Nach gestern wusste ich nicht so recht wie ich Cara behandeln sollte. Sie wusste wer oder besser gesagt was ich war und ich musste ihr erklären das daran nichts schlimm war. Heute hatte sie wesentlich ruhiger geschlafen und das tat sie auch noch. Ihr Atem ging in gleichmäßigen Zügen und sie pustete dabei kleine rotblonde Strähnen aus ihrem Gesicht. Ihre zarten Lippen bewegten sich leicht und dann flatterten ihre Augenlider. Ihre Atemzüge wurden größer und sie drückte sich stöhnend hoch. Ich saß an der Wand gelehnt und lächelte fröhlich als sie mich bemerkte. "Wie spät ist es?"fragte sie herzhaft gähnend. Da ich es nicht wusste zuckte ich mit den Schultern und stand auf. "Ist doch nicht wichtig. Es sind Ferien." Sie nickte und kramte in ihrer Tasche. Meine Sachen hatte ich mir schon zurecht gelegt und zog sie nur noch im Bad an. Als ich wieder hinaus trat war Cara schon umgezogen und bürstete ihre Haare. Sie versuchte ihre Haare zu flechten, stellte sich dabei aber nicht sehr geschickt an. Ohne zu überlegen half ich ihr woraufhin sie zusammen zuckte. Ich murmelte eine Entschuldigung und wollte dann so schnell wie möglich aus dem Zimmer. Als meine Hand auf der Klinke lag hielt Cara mich fest und sagte"Tut mir wirklich leid. Ich meine es doch nicht so. Wirklich...Aber was soll ich sonst von dir denken." Egal wie sie mich behandelte ich wollte nicht sauer sein. Aber ich fühlte mich schon schlecht genug, da musste sie nicht noch nachhelfen"Pass lieber auf sonst fresse ich dich noch." Sie wich schockiert zurück und allein das schmerzte schrecklich. Ich fühlte mich so einsam und leer ohne ihren Halt. Ich öffnete die Tür und drehte mich langsam zu ihr um"Ich will ja auch das du es verstehst aber du machst es nicht einfach. Weißt du wie ich mich fühle, wenn du mich so behandelst?" Ihre Augen fingen an traurig zu glänzen aber ich ging ohne mich noch einmal nach ihr um zudrehen. Von Anfang an wollte ich es ihr erzählen. Aber jetzt wo ich wusste wie sie darauf reagiert hätte ich es am liebsten rückgängig gemacht. Es war leider zu spät und ich musste da durch. Verträumt stieg ich die Treppe runter. Ich spürte einen starken Widerstand und als ich auf sah stand Julian vor mir. "Hey, alles ok?"fragte er besorgt und legte eine Hand an meine Wange. Mein Gesichtsausdruck verriet eigentlich schon alles"Sieht es denn so aus?...Ich meine merkst du nicht wie sie mich behandelt?Als würde ich sie jeden Augenblick angreifen oder so was..." Er drückte mich näher an sich und sagte leicht hin"Sie wird es schon verstehen. Gib ihr Zeit." Das war wirklich das einfachste was er sagen konnte. Ich nahm es ihm nicht übel aber ich war frustriert und irgendwie auch müde. "Weißt du wie spät es ungefähr ist?" Julian drehte mich zur Uhr die in der Küche hing und ärgerte mich dabei noch"Du hast es geschafft das Mittagessen zu verschlafen." Ich rieb meine Augen und warf prüfend noch einen Blick auf die Uhr. Aber er hatte recht, es war schon fast zwei Uhr. Auch mein Bauch bekam das mit und knurrte laut. Daraufhin musste Julian lachen und nahm meine Hand. Er führte mich in die Küche, wo ich mich auf einen Stuhl sinken ließ. Seine Hand glitt langsam aus meiner und schon in dem Augenblick vermisste ich die sanfte Berührung, seine starke Hand die meine umklammerte und mir zeigte das er für mich da war. Wenige Minuten später hatte er das Mittagessen aufgewärmt und es mir vor die Nase gestellt. Ich sah wie er sich umdrehte und zur Tür gehen wollte. Mir gefiel der Gedanke allein mit meinen Gedanken zu sein überhaupt nicht. Doch es fiel mir schwer mich dazu durchringen ihn zu fragen ob er bei mir blieb. Keinesfalls würde er ablehnen. Nur hatte er gesagt das ich das stärkste Mädchen war das er kannte und ich hätte seinen Eindruck damit bestimmt zerstört. "Ist dir schlecht?"fragte Julian mich aus heiterem Himmel. Überrascht schaute ich zu ihm auf und stammelte"Äh...n-nein...nur würdest du dich vielleicht...zu mir setzten?" Er grinste schief"Die Antwort kennst du doch." Dabei zog er den Stuhl gegenüber vom Tisch weg und setzte sich. Ich lächelte leicht und begann dann zu essen. Julian beobachtete mich dabei und hin und wieder driftete er gedanklich ab. Ich trank gerade ein Schluck Wasser als er unsicher fragte"Glaubst du Cara wird etwas verraten? Weil, wenn das der Fall ist dann...normalerweise müssen wir uns ja schützen und das heißt...Wirklich nur falls sie es irgendwem verraten würde muss sie...streben." Ich verschluckte mich und hustete drauf los. Als ich mich endlich wieder gefangen hatte sah ich ungläubig zu Julian. Er sah mir nicht in die Augen sondern starrte stur auf den Tisch. Ich schlucke schwer und bemühte mich einen klaren Gedanken zu fassen"Ist das ein Ritual? Macht ihr so was öfter?" Er schüttelte schnell den Kopf"Nein. Es kommt nur sehr selten vor und ich habe es selbst noch nicht mit erlebt. Aber es muss sein, wenn wir sicher und ohne gejagt zu werden leben wollen." Ich wollte das nicht akzeptieren und etwas erwidern. Aber falls er recht hatte...Nein so ein quatsch. Das ist einfach falsch. Mir war kalt und ich rieb mein Arme bevor ich mit fester Stimme sagte"Das könnt ihr doch nicht machen!" Julian raufte durch sein dunkelbraunes Haar"Wir haben keine andere Wahl...Du willst doch nicht, dass wir verfolgt und gejagt werden so wie früher." Ich sah die Legenden und Erzählungen über Werwölfe in ganz anderem Licht. Nur waren wir keine menschenfressenden, mörderischen, übergroßen Raubtiere. Manche von uns waren vielleicht etwas streitlustig aber mehr auch nicht. Ich würde sogar sagen, dass wir überhaupt keine Werwölfe waren sondern ganz normale Wölfe. Es kam mir nur zu blöd vor zu fragen. Julian hatte natürlich recht aber unter keinen Umständen würde ich zulassen das Cara etwas zustößt. Selbst wenn mich dafür alle hassen. Ich würde auch dafür sorgen das sie nichts weiter erzählt. Egal wie ich es schaffte irgendwie musste ich sie dazu bringen. "Julian du darfst dem Rudel nichts davon erzählen. Ich verspreche dir auch, dass sie niemandem von uns erzählen wird." Er zögerte und es lag ein warnender Unterton in seiner Stimme"Du musst wirklich dafür sorgen das sie es nicht tut. Sonst haben wir keine andere Wahl. Sie ist sonst zu gefährlich für uns." Ich nickte und räumte meine Sachen in die Spühlmaschine. Sie wollte sich nicht schließen lassen erst als ich mich mit voller Kraft dagegen lehnte machte es einmal kurz Klick. Ich war dabei mich um zudrehen und hörte Schritte hinter mir. Julian stand ein paar Zentimeter vor mir und ich sah zu ihm auf. Er war nicht unbedingt viel größer als ich aber mein Mund ragte gerade so über seine Schulter. Wir starrten uns wenige Herzschläge lang an bis er sagte"Ich meine es wirklich nicht böse aber du musst wissen das es nicht anders geht. Natürlich nur falls sie es weiter erzählen sollte." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und legte so viel Überzeugen in meine Stimme wie ich aufbringen konnte"Das wird sie nicht tun." Er nahm sich eine meiner stark gewellten Haarsträhnen und ließ sie durch seine Finger fahren"Ich weiß..Ich vertrau dir." Ich lächelte kurz und stieß mich dann von der Spühle ab. Er drehte sich mit mir um blieb aber lächelnd stehen. Tief einatmend stieg ich die Treppe rauf und blieb vor dem Zimmer in dem ich geschlafen hatte stehen. Mir stellte sich immer noch die Frage ob ich dem gewachsen war. Du kennst sie, sie ist deine beste Freundin. Ich hoffte inständig das Cara wirklich noch meine beste Freundin war. Immerhin sollte sich eine beste Freundin nicht fürchten von der anderen gefressen zu werden. Meine Hand zitterte und ich legte sie auf der Klinke ab. Ich musste das durchziehen. Leise Schritte hinter mir lenkten mich ab. Ich erkannte auch ohne meine Fähigkeiten zu nutzen seinen leichten Duft nach Holunder und Wald. Ich blieb so stehen und drehte nur meinen Kopf zu Ryan. Er sah mindestens genauso unsicher aus wie ich und anscheinend wollten wir beide zu Cara. Ich sagte in einem gleichglültigen Tonfall"Wenn du willst, dann kannst du zuerst mit ihr reden." Insgeheim wollte ich, dass er mir das Gespräch mit ihr abnahm. Aber so freundlich war er nicht"Mach du nur. Ihr beide kennt euch besser." Ich hätte gerne einen gehässigen Kommentar abgegeben aber das hätte ihn auch nicht dazu gebracht mit ihr zu sprechen. Ich nickte und drückte sachte die Klinke runter. Dann betrat ich das Zimmer...
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Wolfsleben
WerewolfEs geht um Lucy. Sie ist 15 und lebt fast allein seit ihre Mutter sie verlassen hat. Ihren Vater hat sie nie gekannt und sie muss entdecken das sie ein Wolf ist. Aber sie ist nicht die einzige. ©thunder2006