Der Taugenichts - Teil 13

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Noch immer hatten sich Hans »Wurst« und Karl nicht vollkommen an die Abläufe in der Universität gewöhnt, aber inzwischen fanden sie sich schon besser zurecht als noch am ersten Tag. Sie kannten bereits ein paar ihrer Kommilitonen und auch die meisten ihrer Professoren waren ihnen schon bekannt.

Während Hans sich an der Uni mit dem trockenen Stoff des Gesetzes befasste, lernte Karl eine Menge über den menschlichen Körper. In den Vorlesungen machte er sich Notizen und in den Pausen lernte er weitere Kommilitonen kennen. Er hatte Spaß an der Arbeit im Labor und identifizierte fast alle Knochen der menschlichen Hand richtig. Bei einer Vorlesung über die Wirkung der verschiedenen Medikamente auf den menschlichen Körper konnte er glänzen und meldete sich mehrfach zu Wort.

Doch als die Studenten am Nachmittag in einen Operationssaal gebeten wurden und ihnen an einem praktischen Beispiel gezeigt wurde, wie ein eingewachsener Zehnagel entfernt wurde, musste Karl sich fast übergeben. Mit einer so heftigen Reaktion seines Körpers hatte er nicht gerechnet. Was würde wohl bei einer richtigen Operation passieren? Fiel er dort vielleicht sogar in Ohnmacht?

Mit aller Gewalt versuchte er in den nächsten Tagen seinen Abscheu und seinen Ekel in den Griff zu bekommen. Sein Professor redete ihm gut zu und meinte, dass es mit der Zeit ganz sicher besser werden würde, aber Karl hatte da seine Zweifel. Denn so oft er es auch versuchte, es wurde einfach nicht besser. 

Immer wieder plagte ihn der Brechreiz, wenn er Blut oder Eiter sah. Wenn eine Wunde komisch roch, musste er den Raum verlassen und wenn jemand vor Schmerzen schrie, dann konnte er das nicht ertragen. Seine Freunde kannten das inzwischen schon von ihm und meistens amüsierten sie sich prächtig über seine Reaktionen. Sie feixten und lachten, wenn er wieder einmal käseweiß im Gesicht den Raum verlassen musste.

Ein ganzes Jahr lang quälte er sich und büffelte wie ein Verrückter. In der Theorie war er einer der besten Studenten, aber so bald es zum praktischen Teil überging, packte ihn jedes Mal die Übelkeit. Mit allen Mitteln versuchte er, sich daran zu gewöhnen. Dafür rauchte er sogar Cannabis Indica, aber als es auch nach zwei Jahren nicht besser wurde, ließ er sein Studium im dritten Jahr schleifen.

Immer seltener ging er zu den Vorlesungen und als er eines Tages in einer großen Gruppe Studenten dem Professor von einer Station zur nächsten durch das Krankenhaus folgte, wollte er nur noch weg von diesem Ort. Denn gerade war ein frisches Unfallopfer hereingekommen. Anscheinend war dieser Mann betrunken unter eine Pferdebahn geraten. 

Sein Gesicht war voller Blut und Dreck, sein Atem ging flach und unregelmäßig. Schmerzmittel konnte man ihm nicht geben, weil er so betrunken war und so stöhnte er und schrie immer wieder laut auf. Der ganze Operationssaal roch nach Pferdemist, Alkohol und Desinfektionsmittel. Schon wieder musste Karl würgen, als er sah, wie das Blut vom Operationstisch auf den Boden tropfte.

Der linke Arm des Mannes steckte bereits in einem Verband, trotzdem sickerte schon wieder Blut hindurch. Doch noch sehr viel schlimmer sah sein rechtes Bein aus. Es war in einer ungewöhnlichen Position abgeknickt und die scharfen Brüche schauten an zwei Stellen aus dem Fleisch heraus. Auch sein Oberkörper und sein Gesicht wiesen tiefe, offene Wunden auf.

Die Ärzte hatten versucht, die Blutungen zu stillen und die Wunden zu reinigen, doch der Schmutz der Straße war tief in das Fleisch eingedrungen. Karl wusste genau, was diesem Mann bevorstand. Trotz aller Bemühungen würden seine Wunden sich vermutlich entzünden. Wahrscheinlich würde man ihm das Bein dann abschneiden.

Doch zuerst einmal mussten seine Knochen gerichtet werden. Professionell packten die Ärzte zu, zogen an seinem Bein und drückten die Knochen wieder dorthin, wo sie hingehörten. Dabei schabten die offenen Bruchenden aneinander und der Mann brüllte vor Schmerz. Der Anblick dieser offenen Wunden, das viele Blut, dieses Geräusch, der aneinander schabenden offenen Bruchenden und die Schreie des Mannes waren zu viel für Karl. 

Das Geheimnis der weiblichen LustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt