Kapitel 21

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Sie kamen und es gab keinen Ausweg für uns. Stille herrschte unter uns. Niemand wusste was wir jetzt noch tun konnten. Jedem war unsere Situation ganz genau bewusst. Das Heulen des anderen Rudels kam schon bei uns an. Wir konnten nicht mehr fliehen. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und Angst breitete sich in meinem gesamten Körper aus. Ich hatte keine Wahl. Ich musste kämpfen für meine Freunde und ich würde alles geben. Alles was ich hatte. Nachdem ich all meinen Mut zusammen gekratzt hatte setzte ich mich in Bewegung und stellte mich nach ganz vorne. Die Blicke der anderen lagen auf mir und langsam setzten auch sie sich in Bewegung. Akela stellte sich noch ein Stückchen vor mich und spannte seine komplette Muskulatur an. Julian stellte sich so nah an meine Seite, dass ich seine unruhige Atmung spüren konnte. Er war durch die ganzen Kämpfe so geschwächt, dass er nicht einmal mehr ganz aufrecht stand. Noch mehr Sorgen als um ihn machte ich mir um Cara. Sie war ein Mensch, würden sie sie verschonen oder erst recht fertig machen? Bevor ich noch anfing zu zittern schloss ich meine Augen und versuchte mich auf das andere Rudel zu konzentrieren. Um keine Zeit zu verschwenden und uns einen winzigen Vorteil zu verschaffen setzte ich meine Fähigkeiten sofort ein. Den ersten Wolf bei dem es mir gelang in seinen Kopf einzudringen ließ ich einfach vergessen was sie vorhatten. Dann machte ich mit dem nächsten weiter und tat immer dasselbe. Ich konnte sie zwar schon sehen aber ein paar der Wölfe sollte ich außer Gefecht gesetzt haben. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung. Leider hatte ich mich zu früh gefreut. Einige aus unserem Rudel benahmen sich plötzlich seltsam. Es schien als hätten sie riesige Angst oder würden gleich einschlafen andere begannen vor Schmerz zu jaulen. Was war hier los? War sie das? Auch Julian machte sich merkwürdig klein und es sah aus als hätte er große Schmerzen. Sie tat das fast bei allen aus unserem Rudel gleichzeitig. Ich kam mir so hilflos vor und hatte nicht den blassesten Schimmer was ich tun sollte. Sie kamen auf der großen Lichtung an und nur die wenigsten von uns schafften es sich zusammen zu reißen. Doch sie griffen uns nicht an. Was hatten sie vor? Meine Schwester kam als letztes auf die Lichtung. Sie hatte es nicht eilig und kam im Schritttempo zwischen den Bäumen her. Ihr Blick war stur auf mich gerichtet und sie fragte mich mit einem gehässigen Grinsen"Lässt du dich freiwillig von mir töten oder muss ich deine Freunde da mit hineinziehen." Mit vor Schock weit geöffneten Augen starrte ich sie an. Die Angst musste mir deutlich abzulesen sein und Kerry freute das noch mehr"So lange du dich nicht entscheiden kannst was sollen sie da fühlen? Hoffnungslosigkeit, Müdigkeit, Trauer, Angst oder besser Schmerz?" Na klar dann konnte sie Gefühle kontrollieren. Natürlich wollte ich nicht sterben aber noch weniger würde ich zulassen das sie meinen Freunden etwas antat. Widerstreben ging ich einen Schritt vor woraufhin Julian seine Zähne in meinem Fell vergrub und mich nicht losließ. Kerry sah ihn nur kurz an und dann fing er an sich vor Schmerz auf dem Boden zu krümmen. "Hör auf!"schrie ich sie an. Ihr mitleidiger Blick war total aufgesetzt, jedoch ließ sie von ihm ab"Dir ist jetzt sicher schon aufgefallen was für eine Fähigkeit ich habe. Anscheinend kann ich auch wesentlich besser damit umgehen als du. Schade, ich dachte ich könnte noch etwas Spaß haben bevor ich dich umbringe." Ihre Stimme war mehr als nur ein wenig bedrohlich und Angst einjagend. Sie hatte Recht was hatte ich nur für eine Chance gegen sie, wenn sie so stark war? Bevor ich etwas versuchen konnte warnte sie mich"Ich weiß nicht was du mit dem Mut den du dir zusammen gesucht hast anstellen willst doch denke mal an dein Rudel. Sollen sie Schmerzen nur deinetwegen durch leiden? Weißt du überhaupt wie viel du ihnen wert bist? Ich kann dir sagen wer sich um dich sorgt und wer nicht." So jemand wie Kerry war mir noch nie begegnet. Sie war so böse und hinterhältig. Sie hatten den schlimmsten Charakter den ich je kennen gelernt hatte"Solch ein Hass gegenüber seiner Schwester ist ganz und gar nicht nett." Wenn sie ihre Fähigkeiten mir gegenüber verwenden konnte, musste ich das doch auch irgendwie. Niemand tat auch nur einen Schritt zu machen aus Angst Kerry zu verärgern und dadurch verletzt zu werden oder gar zu sterben. Wir hatten so oder so keine Chance so lange sie noch da war. Nur wie wurde ich sie los? Langsam wurde sie ungeduldig und meinte"Entweder du kommst jetzt oder ich fange mit dem Menschen dort drüben an." Cara ging ängstlich ein paar Schritte zurück während Ryan vor sie trat. Kerry lachte und spottete"Das wird ihr auch nicht helfen." Dieser Druck schnürte meine Brust zu und schaltete meinen Kopf aus. Ich war so blockiert das ich gar nicht mehr nachdenken konnte. Nachdem ich immer noch nichts tat, sagte sie"Du willst es nicht anders." Cara schrie vor Schmerz und in dem Moment stolperte ich vor und rief"Nein! Schon gut." Sie lächelte finster und wartete bis ich vor ihr stehen blieb. Julian hatte versucht mich aufzuhalten doch Kerry hatte ihn wieder unter Kontrolle. Wenn ich mich nicht ergab, würde sie uns alle auf einmal fertig machen. Und wenn ich es doch tat, würde sie die anderen noch leichter fertig machen können. Egal was ich tat Kerry musste zuerst besiegt werden aber eine falsche Bewegung und sie würde die Leute töten die mir am wichtigsten waren. Als ich vor ihr stand fragte sie gehässig"Na, hast du erkannt, dass du nicht gegen mich ankommst? Es ist schön dich vor deinem Tod so verzweifelt zu sehen." Ich flüsterte ihr zu"Das wird auch dein Tod sein. Sie werden mich rächen und ganz bestimmt nicht zu lassen das du auf den Thron kommst." Kerry lachte wieder so widerwärtig und klang selbstsicher"Glaubst du? Sie haben mit dir schon keine Chance was glaubst du wie es ohne dich sein wird?" Ich sah ihr fest in die Augen während ich sagte"Unterschätze bloß nicht meine Freunde. Sie werden dich nicht verschonen, wenn du mir etwas antust." Sie schien nicht die geringste Angst vor meinen Worten zu haben"Ganz wie du meinst. Ich werde es ja gleich sehen im Gegensatz zu dir. Und jetzt verwandle dich oder willst du etwas schmerzvoller sterben?" Als ich mich zurück verwandelt hatte machte sie dasselbe.

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