Der neue Chef - Teil 19

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Mit einem Brief aus der Feder von Doktor Magerkorn in der Hand stand der Fälscher Jankowsky am Fenster und studierte die Schrift auf dem Papier. Sie hatte sehr auffällige Schlingen und lag sehr auf der Seite. Manche Buchstaben waren kaum zu erkennen.

„Sehr schwierig, aber machbar!", sagte der lange Mann mit der auffälligen Hakennase zu Maria und die atmete auf.

„Wie lange werden sie für diesen Auftrag brauchen?"

Eine Weile überlegte er. Sie hatte ihm das richtige Papier und die Tinte mitgebracht. Darum musste er sich also nicht kümmern. Sogar eine Stahlfeder ihres Mannes hatte sie ihm geliefert. Wenn er ein paar Tage diese Schrift übte, dann konnte er sie in einer Woche so gut nachmachen, dass selbst ihr Mann zweifeln würde, ob er nicht selbst dieses Testament geschrieben hätte.

„Geben sie mir zwei Wochen! Ich will es richtig gut machen", sagte er ihr und Maria freute sich.

„Wie viel wollen sie dafür haben?"

Er überlegte nur kurz. „Das ist etwas wirklich ganz Besonderes. Deshalb kostet es sie 1000 Mark."

Maria musste schlucken. Diese Summe war selbst für sie sehr hoch. Er sah die Reaktion in ihrem Gesicht und wusste in diesem Moment, dass er ihr genau den richtigen Preis genannt hatte.

„So viel kann ich im Moment nicht aufbringen. Kann ich ihnen einen Vorschuss geben. Sagen wir 500 Mark und den Rest der Summe erhalten sie, so bald mein geliebter Göttergatte unter der Erde ist?"

Er grinste sie an. „Geben sie mir die Hand drauf, Gnädigste. Dann schließen wir einen Pakt, an den wir beide gebunden sind. Dieser Pakt gilt bis in den Tod, ja bis in die Hölle."

Maria war nicht gläubig und hatte keine Vorstellungen von der Hölle. Deshalb reichte sie ihm ihre Hand mit einem Lächeln und ohne Angst.

Jetzt würde sie sich auch von ihrem Ring mit dem Diamanten trennen. Den gesamten Schmuck der verstorbenen Frau Magerkorn hatte sie bereits versetzt. Doch das war gut angelegtes Geld. So bald dieses Testament in Kraft trat, war sie eine reiche Frau. Mit einem Lächeln verabschiedete sie sich von dem Fälscher und schloss hinter sich die Tür.

Noch immer lächelnd stieg sie zu Wilfried Habermann in die Kutsche. Der hatte keine Ahnung was sie von diesem Mann gewollt hatte, aber sein Sohn Olaf hatte ihm berichtet, dass dieser Kerl kein ehrliches Handwerk ausübte. Dieser Mann war ein Fälscher. Doch was ging es ihn an?

*

Von einem lauten Poltern wurde Karl geweckt. In diesem Haus polterte es in der Nacht nie! Hier war es sonst so ruhig wie auf einem Friedhof. Jetzt hörte er eine weibliche Stimme. Jemand schrie! War das Maria? Schnell sprang er aus dem Bett und zog sich in der Dunkelheit an. Erst als er seine Socken suchte, fiel ihm ein, dass er ja nur den Lichtschalter herumdrehen musste. An diese Elektrizität hatte er sich auch nach Tagen noch immer nicht gewöhnt.

Hell erleuchteten die Lampen den Raum und er konnte seine Socken finden. In Hausschuhen rannte er die Treppe herunter und schaltete jetzt auch im unteren langen Flur das Licht ein. Der große Treppenflur, mit der geschwungenen Eingangstreppe, war bereits hell erleuchtet. Die große Eingangstür stand offen und Maria stand draußen. Wartete sie auf jemanden? Leicht besorgt ging er zu Maria und stellte sich an ihre Seite.

„Was ist los?", fragte er.

Sie zog ihren Morgenmantel zu. „Ich habe nach dem Amtsarzt geschickt, aber der wird ihm nicht mehr helfen können. Ich glaube, er ist tot."

„Dein Mann? Was ist passiert?" Karl war schockiert und riss die Augen auf.

„Er hat sich einfach nicht mehr gerührt. Sonst geht er jede Nacht mehrmals pinkeln. Diese Nacht hat er durchgeschlafen und als ich nach ihm sehen wollte, da war er schon ganz kalt."

Das Geheimnis der weiblichen LustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt