Mir war kalt. Unglaublich kalt. Meine Hände fühlten sich an wie Eisklumpen. Ich öffnete meine Augen und bemerkte, dass ich umgedreht und ohne Decke auf dem Bett lag. Lea und Julian waren auch nicht da, obwohl der Wecker mir sagte das es erst kurz vor acht war. Ich bekam durch die Kälte eine Gänsehaut und zog mir schnell etwas warmes an. Der Wäscheberg wurde schon wieder ziemlich groß. Ich verschob das sauber machen auf später und trottete langsam die Treppe runter. Aus der Küche kam der köstliche Geruch von gebratenem Ei und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Als ich in die Küche kam saßen dort Julian, Cara und Ryan, die gemütlich zusammen aßen. Ich musste nochmal gähnen bevor ich"Morgen." sagen konnte. Sie nickten mir kurz zu und widmeten sich wieder ihrem Essen. Ich setzte mich zu ihnen wobei mir auffiel, dass Lea nicht da war. Vielleicht musste ich mir wirklich Sorgen um sie machen. Oder sie mochte nur diesen ganzen Rummel nicht. Julian dachte wohl auch über sie nach, denn sein Blick driftete immer wieder ab und er sah dabei nicht gerade glücklich aus. Nachher wenn sie wieder kam wollte ich mit ihr reden und Julian beweisen das sie nichts ihm Schilde führte. Notfalls musste ich meine Fähigkeiten einsetzen. Das sollte nicht zu schwer werden. Der letzte Bissen Ei war in meinen Bauch und ich lehnte mich zurück. Julian legte eine Hand auf mein Bein und fragte leise"Wollen wir spazieren gehen?" Er fragte es nicht freundlich oder liebevoll eher so als stünde das schon fest und er hatte mich nur darüber informiert. Er wollte mir noch etwas mit seinem Blick mitteilen aber ich konnte keine Gedanken lesen. Als ich das feststellte fragte ich mich was Leyla wohl für Kräfte besaß. Sie hatte mir nichts darüber erzählt. Doch sie mussten stark sein, wenn sie das Rudel übernommen hatte. Julian legte eine Hand auf meine Schulter woraufhin ich zusammen fuhr. Alle Augen waren auf mich gerichtet und ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen wie peinlich mir das war. Ich stand auf und wartete ungeduldig auf Julian. Er schien zu erst etwas besorgt, musste sich dann aber ein Lächeln verkneifen. Ich funkelte ihn wütend an bevor ich aus der Küche ging. Beate lief gerade die Treppen hoch und mir fiel ein das ich ihr die Wäsche geben wollte. Schnell folgte ich ihr und fragte sie freundlich. Ihr Ausdruck war etwas wütend als sie sagte"Das ist doch selbstverständlich." Ich nickte und holte meine Sachen aus dem Zimmer. Wir kamen die Treppen wieder runter und Julian stand mit verschränkten Armen in der Küchentür. Das Lächeln das ich ihm schenkte war meine Entschuldigung und ich ging schnell hinter Beate her. Dieses mal rochen die Sachen nicht ganz so stark nach Deo dafür nach dem Parfüm aus dem Bad. Ich sah mir auf dem Weg wieder die Bilder an der Wand an und hätte fast die Tür in die Beate ging übersehen. Wir betraten den Wäscheraum in dem ein ganz anderer Geruch hing. So wie in einer Chemiefabrik. Beate fing an zu schwanken und stüzte sich an der Wand ab. Der Korb landete auf dem Boden und ich lief schnell zu ihr. Da wurde der giftige Geruch noch stärker und ich fing an zu husten. Mir wurde schwindelig und der Raum fing an hell und bunt zu leuchten. Der Boden wackelte leicht und fühlte sich ganz weich an. Ich musste aus diesem Raum. Eine große Welle fegte über den Boden und ich landete auf meinen Knien. Hinter mir ertönte ein lautes Knurren und ich drehte mich blitzartig um. Eine riesige, pechschwarze Kreatur ragte hinter mir auf. Speichel tropfte aus ihrem enormen Maul und es kam auf mich zu. Anstatt auch nur an die Flucht zu denken verwandelte ich mich und wich ihr aus. Mir war nicht einmal der Größenunterschied bewusst. In mir herrschte der Drang diese Bestie zu erledigen. Eine seiner großen, starken Pranken schnellte auf mich zu und ich wurde zurückgedrängt als ich ihr auswich. Aus meiner Kehle stieg ein tiefes, bedrohliches Knurren. Die Bestie antwortete mit einem noch ohrenbetäubenderen Fauchen. Ich machte mich groß und wollte zuschnappen aber etwas in mir wehrte sich dagegen. Mach die Augen auf. Du weißt wer das wirklich ist. Das war nur eine Illusion. Ich musste aus dem Keller. Ich verwandelte mich zurück und öffnete die Tür. Im Gang hechtete ich den Weg zum Ausgang entlang und wurde schneller als hinter mir wieder dieses tiefe Knurren erklang. Die Luft hier war etwas besser und ich konnte wieder klar denken. So laut ich konnte rief ich Julian und rannte dabei weiter. Ich stolperte die Stufen rauf und fing mich an der Wand ab. Wieder musste ich stark husten, um das brennen in meinen Lungen loszuwerden. Währenddessen rannte jemand die Treppen runter und kam zu mir. Eine Hand strich sanft über meinen Rücken bis ich mich wieder beruhigt hatte. Julians Großeltern gingen in die Küche und ich hörte seine Oma auch kräftig husten. Julian stützte mich und suchte Augenkontakt als er fragte"Was ist passiert?" Meine Stimme zitterte aber ich zwang mich ruhig zu bleiben"Ich glaube da unten ist Gift ausgelegt worden und als es in unsere Lungen gelangte halluzinierten wir." Seine Muskeln spannten sich an und er beugte sich langsam zu mir vor"Du weißt wen ich verdächtige. Wir müssen sie aufhalten." Meine Augen wurden immer größer und trauriger"Das kannst du nicht beweisen. Sie soll mich doch eigentlich beschützen." Julian seufzte und sah mir tief in die Augen"Du kannst sie nicht immer verteidigen. Wir müssen der Sache wenigstens nachgehen." Bei dem Blick den er mir mit seinen klaren, grünen Augen zu warf konnte ich nur das tun was er wollte. Schweren Herzens gab ich nach und guckte ob es Beate gut ging. Sie war in der Küche und trank ein Glas Wasser. Als sie zu mir sah wirkte sie traurig. Hatte ich etwas falsch gemacht? Sie stellte das Glas zur Seite und entschuldigte sich"Ich weiß wirklich nicht was in mich gefahren ist. Es tut mir Leid. Ich hoffe ich habe dir keinen Schrecken eingejagt." Sie sagte es so ehrlich und bedrückt. Ich musste ihr einfach widersprechen"Nein, dass brauch es nicht. Du bist nicht dafür verantwortlich. Ich werde denjenigen finden." Julian stand hinter mir und sah mich eindringlich an. Er hatte recht, falls Lea das getan hatte musste sie mit den Konsequenzen leben. Ich folgte ihm, aber sie war nicht mehr im Haus. Seltsamerweise konnte ich sie auch sonst nirgends spüren. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Eine lange Suche kam auf mich zu. Keiner göhnte mir Ruhe. Nur ein kleines bisschen. Nur ein Tag an dem ich mich entspannen konnte. Das war zwar nur Wunschdenken aber auch meine einzige Hoffnung.
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Wolfsleben
WerewolfEs geht um Lucy. Sie ist 15 und lebt fast allein seit ihre Mutter sie verlassen hat. Ihren Vater hat sie nie gekannt und sie muss entdecken das sie ein Wolf ist. Aber sie ist nicht die einzige. ©thunder2006