Kapitel 14

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Kleine Sonnenstrahlen drängten sich durch die Jalousien und gaben nur soviel Licht, dass das Zimmer und seine Umrisse gräulich erschienen. Ich setzte mich auf und blickte auf Julian der neben mir lag hinab. Er schlief tief und fest. Trotzdem stand ich leise auf und machte mich fast geräuschlos fertig. Es war fast 10 Uhr und er schlief noch. Ich zog die Jalousien hoch und setzte mich an sein Bett. Er wollte immer noch nicht wach werden also ging ich leise die Treppen runter. Das war ein guter Moment für ihn ein Geschenk zu suchen, wenn die Läden noch auf hatten. Seine Großeltern saßen am Tisch und frühstückten. Sie baten mich zu sich und ich aß mit ihnen. Vielleicht hatten sie eine Idee was ich ihm schenken könnte"Ich brauche noch ein Geschenk für Julian. Wisst ihr was ich ihm kaufen kann?" Sie überlegten lange bis seine Oma antwortete"Wir schenken ihm Stifte für seine Zeichnungen." Es wunderte mich das sie nicht mit ihm sprachen aber dennoch ein Geschenk für ihn hatten. Ich dachte darüber nach ihm zwei Wölfe zu zeichnen aber das würde ihn eher beleidigen. Ich hatte noch immer den Zeichenstil eines Grundschülers. Das fiel weg und ich konnte auch nicht singen oder dichten. Arbeiten das konnte ich und sauber machen aber sein Zimmer aufräumen wäre kein besonders gutes Geschenk. Ich wollte auch nicht mit der Ausrede kommen das ich keine Zeit hatte um ihm eines zu kaufen. Da viel mir Fleisch ein. Ich konnte gut kochen also konnte ich etwas zu Essen für ihn machen. Aber ich wusste nicht ob das reichen würde. Essen bekäme er ja so oder so. Das war genug ich schnappte mir Geld und sagte seinen Großeltern"Ich geh jetzt für ihn ein Geschenk kaufen." Damit verließ ich das Haus und schaute noch einmal hoch zu seinem Fenster indem gerade das Licht an ging. Dann drehte ich mich wieder um und wurde fast zu Tode erschreckt. Ich wollte los schreien aber der Mann hielt mir eine Hand vor den Mund"Dein Vater hat mich geschickt ich soll dir dieses Geschenk überreichen." Ich sabberte seine Hand voll, sodass er sie von meinem Mund nahm und in seinen Klamotten abwischte. Ich betrachtete misstrauisch die kleine weiße Box und meinte"Und wenn ich die Box aufmache falle ich bestimmt in Ohnmacht oder laufe gleich zur Burg." Er grinste aber schüttelte den Kopf"Nein sowas geht nicht aber ich soll dir ausrichten das er die Spieluhr wieder haben will. Das Geschenk da drin verstärkt deine Kräfte, sodass du auch ihn kontrollieren kannst. Es ist eine Art Friedensangebot." Ich nahm das Geschenk und sagte"Das mit der Spieluhr kann er vergessen aber richte ihm Danke für das Geschenk aus." auch wenn er mich damit nur bestechen will ergänzte ich in Gedanken. Er sagte"Das kannst du auch selber machen. Ich will ihm nicht sagen müssen, dass er seine geliebte Spieluhr nicht zurück bekommt." Ich konnte über seinen lächerlichen Versuch mich in die Burg zu locken nur lachen"Ich werde nicht mehr zurück kommen und das musst du ihm wohl oder übel sagen. Auf Wiedersehen." Er bettelte"Bitte komm mit mir mit." Ich wollte ablehnen doch jemand befand sich im Gebüsch und erforderte meine Aufmerksamkeit. Ich roch Julian und er kam raus als er wusste das ich ihn bemerkt hatte. Er sah wütend aus und ich wusste was er dachte. Er sagte wütend"Wie konntest du nur?" Ich wollte protestieren aber das würde ihn nur noch mehr reizen. Außerdem hatte er sich auf den Mann aus der Burg konzentriert. Ich überlegte, ob ich heldenhaft dazwischen gegen sollte. Aber ich war nicht lebensmüde. Mir fiel etwas besseres ein"Niemals!" Diese Aussage galt für beide"Ich werde niemals zurück zum König gehen und du was denkst du von mir? So etwas wie ich niemals machen!" Ich musste das nur überzeugend rüber bringen, damit er ein schlechtes Gewissen hatte und mir keines machen konnte"Ich dachte du vertraust mir! Denkst du das wirklich? Du weißt gar nicht wie verletzend das ist!" Er beruhigte sich wieder und kam auf mich zu. Ich durfte ihn jetzt nicht umarmen sonst könnte er mich durchschauen. Ich stapfte einfach wütend aus dem Wald und ließ ihn stehen. Ich wusste das er sich nun entschied sich zu entschuldigen oder den jungen Mann aus der Burg zu verprügeln. Und ich war erleichtert als ich Schritte hinter mir hörte. Er hielt es nicht für nötig meinen Arm festzuhalten. Er nahm gleich meine ganze Taille. "Jetzt warte doch."bat er mich. Ich tat so als ob ich immer noch wütend wäre"Du hast ganz schön lange gebraucht, um dich zu entscheiden." Er packte nun fest meinen Bauch und ich versuchte krampfhaft mein Essen zu behalten. Er drehte mich mit einem Handgriff und schaute mir tief in die Augen. Seine grünen Augen könnten ein Teil des Waldes sein. So grün und leuchtend. Er lächelte. Warum? Ich hob eine Hand an mein Gesicht und merkte das ich es auch tat. Ich musste einfach lächeln, wenn ich ihn seine wunderschönen Augen sah. Eindeutig eine Schwäche von mir. Ich versuchte ein böses Gesicht aufzusetzen und anscheinend klappte das. Julian versuchte wieder mich mit seinem niedlichen Blick zum schmelzen zu bringen. Doch zweimal klappte das nicht. Er sah verzweifelt aus und legte eine Hand auf meine Wange. Ich führte sie langsam wieder weg. Sein Ausdruck wurde traurig und innerlich kämpfte ich mit mir. Wenn er mich noch lange so ansah würde ich wirklich noch umfallen. Julian drückte meinen Rücken zu sich und fing an zu flüstern"Ich möchte nur das Du weißt das ich um dich kämpfe." Langsam gaben meine Beine nach und ich musste mich zusammen reißen, damit sie nicht wie Pudding nachgaben. Er legte seine Stirn auf meine und sprach noch leiser"Immerhin liebe ich dich." Jetzt war es zu spät das einzige was mich hielt waren seine starken Arme um meiner Hüfte. Wie konnte er das jetzt nur sagen? Ich hatte ihn doch ganz fies ausgetrickst"Das habe ich nicht verdient. Ich bin doch gar nicht sauer." Er lächelte so breit wie ich ihn noch nie lächeln gesehen hatte"Das weiß ich doch." Er hatte mich einfach glauben lassen das er mir alles abgekauft hatte. Wie unfair jetzt konnte nie ich meine Schauspiel Künste verbessern. Julian kam meinem Mund immer näher. Erst dann bemerkte ich das ich fast etwas vergessen hätte. "Ich liebe dich auch."sagte ich schnell bevor er mich küsste. Reichte das als Geschenk? Immerhin hatte ich noch kein anderes. Ich hatte meine Beine ganz vergessen und als Julian mich für einen kurzen Augenblick nicht festhielt konnte ich mich gerade noch fangen. "Alles ok?"fragte er besorgt. Als ich wieder gerade stand boxte ich ihm leicht in die Schulter und meinte"Du bist Schuld." Er lachte und umfasste wieder meine Hüfte. Ich kratzte mich am Arm und gestand"Ich muss noch was einkaufen." Er lächelte sanft und sagte"Du musst mir nichts schenken." Ich hätte gerne einen frechen Kommentar abgegeben aber mir fiel keiner ein. Wir standen schon vor der Tür als ich eine passende Antwort hatte"Woher willst du das wissen?" Er schaute mich nur schief an und er musste nicht fragen da bemerkte ich schon das es jetzt für ihn gar kein Zusammenhang mehr ergab. Ich schüttelte den Kopf und sagte"Vergiss es einfach." Julian guckte mir noch verwirrt hinterher als er auch eintrat. Ich fand es ein bisschen enttäuschend das er sowas geglaubt hatte. Aber mir fiel auf, dass er mich mehr als sonst beschützen wollte. Es war natürlich verständlich, da ich ziemlich lange gefangen war. Dennoch war es etwas anstrengend. Ich wollte nur nichts sagen, weil ich wusste das ich jemand brauchte der mich beschützt. Ich wusste nicht was andere dagegen haben. Du fühlst dich sicher, du bist nie alleine und du weißt, dass du jemandem sehr viel bedeutest. Nicht einmal die wenige Zeit für sich fand ich schlimm. Es war doch schön immer jemanden bei sich zu haben. Besonders wenn es Julian war. Er ging vor mir die Treppe hoch ließ aber meine Hand nicht los. Ich betrachtete ihn genauer und wenn ich mich nicht irrte hatte er mehr Muskeln bekommen. Im Gegensatz zu den meisten Mädchen machten mir Muskeln Angst. Ich wusste dann genau das jemand stärker war und Muskeln ließen jemanden aggressiver aussehen. Außer wenn ich wusste, dass sie mich beschützen. Ich merkte mir nur niemals gehen Julian zu kämpfen. Die Treppen bogen sich leicht unter unserem Gewicht. Ich hatte dieses altmodisch eingerichtete Haus vermisst mit den Kerzen neben der Wand an der Treppe, den ganzen beigen Wänden und den geblümten Vorhängen. So hatte ich mir immer das Haus meiner Großeltern vorgestellt. Nur leider hatte ich nie welche. Ich dachte auch nicht das sie noch leben würden. Ich mochte die vielen Bilder in diesem Haus. Sie machten es auf jeden Fall einzigartig. Wir kamen in unserem Zimmer an und Julian drehte sich zu mir. Dann schloss er die Tür und fragte mich"Weißt du eigentlich wie schön es ist das du wieder da bist?" Ich strich über seine Wange und sagte provozierend"Natürlich." Er lächelte und legte seine Stirn auf meine"Dann muss ich dir das ja nicht mehr sagen." Ich legte meine Hände um seinen Hals und meinte"Müssen tust du es nicht aber schön ist es trotzdem." Ich schloss meine Augen in der Erwartung eines Kusses stattdessen machte er Musik an und legte seine Hände auf meine Hüfte. Dann fing er an im Takt hin und her zu wippen. Er zog mich mit und sage liebevoll"Mein Geschenk für dich sind Tanzstunden." Ich erklärte"Ich will gar nicht tanzen und ich hatte eher mit einem Bild gerechnet." Julian zog mich etwas dichter an sich und behauptete"Du musst aber tanzen können." Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte"Wieso?" Ein anderes Lied kam aus seinem Handy und er versuchte meine Hand zu ergreifen. Ich stellte mich steif bis er mir antwortete"Ich erinnere dich daran, wenn es soweit ist." Ich nickte und versuchte mir das zu merken. Julian fing an mir die Schritte beizubringen und ich wunderte mich das er das so gut konnte. Ich fragte ihn neugierig" Wieso kannst du das alles?" Er ließ seine Hand auf meinem Rücken etwas tiefer gleiten und meinte"Ist bei uns Tradition."-"Ist das der Grund warum du mir das tanzen beibringen willst?" Er zuckte mit den Schultern"Vielleicht." Ich seufzte"Also Nein...komm schon sag es mir." Er beachtete mein betteln nicht und tanzte einfach weiter. Ich scherzte"Jetzt fehlt nur noch ein Ballkleid und wir sind in einem Disney Film. Ach und die Tanzeinlage mit allen Freunden und der ganzen Familie." Er drehte mich ungeschickt und erinnerte mich"Vergiss nicht du bist eine Prinzessin und seit gestern auch Thronfolgerin." Ich ließ ihn los und schmiss mich aufs Bett"Ich weiß..." Julian setzte sich neben mich und versuchte mich aufzuheitern"Seh es doch positiv deine Schwester hat keine Rechte mehr." Ich schaute ihn böse an"Toll dann bin ich die nächste auf ihrer Liste." Er richtete mich auf und sagte heldenhaft"Nicht mit mir an deiner Seite." Meine schlechte Laune hörte nicht auf"Super dann stirbt mein...du....Dann stirbst du an meiner Stelle." Er hielt mein Gesicht in beiden Händen und fragte"Dein was?" Ich sagte nichts. Er grinste breit und schüttelte seinen Kopf"Ich wusste das du es wieder nicht vor mir sagen kannst." Ich nahm seine Hände von meinem Gesicht, stand auf und sagte gereizt"Mein Freund. Zufrieden? Tut mir ja leid das ich manchmal schüchtern bin." Ich nahm mein Handy und polterte die Treppen runter. Ich lief nach draußen, setzte mich auf die Bank im Garten und suchte nach Netz. Julian kam über die Terrasse und schloss die Tür hinter sich. Er sah das ich versuchte zu telefonieren und meinte"Bis hier hin fährt kein Taxi das dich wegbringen könnte." Ich wählte Caras Nummer noch einmal"Das will ich doch gar nicht. Ich brauche nur jemanden der mich wirklich aufheitert." Er kam zu mir und fragte enttäuscht"Kann ich das nicht." Ich seufzte"Doch klar aber gerade schaffst du das irgendwie nicht und ich möchte in guter Stimmung für Weihnachten sein." Er bemerkte"Weihnachten scheint dir sehr wichtig zu sein." Ich nickte und versuchte es noch einmal bei Cara. Sie ging ran und fragte laut atmend"Was möchtest du Lucy?" Sie klang erschöpft"Habe ich dich gestört?" Sie hustete und meinte"Nein schon gut ich habe nur etwas Sport gemacht...Geht's dir nicht gut?" Ich druckste herum"Äh...na ja...also...Wann kommst du denn?" Sie hustete noch einmal"Ich dachte das hätte ich dir gestern gesagt. Ich bringe Ryan mit." Ich dachte kurz nach"Also morgen...gut dann bereite ich alles vor. Bist du krank?" Sie untertrieb"Ist nur ne Erkältung." Wir schwiegen eine Weile bis ich sagte"Gut dann sehen wir uns morgen." Ich legte auf und starrte in den bewölkten Himmel. Julian legte seine Arme um mich und fragte"Ist dir nicht kalt?" Ich schüttelte den Kopf"Nein. Ist es okay das die beiden morgen kommen?" Er lächelte"Ich weiß das es dir dadurch besser geht. Also na klar. Wollen wir dann rein? Meine Großmutter hat das Essen bestimmt schon fertig." Ich stand auf und folgte Julian ins Haus. Er hatte recht. Überall roch es nach Braten. Es roch so lecker das ich anfing zu sabbern. Schnell wischte ich meinen Mund trocken und ging mit Julian ins Wohnzimmer. Der Tisch wurde gerade von seiner Großmutter gedeckt und sein Großvater brachte den letzten Topf. Ich setzte mich neben Julian und atmete den köstlichen Geruch ein. Mein Bauch erinnerte mich daran das ich kein Mittag gehabt hatte und es dringend Zeit wurde zu essen. Tommy gesellte sich auch zu uns. Er legte sich an den Rand und schlief. Ich fragte freundlich"Soll ich noch etwas holen?" Seine Großvater schüttelte den Kopf"Nein wir haben alles. Beate möchtest du das Gebet aufsagen?" Sie nickte und fing an" Guter Gott, durch deine Güte leben wir, und was wir haben, kommt von dir. Drum lass uns auch an andre denken, von deinen Gaben weiter schenken." Nachdem sie fertig war fingen wir an zu essen. Das Essen schmeckte noch besser als es roch. So gut konnte nicht einmal ich kochen. Ich musste es mir unbedingt von ihr beibringen lassen. Das Fleisch zerfiel auf der Zunge und schmeckte herrlich nach Pfeffer und anderen tollen Gewürzen. Selbst das Gemüse zerging auf der Zunge und die selbst gemachte Hollondaise war genauso toll. Leider war alles schon weg bevor ich mir noch etwas nach nehmen konnte. Die anderen waren auch fertig und Julians Großmutter sagte"Ihr dürft eure Geschenke auspacken." Ich freute mich das sie auch etwas für mich hatten. Doch viel schöner fand ich die Harmonie die da war. So hatte ich das hier noch nie erlebt. Julian setzte sich vor den rot dekorierten Tannenbaum und packte sein einziges Geschenk aus. Indem, wie ich wusste, Stifte waren. Aber sie sahen sehr teuer und speziell aus. Dann machte ich weiter in meinem ersten Geschenk war ein Kochbuch und darunter noch viele verschiedene Gewürze. Danach packte ich das zweite aus und war sprachlos. Julian hatte wieder einmal eine wundervolle Zeichnung von uns gemacht und darunter war ein Armband das verflochten aussah, aus Silber war und einen kleinen Saphir besaß. "Gefällt es dir?"fragte er mich erwartungsvoll. Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Es war so wunderschön und hatte ihn bestimmt viel gekostet. So etwas schönes hatte ich noch nie bekommen. Ich streifte es mir vorsichtig über die Hand und betrachtete es an meinem Handgelenk. Julian nahm meine Hand und küsste sie. Ich lachte und fiel ihm um den Hals. Er erwiderte meine Umarmung ganz fest und sagte"Etwas besseres konnte ich dir nicht kaufen." Ich schüttelte meinen Kopf und schniefte"Das ist perfekt." Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und strahlte mich an. Ich lächelte zurück und verlor mich wieder einmal in seinen leuchtend grünen Augen. Er stand auf und half mir hoch. Seine Großeltern waren schon weg. Ich klammerte mich an ihn. Wir kamen zwar langsamer voran aber genau das brauchte ich. Julian lachte"So sehr hast du dich nicht mehr an mir fest geklammert seit ich dich vor den echt gemeinen Jungs in der Grundschule beschützt habe." Ich ließ ihn nicht los bis wir auf dem Bett saßen. Dort betrachtete ich verträumt mein Armband und flüsterte"Danke." Er lächelte und wollte etwas sagen aber ich küsste ihn einfach. Ich löste mich von ihm und meinte"Ich kann dir momentan nicht mehr als meine Liebe schenken. Ich weiß, dass dir das reicht aber irgendwann werde ich die das schönste Geschenk machen das es nur gibt." Er lächelte sanft und ich legte meinen Kopf auf seinen Schoß. So schlief ich auch ein.

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