Kapitel 1

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"Bibibibib bibibibib" Ich schaute auf und stellte meinen Wecker aus. Dann streckte ich mich wobei mein blau-pink karierter Pyjama der mindestens zwei Nummer zu klein war sich hoch zog. Ich stand auf und zupfte ihn zurecht. Dann aß ich etwas Müsli und gab Tommy meinem schwarz-weißen Main Coon Kater sein Essen. Ich schaute kurz auf die Uhr und eilte ins Bad. Ich fuhr mit der Haarbürste durch mein dunkelbraunes, langes, welliges Haar und zog meine graue Jeans und ein blaues Longshirt an. Dann nahm ich meine Tasche und verließ das Haus. Ich schloss ab und sah Julian den Weg entlang laufen er schaute zu mir und rief"Ein schöner Freitag was Lucy?" Ich ging zu ihm herüber und sagte verträumt"Werden wir ja sehen." Er schaute mich schief an und kurze danach kamen wir in der Schule an. Ich bemerkte nicht wie sich Cara an mich ran schlich. Ich zuckte zusammen, drehte mich um und sah als erstes ihre schulterlangen, glatten, rotblonden Haare. Grimmig schaute ich sie an. Cara fragte nur"Heute schlecht drauf?" Ich setzte mich auf meinen Platzt und murmelte"Jetzt schon." Sie setzte sich neben mich und flüsterte"Wustes du schon das Mona für Julian einen Liebesbrief hat?" Ich drehte mich zu ihr und schaute sie erschrocken an"Was unsere schüchterne Mona?" Cara beugte sich noch weiter zu mir und erzählte"Ja, sie hat mir gestern gestanden das sie ihn total süß findet. Da hab ich sie überredet den Brief zu schreiben und ihn Julian heute zu geben." Ich schaute sie böse an"Glaubst du wirklich das war eine gute Idee? Ich glaub nicht mal das sie ihn mag. Sie schaut doch immer so verträumt zu Erik." Sie schaute auf den Boden und versuchte sich zu rechtfertigen"Sie hat ihren Namen nur ganz klein drauf geschrieben und wird ihn in seine Tasche stecken das sieht dann keiner." Ich schüttelte nur den Kopf da kam auch schon Herr Schubert rein. In der Pause sah ich wie Mona langsam und unauffällig zu der grünen Tasche von Julian ging. Die Tasche hatte übrigens die gleiche Farbe wie seine Augen. Smaragdgrün. Ich lief an seinem Platz zum Mülleimer vorbei, sah seine Zeichnungen von den komischen Wölfen und bemerkte den kleinen rosa Brief. Ich stand ein paar Meter entfernt konnte ihn aber noch sehen. So sieht ihn vielleicht noch jemand anderes.Ich drehte mich um und da war es schon zu spät. Wer sonst außer Erik würde ihn aus der Tasche ziehen? Das darf doch nicht war sein. Das kann er ihr nicht antun.Er stellte sich auf einen Stuhl und fuchtelte mit dem Brief in der Klasse rum"Da ist ein Brief für Julian." Julian drehte sich um und sagte gelassen aber deutlich"Wenn er für mich ist dann gib in mir." Erik schaute ihn wütend an und antwortete"Ich finde die ganze Klasse sollte erfahren was da drin steht oder zumindest wer ihn geschrieben hat." Ich stand fast hinter Julian und wenn ich mich konzentrierte konnte ich durch das Getuschel hören wie er brummte oder knurrte. Er stellte sich direkt vor Erik und sagte sauer"Das geht niemanden außer mich etwas an!" Erik kniete sich gelassen hin und strich sich eine blonde Strähne aus seinem Gesicht."Ich werde dir diesen Brief erst geben wenn die ganze Klasse weiß von wem er kommt." Ich schaute in Monas verschwitztes und nervöses Gesicht. Was wenn ich in so einer Situation wäre? Ich würde mich über jede Hilfe freuen.Ich guckte wieder die beiden Jungs an und beobachtete aufmerksam wie Julian immer aggressiver wurde. Wenn ich jetzt nichts mache greift Julian Erik noch an.Ich ging zu ihnen und sagte"Der ist von mir!" Die beiden schauten mich verblüfft an als hätten sie niemals damit gerechnet und ich hatte das Gefühl das tat die ganze Klasse. Julian verengte die Augen zu kleinen Schlitzen aber bevor er etwas sagen konnte fuhr ich fort"Ja der Brief ist von mir das ist aber kein Liebesbrief sonder...Wir spielen Brief Schach. Nur so aus Langeweile." Das war die erst beste Ausrede die mir einfiel und auch die schlechteste. Erik kam vom Stuhl und wedelte mit dem Brief vor meiner Nase. Langsam und mit diesem besserwisserischen Ton sagte er"Ach wirklich? Du bist dir ganz sicher?" Er schaute mir tief in die Augen und ich erkannte in seinen hellblauen so ein Funkeln. Julian nutze die Ablenkung und nahm den Brief wieder an sich. Erik drehte sich erschrocken um und Julian sagte"Das stimmt." Langsam gingen die Schüler wieder auf ihre Plätze. Erik schaute nur noch verärgert und setzte sich auch wieder. Langsam und mit gesenktem Kopf ging ich auf meinen Platz. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie Mona sich zu den Tussis aus unserer Klasse begeben hatte und munter eine Geschichte erzählte. Die Mädchen schauten mich an und kicherten. Cara schaute zu mir und flüsterte"Tut mir leid das war meine Schuld." Ich drückte mir ein möglichst natürliches Lächeln auf's Gesicht was ich sehr gut konnte und sagte"Schon gut ist ja nichts weiter." Erdkunde, Englisch und Religion gingen im Schneckentempo vorüber. Ich hatte immer noch das Gefühl das die anderen über mich lästerten und ich war sehr froh, dass das Wochenende kam. Als der Gong mich endlich erlöste kam Julian um mich wie immer nach Hause zu begleiten, obwohl er dafür einen Umweg gehen musste. Meine paar Freunde wussten aber das ich alleine tierische Angst hatte. Wir liefen zusammen zu meinem kleinen Haus. Indem ich allein wohnte seitdem meine Mutter mich verließ als ich sechs war und mir nur einen Brief hinterließ von meinem Vater hatte ich nicht die geringste Ahnung er hatte uns wohl vor meiner Geburt verlassen. So schaute fast täglich meine Tante nach dem rechten. Julian riss mich aus meinen Gedanken"Du hast dir aber was gutes Ausgedacht." Ich schaute hoch und stammelte"Äh...ja..." Er fragte"War das weil du nicht wolltest das ich Erik verprügel oder wolltest du diese komische Mona beschützen die dir übrigens in den Rücken gefallen ist und den Mädchen erzählte das du den Brief mit ihr zusammen geschrieben hast und da drin soll stehen, dass du schon eine Ewigkeit in mich verknallt bist." Ich schaute ihn verwirrt an"Das hast du mitbekommen?" Er blieb stehe, griff sich in den Nacken und sagte"Ja ich hab halt gute Ohren." Ich drehte mich um und sagte"Morgen musst du nicht vorbei schauen da kommt Cara schon. Ich schätze sie macht mit mir einen riesigen Entschuldigungsausflug." Damit ging ich in mein Haus und vergrub mein Gesicht im Kissen. Na super jetzt denken die alle Mädchen das ich in Julian verknallt bin. Tommy sprang auf mein Bett und gesellte sich zu mir wobei er mich auf seinen Hunger und auch auf meinen knurrenden Magen aufmerksam machte. Ich stand auf und Tommy lief mir fröhlich hinter her. Ich gab ihm eine kleine Portion Futter und frisches Wasser. Danach machte ich mir den Eintopf von gestern warm. Nachdem ich den Teller weg gestellt hatte schaute ich auf meine rosa Herzchen Uhr und seufzte. Erst kurz nach zwei. Der Tag wird verdammt lang...Wo ich schon mal dabei bin kann ich auch das ganze Haus putzen die paar Räume schaff ich schon.Ich war gerade mit Küche und Bad fertig da klingelte es auch schon an der Tür. Ich packte die Sachen weg und lief zur Tür. Meine Tante begrüßte mich und kam rein. Dann fragte sie"Du siehst nicht gerade glücklich aus. Fängst du schon an wie deine Mutter dann wie eine Verrückte zu putzen?" Ich konterte"Nein es war nur mal wieder Zeit." Sie ging in die Küche und setzte sich. Ich schlürfte hinter ihr her und stellte mich ans Fenster. Ich dachte nach und da fiel es mir ein jeden Abend wenn ich nicht einschlafen konnte war meine Mutter mit ihren pinken Putzhandschuhen beschäftigt den Boden zu schrubben. War sie etwa unglücklich mit mir? War sie froh als sie endlich weg konnte? War ich denn nur überflüssig?Eine Bewegung in den Bäumen riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah einen Hund doch als ich genauer hinsehen wollte verschwand er im dichten Wald. "Setzt dich doch zu mir. Was war heut in der Schule los?"durchschaute sie mich. Ich setzte mich und seufzte"Nicht wichtiges." Sie beugte sich zu mir rüber"Willst du mich veräppeln?" Ich schüttelte den Kopf"Nein ein paar Mädchen lästern über mich. Ist aber nichts schlimmes." Sie wurde wütend"Den zeig ich's!" Ich schaute sie verwirrt an"Was? Nein! Beruhig dich es ist nicht schlimm." Sie wurde wieder ruhig und sagte beleidigt"Dann kommst du ja allein klar." Sie stand auf und huschte immer noch beleidigt aus der Tür. Was ist heute den mit allen los? Ich glaube ich brauche frische Luft.Ich zog mir Jacke und Schuhe an und lief den kleinen Waldweg entlang. Dann holte ich tief Luft und versuchte mich zu beruhigen. Da bemerkte ich plötzlich eine Bewegung im Wald und glaubte das dort jemand war. Ich setzte mich unauffällig auf eine Bank und schaute halb in den Himmel halb in den Wald. Doch ich sah nichts mehr. Ich stand auf und streckte mich. Dann lief ich wieder nach Hause, denn hier konnte ich mich nicht entspannen. Ich lief aber schneller, weil ich so langsam panische Angst bekam. Wie weit dennoch ich sehe noch nicht einmal mein Haus.Mein Herz raste als ich wieder etwas hörte. Da kam plötzlich jemand aus den Büschen und fragte"Geht's dir gut Lucy?" Ich schaute ihn entsetzt an, wurde aber ruhiger"Was machst du den hier Julian?" Er entgegnete gelassen"Ich geh gern im Wald spazieren." Ich stotterte "Aaber hier iist dder Weg." Er legte eine Hand auf meine Schulter und sagte was wie eine Ausrede klang"Da kannst du manchmal Tiere beobachten." Ich nickte und beruhigte mich langsam wieder. "Soll ich dich nach Hause bringen?"fragte er und ging neben mir her. Was ist wenn mich jemand mit ihm sieht dann glauben sie nur noch mehr das in ihn verknallt bin. Was soll ich jetzt machen?Ich überlegte willigte dann doch ein, da ich immer noch etwas zitterte und Angst hatte. Als wir zu Hause ankamen machte ich einen Tee und schaute auf die Stelle wo der Hund vorhin war. Als ich mir das Bild von dem dunkelgrauen Wolf in den Kopf holte fiel mir auf das er die gleichen grüne Augen wie Julian hatte. Ich brachte ihm den Tee und bemerkte wie er an mir vorbei sehnsüchtig in den Wald schaute. Ich fragte in vorsichtig"Wartet jemand auf dich?" Er schaute mich verständnislos an und sagte"Machst du das nicht auch immer?" Ich fragte verwirrt "Was?" Er rollte mit den Augen"Na in den Wald schauen." Ich überlegte Beobachtet er mich etwa?Als wenn er wusste was ich dachte fuhr er fort"Du schaust doch in der Schule nur aus dem Fenster." Ich versuchte mich zu recht fertigen wollte aber nicht zugeben das ich dachte ich werde verfolgt. Julian legte den Kopf zur Seite und fragte etwas besorgt"Irgendetwas ist doch, oder?" Ich wollte es ihm nicht sagen aber er ließ nicht locker also sagte ich ihm was ich glaubte. Er überlegte"Du bist dir sicher?" Ich nickte und schaute ihn hilfesuchend an. "Wenn du willst passe ich heut Abend auf dich auf und morgen kann das Cara machen." Ich überlegte kurz schüttelte dann aber den Kopf"Nein wird schon gehen ich schaff das. Du kannst morgen aber mit Frühstück kommen oder so." Er stand auf und sagte"Es wird schon dunkel ich gehe dann mal. Dann komm ich morgen früh so um acht und vergiss nicht Cara anzurufen." Ich brachte ihn zur Tür. Plötzlich nahm er mich ihn den Arm und flüsterte"Pass auf dich auf." Mein Herz raste und ich fragte mich wirklich warum er das machen musste. Ich hatte das Gefühl das mein Gesicht rot anlief und nickte nur. Er grinste und verließ das Haus. Ich lehnte mich gegen die Wand, rutschte an ihr runter und hielt mir die Hände vors Gesicht. Was mach ich hier nur?Ich stand auf und schüttelte meinen Kopf, um diese Gedanken los zu werden. Dann machte ich Tommy's Essen und stellte es ihm hin. Er kam sofort angerannt und fing an zu fressen. Ich machte mir ein Brot und setzte mich vor meinen Laptop. Gerade als ich ihn an machen wollte fiel mir der Brief von meiner Mutter ein den ich nach der Schule unbedingt lesen wollte. Ich holte ihn aus seinem sicheren Versteck und las die Zeilen wie schon so oft. Auch wenn er an manchen Stellen von Tränen bedeckt war:

Liebe Lucienne,

ich weiß du willst nicht glauben das ich gegangen bin aber es ist leider so. Ich tue dies, weil es so von mir erwartet wird. Ich kehre zurück in meine Heimat und muss dich leider hier lassen. Ich werde deiner Tante bescheid geben sie wird ab heute auf dich aufpassen und dich beschützen. Ich verspreche dir meine Kleine wir werden uns wiedersehen irgendwann finden wir uns wieder *auch wenn ich dann nicht mehr die selbe bin.*

In Liebe deine Rianne

Die letzten Worte waren nicht lesbar und das was ich entziffern konnte ergab für mich keinen Sinn. Ich packte den Brief wieder weg und zog mich um. Da fiel mir ein das ich noch bei Cara anrufen wollte. Ich schnappte mir das Telefon, rief bei ihr an und klärte das. Danach ging ich leise zum Fenster und schaute raus. Wie immer lag dort ein Hund vor meiner Tür. Ich hatte mich daran gewöhnt er tat mir nichts und schien mich zu beschützen. Da bemerkte ich auf der anderen Seite der Tür noch einen Hund. Warte mal das ist doch der Hund aus dem Wald vielleicht verfolgt er mich ja? Aber warum liegen da jetzt zwei Hunde vor meiner Tür? So ein silbergraues Fell der Hund sieht eher aus wie ein Wolf.Ich grinste doch dann dachte ich nach und fragte mich. Was wenn da wirklich zwei Wölfe liegen? Haben die nicht Angst vor Menschen?Ich legte mich in mein Bett, ließ aber die Tür offen und behielt das Fenster und die Tür im Auge. Irgendwann schlief ich ein und träumte wie ich mit den beiden 'Wölfen' durch den Wald rannte.

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