Kapitel 23

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Jemand strich mir sanft über die Schulter. Ganz langsam wurde ich aus meiner Traumwelt gezogen. Eine leise Stimme sagte"Wach auf Lucy, ich möchte mein Versprechen einhalten." Träge öffnete ich meine Augen und sah einen grinsenden Julian vor mir. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und zog mich in eine sitzende Position. Das war viel zu viel für mich. Er hatte mich gerade erst geweckt und jetzt war er so aufgedreht. Nur langsam konnte ich die Müdigkeit von mir abschütteln und mein Kopf begann zu arbeiten. Etwas stimmte mit ihm nicht. Er war viel zu fröhlich. So erlebte ich ihn selten. Immer noch verschlafen fragte ich ihn"Was ist los?" Er zog mich ganz überraschend auf die Füße und gleich weiter aus dem Zimmer. Ich stolperte völlig überfordert hinter ihm an seiner Hand die Treppen herunter. Er warf mir ein kurzes Lächeln zu und sagte einen einzigen Namen"Cara." Sofort war auch das letzte bisschen Müdigkeit aus meinem Körper verschwunden. Dieses Gefühl als wärst du gerade erst aufgewacht und bemerkst, dass du verschlafen hast. In meinem Fall freute ich mich jedoch über die Neuigkeit. Bei der letzten Stufe überholte ich Julian und lief weiter in das Krankenzimmer von Cara. Holprig kam ich zum Stehen und starrte auf ihr Bett. Sie saß da an die Wand gelehnt und sah ihn meine Richtung. Ihre blauen Augen fingen an zu glitzern als sie mich sah. Es war als hätte ich sie monatelang nicht gesehen und nun war sie endlich wieder da. Ich kam die letzten Schritte zu ihr ans Bett und umarmte sie so fest ich mich traute. Sie sah mit ihren Verbänden noch so verletzlich aus.

An meiner Schulter spürte ich wie sie leise schluchzte. Ich drückte sie etwas weg von mir und versuchte ihr in die Augen zu sehen"Was ist los? Tut dir etwas weh?" Sie schüttelte mit dem Kopf und versuchte mich vorwurfsvoll anzusehen. Angesichts ihrer Tränen wirkte es aber ziemlich lächerlich"Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!" Darüber war ich total erstaunt. Sie war es doch die voller Verletzungen vor mir saß. Und ich bezweifelte, dass sie schon lang genug wach war um sich große Sorgen um mich zu machen"Meinst du das ernst? Du lagst die letzten Tage hier und nicht ich. Ich habe mich doch viel mehr gesorgt." Sie schüttelte den Kopf und wischte sich dabei die Tränen mit dem Ärmel weg"Das letzte an das ich mich erinnert habe, war wie Kerry kurz davor war dich zu töten. Du weißt nicht an was ich alles denken musste als du nicht neben mir warst." In ihrer Stimme lag kein Vorwurf gegen mich es war reine Sorge. Dabei hätte ich das wirklich verdient. Cara war schon seltsam, trotz ihrer Wunden und den Schmerzen die sie haben musste, machte sie sich viel mehr Sorgen um mich.
Ich setzte mich auf die Fliesen und nahm ihre Hand"Du weißt doch, dass ich nicht zu lassen würde, dass es dir schlecht geht. Und besonders nicht meinetwegen. Also kann ich irgendwas für dich tun?" Durch ihr fröhliches Lächeln ging es mir gleich viel besser"Ryan holt mir schon etwas zu essen und eigentlich möchte ich mich noch ein bisschen ausruhen." Ich nickte und stand auf indem ich mich an ihrem Bett hochzog"Gut, dann ziehe ich mich auch mal ab. Ruf einfach nach mir, wenn irgendetwas sein sollte." Sie lächelte einverstanden und ich verließ das Zimmer mit Julian an der Hand. Er sah skeptisch auf mich herab und fragte als wir außer Hörweite von Cara waren"Du warst gerade sehr einsichtig und hast dich schnell von ihr wegschicken lassen. Was ist los?" Wenn das so offensichtlich war, hatte Cara es vielleicht auch bemerkt. Ich seufzte und dachte weiter angestrengt nach"So kann das nicht weiter gehen, Julian. Wir können uns nicht so behandeln lassen. Ich warte ganz bestimmt nicht darauf, dass sie jemanden verletzt der mir wichtig ist. Wir müssen zurück schlagen." Er wirkte enttäuscht von mir und hielt mir besorgt vor"Wenn du zurück schlägst und deine Fähigkeiten nicht unter Kontrolle hast, weißt du was du dann anrichten kannst?" Ich wusste, dass er es nur gut meinte und sich Sorgen machte. Doch er wusste selbst, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte"Dann hole ich mir noch Hilfe von meinem Vater. Aber ich werde nicht weiterhin alle in Gefahr bringen. Eigentlich müsstest du doch auch dafür sein, denn ich bin auch in Gefahr." Er verzog leicht sein Gesicht als ich das sagte und akzeptierte meinen Vorschlag" Was machen wir als erstes? Wir brauchen einen Plan, um Kerry Einhalt zu gebieten." So weit war ich noch gar nicht. Bis jetzt wusste ich nur, dass ich sie sofort aufhalten wollte. Julian durchschaute mich und schlug vor"Wir treffen uns mit Akela. Er weiß bestimmt was zu tun ist."

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