Die Sonne schien direkt in mein Gesicht und weckte mich. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und schaute mich im Zimmer um. Mila war weg und hatte mir ein neues Kleid hingelegt. Es war blau und ich fragte mich ob ich ihr gestern erzählt hatte, dass das meine lieblings Farbe war. Vielleicht war es auch meine Mutter. Ich stieg aus dem Bett, machte die Vörhänge zu und zog mich um. Langsam war ich wieder wach und fühlte drei Wachen vor meinem Zimmer. Ich lief zum Fenster und schaute nach unten. Natürlich wollte mein Vater es mir nicht leicht machen aber das er mich in den vierten Stock brachte war unnötig. Das Zimmer hatte neben dem Bad noch eine Tür und dort war niemand. Ich trat hinein und bewunderte die vielen Kleider, Schuhe, Taschen, Mäntel und den ganzen Schmuck. Wieder fragte ich mich wo sie dieses ganze Zeug her hatten. Sie hatten es geschafft ein Schloss unbemerkt in einem Wald zu errichten. Aber wie? Es war jedenfalls nebensächlich ich musste hier raus und zu meiner Mum. Sie wollte es zwar nicht aber ich hatte keine andere Wahl. Hinter den Kleidern waren ein paar Hosen und Oberteile in denen ich sehr viel besser rennen konnte. Ich suchte flache Schuhe und legte alles auf einen Haufen. Gerade als ich mich umziehen wollte klopfte es an der Tür. Ich kam raus aus dem Zimmer, schloss die Tür und sagte"Ja bitte." Mila kam herein und brachte ein Tablett mit"Ich bin jetzt ihre...verzeih mir dein eigenes Zimmermädchen und nur für dich zuständig. Ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht du hast gestern ja nichts gegessen." Jetzt verstand ich warum hier außer einem Bett nur ein Tisch mit zwei Stühlen stand. Ich setzte mich und bat Mila sich zu mir zu gesellen. Sie hatte mir einen riesigen Haufen Brötchen mitgebracht und alles was man sonst noch brauchte. Fast hätte ich nicht bemerkt das ich gestern nichts gegessen hatte aber bei diesem Anblick knurrte mein Magen. "Wie komme ich hier raus. Natürlich mit meiner Mutter?"fragte ich nach meinem dritten Brötchen. Mila schnappte das als Witz auf und lachte darüber. Aber es war mein Ernst und als sie das bemerkte meinte sie"Das ist unmöglich. Ich würde es nicht versuchen. Nachher ketten sie dich noch an oder wer weiß was noch und mit deiner Mutter wird es noch komplizierter." Ich weigerte mich das zu akzeptieren"Falls du es nicht wusstest ich gebe nicht auf und ich werde mich nicht unterkriegen lassen. Notfalls fliehe ich ohne meine Mum und hole sie später." Sie grübelte kurz aber war immer noch nicht einverstanden"Das wirst du nicht schaffen. Da musst du schon auf ein Wunder warten." Niemand traute mir auch nur irgendetwas zu aber sie kannten mich auch nicht. Ehrlich gesagt entdeckte ich eine neue Seite an mir. Ich würde nicht aufgeben bevor ich mein Ziel erreicht hatte. Nicht wenn es um meine Mum ging. Ich schickte sie raus und setzte mich auf die Fensterbank. Draußen war eine dünne Schneeschicht trotzdem blühten die Rosen. Vielleicht war es die Magie die diesen Ort umgab. Der Boden war zu weit unten mehrmals kam mir die Idee aus den Kleidern ein Seil zu binden und mich runter zu lassen. Aber ich könnte leicht abrutschen, es gab bestimmt Fenster darunter und was wäre wenn sich das Seil lösen würde. Ich musste eine andere Möglichkeit finden. Nochmal abhauen wäre auch zu riskant besonders mit den ganzen Wachen auf diesem Erdgeschoss. Selbst wenn ich es in den Wald schaffen würden, würden die starken und durch trainierten Wachen mich leicht einholen. Ich tat nichts anderes als nachzudenken doch je länger ich das tat, desto schwerer fiel es mir. Es gab keine Uhr hier deshalb konnte ich nur vermuten das es Mittag war als mich vier Wachen zu einem Treffen mit dem König abholten. Es waren nicht viele doch in den Gängen verteilt versteckten sich noch mehr. Einer der Wachen warf mir immer wieder einen schmachtenden Blick zu. Wenn er das tat schaute ich nur auf den Boden und ich atmete vor Erleichterung auf als er den Raum verließ. "Ich bin enttäuscht von dir."das war das erste was der König zu mir sagte. Ich antwortete nicht darauf. Er setzte sich an den großen Tisch und ließ mir einen Stuhl vorziehen. Grimmig setzte ich mich neben ihn. Er sagte"Es ist nicht leicht aber glaub mir es ist besser. Was möchtest du essen?" Zwar war es noch nicht lange her das ich gegessen hatte aber ich sagte"Pizza." Er überlegte kurz und flüsterte dann dem Kellner, Butler oder was auch immer etwas zu. Als er wieder kam brachte er unser Essen mit und stellte es vor uns. Mein Gericht sah eher nach Auflauf aus und nicht nach Pizza. "Das ist besser vertrau mir."meinte der König. 'Nicht in einer Million Jahren' das hätte ich zu ihm gesagt wenn ich nicht Angst gehabt hätte er würde mich wirklich irgendwo fest ketten. Aber ich wollte nicht unhöflich sein also aß ich es. Schon bei dem Geruch merkte ich, dass das Essen zu stark gewürzt war. Ich probierte vorsichtig eine Gabel und hatte recht. Es schmecke dem König nach seinem Gesicht zu urteilen sehr gut. Ich konnte nicht alles liegen lassen also zwängte ich so viel wie möglich in mich rein. Endlich waren wir fertig und ich wollte auf mein Zimmer um einen Weg hier raus zu finden. Der König wollte das allerdings nicht und ich musste bleiben um mich mit ihm zu unterhalten. "Dein Freund war übrigens noch nicht da um dich abzuholen."behauptete er plötzlich. Das war eine Lüge. Er war so unverschämt und auch dumm wenn er dachte ich würde ihm glauben. "Ich hoffe das verletzt dich nicht zu sehr. Aber schau er versteht das du hier bleiben willst."sagte er und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich war wütend das er sowas behauptete"Wir beide wissen das ich nicht hier sein will und Julian weiß es auch. Aus deinem Mund kommen nur Lügen." Fast im selben Augenblick schlug er mir ins Gesicht. Erschrocken hielt ich meine Wange und drehte mich weinend von ihm. Er hielt mich fest und sagte stur"Nimm das zurück!" Er dachte wohl das er über mich bestimmen konnte. Aber den Gefallen tat ich ihm nicht. Er starrte mir wütend in die Augen. Leider konnte ich immer noch nicht ob seine Erinnerungen eindringen. Er schickte mich weg. Jetzt merkte ich wie brutal mein Vater war. Vor der Tür waren keine Wachen und auch sonst entdeckte oder fühlte ich niemanden. Das war merkwürdig. Es konnte eine Falle sein. Doch dann wären nicht alle einschließlich meiner Mum im hinter Hof. Sollte ich es wagen und nochmal versuchen abzuhauen? Leider war das Kleid zu lang. Ich nahm den ersten scharfen Gegenstand den ich fand und Schnitt es so weit wie möglich ab. Den Rest warf ich mit den lauten Schuhen in eine Ecke. Der Ausgang war leicht zu finden. Es war der einzige Ort vor dem noch zwei Wachen standen. Ich rannte zum Tor und versuchte nicht entdeckt zu werden. Doch das war unmöglich, weil sie direkt daneben standen. Noch bevor sie reagieren konnten verwandelte ich mich und rannte los. Ein paar Meter hinter mir heulten sie um die anderen zu warnen. Ich musste mich jetzt beeilen wenn ich weg wollte. Meine Beine wurden immer schwerer und sie immer schneller. Weiter weg spürte ich zwei oder drei Wölfe darauf konnte ich mich nicht so genau konzentrieren. Doch ich jaulte so laut wie ich konnte. Sie bewegten sich in schnellem Tempo auf uns zu. Ich wollte mich freuen doch sie knurrten mich an und als sie bei mir waren versperrten sie mir den Weg. Ich erkannte das sie vom König waren. "Was hättet ihr gemacht wenn wir nicht auf jagt gewesen wären?"fragte einer der Wölfe arrogant. Verzweifelt suchte ich einen Ausweg aber sie packten mich und ich musste mich zurück verwandeln. Sie schleiften mich wieder auf die Burg. Davon wurden meine Knie wund aber sie waren so schnell das ich vor Erschöpfung kaum mithalten konnte. Endlich warfen sie mich in ein neues Zimmer auf ein Bett. Ich hielt mir meine Knie und versuchte sie zu mit einem Tuch zu säubern. Da kam der König mit ein paar Wachen rein und sagte"Ich bin sehr enttäuscht von dir. Ab jetzt darfst du nicht mehr aus deinen Zimmer." Das hatte er schon einmal gesagt. Er hörte auf zu reden und nickte seinen Wachen zu bevor er wieder verschwand. Sie kamen näher und machten mir Angst. Ich hörte etwas klirren und sah eine Kette. Ich konnte es nicht fassen sie wollten mich tatsächlich an ketten. Sie packen meine Handgelenke und machen sie an langen Ketten fest. Bei jeder Bewegung klirrte es und sie waren nicht lang genug um die Wachen zu schlagen. Ich war so sauer auf meinen Vater. Er konnte sich doch nicht einfach das recht nehmen mich so zu behandeln. Ich versuchte meine Hände aus den Ketten zu drehen aber nichts half. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre dann hätte ich so lange geschrien bis jemand kam. Da hatte ich mich zu früh gefreut die Wache die mich heute morgen die ganze Zeit beobachtet hattet kam rein"Dein Vater hat mir befohlen dich zu erziehen." Er machte mir große Angst und ich warnte in mit zittriger Stimme"Komm mir bloß nicht näher sonst setze ich meine Fähigkeiten ein!" Er nahm mich nicht ernst. Das hätte ich auch nicht. "Ich glaube nicht das mein Vater das will."meinte ich ängstlich. Aber er kam immer näher und grinste breit"Süße dein Vater wird davon nichts erfahren." Mein Herz raste und ich konnte wegen diesen blöden Fesseln nicht weg. Ich riss an ihnen und rückte soweit weg wie möglich an die andere Seite des Bettes. Wie eine Verrückte trat ich nach ihm aber er setze sich einfach auf meine Beine. Das Bett stand in einer Ecke und in die drückte ich mich. Mein Vater war sauer auf mich aber das er sowas wollte konnte ich nicht glauben. "Ganz ruhig."flüsterte er und griff nach meinen Haaren. Er spielte fasziniert mit ihnen und Blicke ab und zu in mein Gesicht. Ich drängte mich in seine Erinnerungen. Er versuchte mich 'raus zu schmeißen' aber ich kämpfte dagegen an. "Was soll das? Hör damit auf!"befahl er mir. Ich konnte mich nicht länger in seinen Erinnerungen aufhalten er verdränge mich einfach. Dann beugte er sich über mich und griff nach meinem Kinn. Warum mussten alle Wölfe nur so stark sein? Draußen mussten viele andere Wachen sein ich versuchte nach ihnen zu rufen"HILFE! HILFE!" Er legte mir eine Hand auf den Mund und sagte nervös"Das hast du nicht wirklich gewagt?" Er zog mich weiter aufs Bett ohne dass ich dagegen etwas ausrichten konnte. So wehrlos hatte ich mich nicht mal gefühlt als ich durch den Wald gezogen wurde. Ich versuchte es nochmal"Hilfe!"Aber meine Stimme erstickte als ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken konnte. Er drückte meinen Kopf mit seiner Stirn runter und ich rief laut aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich wollte nicht mehr hilflos sein aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Da wurde die Tür geöffnet und zwei Wachen steckten ihre Köpfe ins Zimmer. Schockiert rissen sie die Augen auf und kamen ins Zimmer. Sie sahen meine Tränen und rissen ihn von mir. Er versuchte sich raus zureden"Wirklich sie wollte das." Ich zog meine Knie an mein Gesicht und unterdrückte das brennen wenn die salzigen Tränen in die Wunde kam. Die Tür öffnete sich wieder und ließ mich zusammen zucken. "Ich bin es nur." sagte Mila und setzte sich auf mein Bett. Ich warf mich so gut es ging in ihre Arme und weinte weiter. "Ich habe dir doch gesagt er wird dich an ketten." Es fiel mir schwer zu sprechen also flüsterte ich"Die Wache von heute morgen war da und... und..." Sie verstand und drückte mich fest"Soll ich dir einen Kopfschutz holen?" Ich hatte keine Ahnung was sie meinte. Da hörte ich viele Stimmen von unten. Sie hielt mir die Ohren zu dennoch konnte ich das laute Gerede hören aber nicht verstehen. Ich hatte mich beruhigt und konnte mich auf die anderen konzentrieren. Fast als gingen nach draußen und zwar schnell. "Was machen die?"fragte ich verwirrt. Sie senkte den Blick und sagte"Dein Vater ist sehr brutal. Das willst du nicht hören." Da ertönte ein Schuss und ich wusste was geschehen war. Ich musste verarbeiten was gerade passiert war und konnte mich nicht bewegen. "Macht er das öfter?"wollte ich geschockt wissen. Mila nahm mich wieder in den Arm und strich mir durchs Haar. Sie lenkte nur ab und wollte es mir nicht erzählen. Allein hatte ich Angst und fragte Mila"Bleibst du heute bei mir?" Sie nickte und stand auf"Dann hole ich nur noch etwas zu Essen." Ich bat sie"Aber beeile dich." Sie war schnell mit einem Tablett voller Essen wieder da. Eigentlich war mir der Appetit vergangen aber dem leckeren Duft von Bratkartoffeln und Ei konnte ich nicht widerstehen. Mila aß auch etwas und brachte das Tablett wieder weg. Ich wollte nicht das sie wieder ging aber das konnte ich ihr nicht sagen. Sie kam als ich gerade meine Knie untersuchte. "Ich hole Verbandszeug."damit verschwand sie wieder und ließ mich allein. Ich versuchte mich abzulenken indem ich an Julian dachte und mich fragte was er jetzt wohl tat. Vielleicht bildete ich mir das nur ein aber ich hatte das Gefühl das er nach mir sucht oder eher nach einer Möglichkeit mich hier raus zu bekommen. Mila kam wieder und hatte einen Schlüssel in der Hand. Aber eine Wache stand hinter ihr. Ich wollte sie unauffällig warnen. Sie sah das und sagte"Du hast fünf Minuten zum umziehen dann muss er dich wieder an ketten. Ich hätte mir denken können das sie mir nicht bei der Flucht half. Sie schloss auf, ich zog mich schnell um und dann kam die Wache und legte mir die Fesseln wieder an. "Glaubst du wenn ich übe in die gut geschützten Erinnerungen der Wachen einzudringen und mehrere gleichzeitig kontrollieren kann dann schaffe ich es hier raus?"fragte ich Mila und zog an den Ketten. Sie überlegte und fragte"Kannst du das denn wirklich?" Ich versicherte ihr"Wenn ich übe dann schaffe ich das schon." Sie stellte einen Stuhl zwischen mein Bett und den Fenster und setzte sich. "Willst du nicht lieber auf meinem Bett schlafen?"fragte ich sie und machte ihr Platz. "Dann ziehe ich mich um."sie ging wieder und kam im langen Nachthemd und mit einer Decke für sich wieder. Sie setzte sich in die Ecke und sagte"Das ist meine Schuld das du hier fest gekettet bist." Sie musste sich nicht die Schuld geben"Nein ich hätte besser auf das Jagdrudel aufpassen sollen." Sie rieb sich die Hände und gestand"Ich habe alle im Schloss raus gelockt und habe die Jagdgruppe vergessen." Ich nahm sie in den Arm und sagte tröstend"Dafür danke ich die aber wir haben zu überstürzt gehandelt. Ich muss es das nächste Mal besser planen." Ich kuschelte mich noch eine Weile an sie und legte mich dann hin.
Ich träumte zu fallen tief vom Dach der Burg. Auf dem Weg nach unten sah ich Wachen die sich Karten spielten, schlafende Leute, ein paar Frauen die putzten und meinen Vater der jemanden in sein Zimmer holte. Dann schlug ich auf, rollte zur Seite aber bevor ich den Berg runter rollen konnte hielt mich jemand fest. Ich öffnete die Augen und lag auf dem Boden. Die Ketten verhinderten das ich weiter ins Zimmer rollte. Mühsam stand ich auf, nahm mir meine Decke und setze mich in den Stuhl. Ich betrachtete die Sterne und als ich eine Sternschnuppen sah wünschte ich mir das die Burg irgendwann nicht mehr so regiert wird. Ich versuchte meine Augen offen zu halten und Bilder aus den Sternen zu machen. Aber ich gab es auf, weil sie immer wieder zu fielen.
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Wolfsleben
WerewolfEs geht um Lucy. Sie ist 15 und lebt fast allein seit ihre Mutter sie verlassen hat. Ihren Vater hat sie nie gekannt und sie muss entdecken das sie ein Wolf ist. Aber sie ist nicht die einzige. ©thunder2006