Klitoridektomie - Teil 29

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Durch das riesige Fenster hatten die Damen im Wartezimmer die Einfahrt der Villa gut im Blick. Sie konnten immer genau sehen, wer kam und wer ging. Heute kam ein Gefährt, wie sie es hier nie erwartet hätten. Zwei Polizisten saßen auf dem Bock eines Kastenwagens und als der direkt vor dem Eingang hielt, sahen die Frauen, dass die beiden kleinen Fenster links und rechts vergittert waren. Das war eine »grüne Minna«, ein Wagen in dem man Gefangene transportierte. Wollten die etwa hier jemanden verhaften?

Direkt vor dem Haupteingang der Villa hielt das Gespann an, beide Polizisten kletterten vom Wagen, banden die Pferde an den Pfahl mit dem Eisenring und kamen ins Haus. Eigentlich waren die beiden ganz umgängliche Menschen, aber sie waren schon fast dreißig Jahre im Dienst und sie hatten in ihrem Beruf eine Menge gesehen. Deshalb war es keine gute Idee, sich mit diesen Männern anzulegen. Ihr Beruf hatte sie hart gemacht und das konnte jeder in ihren Gesichtern und an ihrer Ausstrahlung sehen.

Trotzdem hatte Wachtmeister Schröder, der etwas größere der beiden, es über all die Jahre geschafft, sich den Humor zu bewahren. Er liebte es, die Menschen mit seinem Auftreten, seiner Uniform und vor allem mit seiner tiefen Stimme zu erschrecken. Mit wichtigtuerischem Gehabe stellte er sich vor den Tresen der Anmeldung und verlangte sofort den Doktor zu sprechen.

„Ich darf ihn aber jetzt nicht stören, er ist mitten in einer Behandlung. Sie können ihn sprechen, sobald er fertig ist", versuchte Lotti den Männern die Situation zu erklären.

„Junge Frau! Der Staat hat immer Vorrang! Entweder sie gehen jetzt rein und holen ihn raus oder wir gehen selbst rein", sagte Wachtmeister Schröder und tat so, als wäre das sein Ernst.

Wachtmeister Volkmann stand neben seinem Kollegen und verzog keine Miene, auch wenn es ihm schwerfiel, sich das Lachen zu verkneifen. So etwas hatte Schröder einfach drauf! Die Kleine machte sich ja gleich ins Hemd!

„Nein, bitte warten Sie! Ich werde ihn holen." Schnellen Schrittes lief sie in die Umkleide. Erschrocken schaute die wartende nackte Frau sie an. Sie hatte die tiefe, dröhnende Männerstimme draußen gehört.

„Die Polizei ist da und ich weiß nicht, was sie wollen, aber ich vermute, dass es eine Weile dauern wird. Vielleicht wäre es besser, wenn sie sich erst einmal wieder anziehen", sagte Lotti mit einem sehr besorgten Gesichtsausdruck und lief sofort weiter zur anderen Tür.

Vorsichtig schaute sie in das Sprechzimmer. Der Doktor war mitten drin in seiner Arbeit und die Patientin war kurz vor ihrem hysterischen Anfall. Doch darauf konnte Lotti jetzt keine Rücksicht nehmen. Schnell lief sie zu ihm und sprach ihn von der Seite an.

„Die Polizei steht draußen und die lassen sich nicht abwimmeln! Die wollen sie unbedingt sprechen. Sie haben einen Gefängniswagen mitgebracht."

Karl ließ die Hände sinken und wurde blass. So lange war alles gut gegangen! Was sollte er jetzt tun? Einen Moment dachte er daran, aus dem Fenster zu springen und zu fliehen. Doch wie weit würde er kommen?

Nein! Ein Leben auf der Flucht war undenkbar. Aber was sollte er stattdessen tun? Sollte er sich jetzt einfach so verhaften lassen? Sollte er alles zugeben und das Spiel beenden? Fast hatte er sich schon entschieden, das Richtige zu tun. Doch dann drückte er seinen Rücken durch und spannte alle seine Muskeln an.

Nein! Nie wieder wollte er zugeben, dass er es war, der die Plätzchen aus der Dose genommen hatte. Nie wieder wollte er die Wahrheit sagen und sich dafür über das Knie legen lassen. Stattdessen würde er alles abstreiten!

Damit war er bisher noch immer am besten gefahren. Die Lüge war immer noch die beste Strategie. Er würde alles leugnen und wenn es tatsächlich hart auf hart kam, dann würde er Hans Riemer fragen, ob er ihn als Anwalt vertreten würde. Selbst vor dem Richter wollte er alles leugnen. Sollte der doch versuchen, ihm nachzuweisen, dass er nicht in Wien studiert hatte!

Das Geheimnis der weiblichen LustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt