.

„Hast du eigentlich von Gerda Pfeifer gehört? Die lebt jetzt auch hier in Berlin", fragte Hilde.

„Wo genau?", fragte Maria mit einem freudigen Lächeln.

„In der Sonnenallee, Nummer 6 ganz unten, in der Kellerwohnung."

Das Lächeln in Marias Gesicht wurde breiter. „Noch heute werde ich sie aufsuchen."

In diesem Moment wurde ihr Lächeln hart und den beiden lief eine Gänsehaut über die Arme und Beine. Maria hob kurz die Hand zum Gruß, drehte sich um und stieg wieder aus, als die Bahn anhielt.

„Puuh, die kann einem wirklich Angst machen!", meinte Edwina und Hilde nickte.

Kaum saß Maria wieder in ihrer Kutsche, ließ sie sich sofort zur Adresse ihrer Freundin bringen und klopfte an die Tür.

Das Geheimnis der weiblichen LustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt