Bereits sehr früh war Liesel wach und hatte sich im Bad frisch gemacht. Ihr Nachthemd hatte sie wieder angezogen, war barfuß runter bis in die Küche gelaufen und hatte sich eine saure Gurke aus dem Glas gefischt. Die schmeckten herrlich! Auf dem Weg nach oben hatte sie Papa gehört. Er war dabei sich zu rasieren und summte vor sich hin. Leise schlich sie an der Tür seines Badezimmers vorbei.
Vermutlich würde er gleich zur Arbeit gehen. Dann hatte sie freie Bahn und konnte ein wenig im Haus hin und her rennen und hüpfen. Das hatte sie schon als kleines Mädchen gern gemacht. Danach war es ohnehin an der Zeit, dann wollte sie Fridi wecken. Der sollte ja mitkommen. Hoffentlich musste sie bei Karl nicht so lange warten, bis sie endlich an der Reihe war. Schon wieder wurde ihr ganz heiß! Sie musste nur daran denken, dann schoss ihr das Blut in den Unterleib.
Wenn das tatsächlich so schön wurde, wie Karl es beschrieben hatte, dann würde der heutige Tag einer der schönsten ihres Lebens für sie werden. Bestimmt würde sie sich noch in vielen Jahren daran erinnern. Vor ihrem Fenster sah sie Papas Kutsche vorfahren. Jetzt dauerte es nicht mehr lange, dann verließ er das Haus.
Welches Kleid sollte sie heute nur anziehen? In welchem Kleid würde sie Karl am besten gefallen? Weit hatte sie ihren Kleiderschrank aufgemacht und stand suchend davor. Vielleicht das gelbe oder doch lieber das blaue Kleid? Das stand ihr noch am besten! Nein, das hatte er ja schon an ihr gesehen. Doch dann lachte sie und grinste lüstern. Auf das Kleid kam es heute überhaupt nicht an. Sie würde in seiner Praxis gar nichts tragen!
Schnell zog sie ihr Nachthemd aus und machte eine Schranktür zu. Im Spiegel kam sie sich immer ein wenig zu dürr vor. Doch bestimmt würde sich das mit der Zeit noch geben. Hoffentlich würden wenigstens ihre Brüste bald größer werden. Diese spitzen Dinger waren viel zu klein. Sie nahm die Haare hoch und betrachtete ihren Hals. War ihr Hals nicht zu lang? Sah sie nicht aus wie eine Giraffe? Ihr flacher Bauch gefiel ihr. An dem hatte sie nichts auszusetzen.
Mama sagte immer, dass sie irgendwann auch so aussehen würde wie sie. Doch das konnte sie nicht glauben. Mama hatte eine ganz andere Figur, weil sie so klein war. Sie überragte ihre Mutter um Haupteslänge. Ganz bestimmt würde sie niemals so rund und pummelig werden.
Wenn sie heute auch keine Unterwäsche brauchte, Strümpfe musste sie aber trotzdem anziehen, sonst war es möglich, dass der Kutscher ihre nackten Waden sah, wenn sie ein oder ausstieg. Schnell hatte sie ihre »Florentiner« angezogen. Die reichten ihr bis zum Oberschenkel, waren aus einem elastischen, dunklen Stoff gewebt und hatten ein Blumenmuster.
Für diese Strümpfe brauchte sie keinen Strumpfhalter. Noch einmal betrachtete sie sich selbst im Spiegel und staunte. Was ein paar einfache Strümpfe aus Italien für einen Unterschied machten! Schnell zog sie ihre halbhohen Stiefelchen, mit den hohen Absätzen an.
Ja! So wollte sie ihrem Karl gegenüber treten! So wollte sie auf seinen Stuhl steigen! Nur mit ihren schicken Schnürstiefeln und den Strümpfen bekleidet. Das würde ihn umhauen!
Schnell schlüpfte sie in ein Kleid aus dem letzten Jahr. Eigentlich war ihr dieses Kleid inzwischen zu klein geworden. Aber sie würde heute kein Korsett tragen und dann war dieses Kleid genau richtig. Fridi würde ohnehin nicht bemerken, was sie anhatte und was nicht. Kaum war sie angezogen, da klopfte es auch schon an ihrer Tür.
„Liesel kommst du jetzt endlich? Ich warte schon ewig auf dich! Wie lange brauchst du denn noch?"
„Bin schon fertig!", rief sie durch die geschlossene Tür und plötzlich sah sie ihre Haare. Das ging gar nicht! Da musste sie noch einmal mit der Bürste durch.
Als sie endlich fertig war, stand der Kutscher schon vor der Tür. Er hatte Papa in der Firma abgesetzt und jetzt sollte er sie zu Karl fahren. Schnell gab sie ihm die Adresse und schon ging es los. Bis zur Fasanenstraße brauchten die Pferde im Schritt noch nicht einmal fünf Minuten. Hier her konnte sie auch jederzeit zu Fuß gehen.
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Das Geheimnis der weiblichen Lust
Historical FictionWer hat jemals ein Buch gelesen, in dem es die ganze Zeit um Sex geht, es aber nie zum "Äußersten" kommt? Dieses Buch ist nicht nur amüsant und witzig, sondern auch lehrreich und spannend. Am Ende bekommt der Held natürlich sein Mädchen, aber die Re...