„Fräulein Walter ist so verspannt und so frustriert, die müsste mal jemand so richtig durchbürsten", meinte Gloria und Liesel lachte. Während Gloria etwas ganz anderes meinte, stand vor Liesels geistigem Auge das unschuldige Bild ihrer Lehrerin, wie sie am Boden liegt und jemand sie mit einer groben Bürste traktiert.
Mit ernster Miene schaute die blonde Gloria ihre Freundin an. „Wusstest du, dass sie ein Heft führt? Da schreibt sie alle Namen der Schüler rein, die ihr unangenehm auffallen. Haben die genug Minuspunkte gesammelt, dann legt sie die über ihren Tisch und schlägt sie mit ihrem Stock."
Liesel bekam ganz große Augen. „Mich hat sie auch schon zwei Mal aufgeschrieben!"
„Dann mach dich auf was gefasst!" Gloria zog die Schleife ihres Haarbandes straff. „Die Alte ist wirklich eine Pest! Wurdest du überhaupt schon mal so richtig geschlagen?"
„In der Schule hat mich noch nie ein Lehrer verkloppt. Meine Mutter hat mir hin und wieder eine Kopfnuss verpasst. Aber geschlagen wurde ich auch zu Hause noch nie", antwortete Liesel.
Gloria seufzte. „Deine Eltern möchte ich haben! Da könnte ich mir alles erlauben. Meine Mutter ist total streng. Schon beim kleinsten Vergehen gibt es was mit dem Teppichklopfer."
Liesel grinste ihre Freundin an. „Das Verhältnis zu meiner Mutter ist jetzt sogar noch besser als früher. Ich lasse mich jetzt schon seit Monaten gegen die Hysterie behandeln und sie hat gleich zu Beginn herausgefunden, was der Doktor in seiner Praxis für eine Therapie angewandt hat. Aber sie hat nichts meinem Papa gesagt."
Gloria hatte keine Ahnung, wovon Liesel sprach und war verwirrt. „Aber du bist doch hier und nicht in der Klapsmühle?"
„Wenn man hysterisch ist, dann ist man doch nicht verrückt! Wie kommst du denn darauf?" Liesel sprang auf und holte ihr kostbares Werbeheft aus ihrer Handtasche hervor. „Hier, schau dir das mal an! Das sind die Symptome der Hysterie. Denkst du, dass Frauen, die nicht schlafen können oder Schmerzen im Unterleib haben, in die Klapsmühle gehören?"
Mit nur einem Blick auf die Werbeanzeige hatte Gloria erkannt, dass sie wohl falsch lag. „Dann schluckst du jetzt Pillen gegen die Hysterie?"
Mit einem breiten Grinsen schüttelte Liesel den Kopf. „Es ist viel besser!" Sie rückte ein Stück näher an ihre Freundin heran und senkte die Lautstärke ihrer Stimme, obwohl sie beide ganz allein in Glorias Zimmer waren.
„Wenn ich zu Doktor Westphal gehe, dann ziehe ich keine Unterwäsche an. Noch nicht einmal ein Korsett."
Gloria war hellwach und sehr interessiert. Diese Geschichte versprach spannend zu werden. Still hörte sie ihrer Freundin zu.
„So bald ich aufgerufen werde, gehe ich in die Umkleide und ziehe mein Kleid aus. Ich lege alles ab. Auch meine Schuhe und Strümpfe." Sie schaute Gloria an und die konnte es kaum noch erwarten.
„Wenn ich vollkommen nackt bin, gehe ich in den Raum zu Doktor Westphal."
Gloria stockte der Atem. „Du bleibst aber hinter einem Paravent Schirm?!", platzte sie heraus und wünschte sich doch, dass es keinen solchen Sichtschirm in dieser Praxis gäbe.
Liesel schüttelte nur den Kopf und grinste breit, ohne etwas zu sagen.
„Du gehst vollkommen nackt zu einem Mann in einen Raum?", fragte Gloria ungläubig.
Stolz nickte Liesel. „Genau so ist es."
„Und dann?", fragte Gloria atemlos.
„Dann steige ich auf seinen Behandlungsstuhl. Der hat extra Ablagen für die Beine. Dort lege ich mich so hin!"
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Das Geheimnis der weiblichen Lust
Historical FictionWer hat jemals ein Buch gelesen, in dem es die ganze Zeit um Sex geht, es aber nie zum "Äußersten" kommt? Dieses Buch ist nicht nur amüsant und witzig, sondern auch lehrreich und spannend. Am Ende bekommt der Held natürlich sein Mädchen, aber die Re...