Kapitel 9

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Ich lag mit meinen Armen und Beinen auf Julian und zog meine Gliedmaßen wieder zu mir. Julian packte meinen Arm und hob mich auf seinen Bauch. Ich lachte ihn an und warf meine zerzausten Locken in sein Gesicht. Er strich sich meine braune Mähne aus seinem Gesicht und zog meinen Kopf zu sich runter. "Deine Oma kommt bestimmt wieder und kontrolliert uns." Er musste auch lachen und warf mich neben sich aufs Bett. Dann beugte er sich über mich, gab mir einen Kuss auf die Stirn und stand auf. Während er ins Bad ging räumte ich einen Rucksack ein und dann tauschten wir. "Was möchtest du essen?"fragte er mich und nahm den Rucksack. Ich hakte mich bei ihm ein und wir liefen die Treppe runter. "Ich mach uns Rührei."sagte ich zu Julian und kramte in den Schränken bis ich alles zusammen hatte. Julian beobachtete mich dabei und verbesserte mich"In die Eier müssen noch Salz und Pfeffer." Genervt rollte ich mit den Augen und beeilte mich. Julian gab mir zuerst eine kleine Portion und nahm sich dann den Rest. "Bekomme ich auch noch etwas ab?" Er lächelte und reichte mir noch etwas von seinem Teller. In seiner Nähe bekam man Futterneid, deswegen aß ich so schnell ich konnte. Diesmal war ich sogar schneller fertig aber das war kein Wunder bei seiner riesen Portion. "Wann wollen wir los?"fragte ich vorsichtig. Er aß seinen letzten Bissen, räumte die Sachen weg und  hob den Rucksack hoch. "Jetzt." Julian reichte mir seine Hand und ich umschloss sie fest. "Bleibst du bei mir?"fragte ich ihn bettelnd und erwartete schon das Nein. Zu meinem Glück antwortete er"Solang wie sie mich lassen." Zufrieden lehnte ich mich gegen ihn. "Komm wir müssen jetzt. Sonst kommen wie nicht rechtzeitig an." Ich klammerte mich fest an Julian. Wir kamen dadurch zwar langsamer an aber es beruhigte mich und ich fühle mich sicher. "Er wird nichts tun."versuchte mich Julian zu beruhigen aber ich hatte trotzdem meine Bedenken"Glaubst du wirklich?" Er strich mir mit seiner freien Hand durchs Haar"Natürlich du bist seine Tochter." Meine Hand klammerte sich fester um seine"Ich weiß nicht ob ich das machen will." Er beruhigte mich wieder"Keine Sorge ich bin bei dir." Seine Nähe tat gut aber ich hatte trotzdem Angst und wäre lieber wieder zurück. Ich überwand meine Angst indem ich an meine Mum dachte. Ich war fest davon überzeugt, dass sie dort war und ich sie finden würde. Es half mir, dass ich mir vorstellte sie zu treffen und mit ihr etwas zu unternehmen. "Ist dir auch warm genug in deinen dünnen Sachen?"erkundigte sich Julian. Ich lächelte ihn einfach nur an und schaute mich im Wald um. Alles schien wie ein eiskaltes, traumhaftschönes Wintermärchen. Es schneite sogar etwas und machte damit alles noch unwirklicher. Wenn ich darüber nachdachte, dann kam mir die ganze letzte Woche so surreal vor. Ein Zweig knackte hinter uns. Erschrocken fuhr ich herum und suchte die Gegend mit meinen Augen ab aber alles was ich überhaupt wahrnehmen konnte war der Geruch von Kaninchen. Ich zog Julian weiter"Jetzt ist nicht die richtige Zeit zum jagen." Er legte einen Arm um meine Hüfte und behauptete"Das hatte ich auch nicht vor." Ich spürte wie jemand näher kam und erkannte Ryan"Julian Ryan verfolgt uns immer noch."  Julian zog mich hinter einem Baum und wartete auf Ryan. Nach ein paar Minuten kam er an uns vorbei und blieb neben uns stehen"Ich kann euch riechen!" Wir kamen hinter dem Baum hervor und ich frage neugierig"Was machst du hier?" Er antwortete ruhig "Ich muss euch doch im Auge behalten." Ungläubig betrachtete ich ihn und achtete auf seine Reaktion"Okay ich möchte euch begleiten." Widerwillig akzeptierten Julian und ich das und gingen weiter. Ich schätze wir liefen an der Grenze entlang und wurden mit der Zeit immer schneller. "Wir kommen näher, oder?" Beide nickten gleichzeitig und liefen eng an mir. "Ihr müsst mich nicht beschützen. Wirklich nicht." Julian Griff wieder nach meiner Hand und sagte"Gleich werden die ersten Wachen kommen. Ich glaube dein Vater hat sie so gut es geht darauf trainiert gegen eure Fähigkeiten anzukommen." Super jetzt machte er mein Selbstvertrauen zu nichte. Aber er hatte wiedermal recht. Ich spürte mindestens vier Wölfe auf uns zukommen. Ich befreite meine Hand aus seiner und verwandelte mich. Die anderen machten es mir nach. Liam nahm meinen Rucksack und wir liefen weiter. Nach wenigen Minuten kamen auch schon die großen, stattlichen Wachen. Als sie mich sahen schauten sie sich kurz an und machten etwas ab. Einer der braunen Wölfe kam näher und sagte"Einer von euch bleibt hier aber sie kommt mit!" Automatisch ging Ryan ein paar Schritte nach hinten. Liam und ich folgten den anderen Wölfen die uns auf eine große Burg zuführten. Es stimmte was Liam gesagt hatte, ich konnte kaum in ihr Gedächtnis eindringen und alles was ich sehen konnte war was sie jetzt sahen. Neugierig betrachtete ich die große, steinerne Burg. Sie bestand aus vier Türmen die eine Art Innenhof bildeten, der bestimmt riesig sein musste. Als wir die Burg betraten bestätigte sich mein Verdacht. Alles hier war echt eindrucksvoll. Über dem Eingangstor hing ein Wappen mit grünem Hintergrund und was sonst als einem Wolfsrudel. Die Wachen führten uns herein. Die Wände drinnen waren wie die Burg draußen hellgrau. Eine große Eichenholztür war in der Mitte des Flures. Die Wachen öffneten sie und wir traten in einem Raum mit einem riesigen Tisch. Überall um ihm herum waren Stühle. Er war bestimmt fünfzehn Meter lang und aus einem sehr dunklen Holz. Ich ließ meinen Blick bis zu seinem Ende schweifen. Eine Treppe führte zu einem Thron auf dem ein grauer, alter Wolf saß. Es war eindeutig, dass das mein Vater sein musste. Er regte sich nicht als er mich sah. Er ließ einfach nur seine Wachen uns zu ihm bringen. Er hielt es nicht einmal nötig aufzustehen sondern fragte"Wollt ihr zum Essen bleiben?" Ich nickte und hoffe darauf, dass meine Mum auch kam. "Setzt euch."bat uns mein Vater. Liam war sich nicht sicher ob wir uns verwandeln sollten aber ich nahm ihm die Entscheidung ab und auch den Rucksack mit dem ich mich weit vorne an den Tisch setzte. Julian setzte sich neben mich und suchte meine Hand. "Mit mir ist alles ok. Keine Sorge." beruhigte ich ihn und wartete auf meinen Vater. Er kam zu uns ans Ende der Tafel und ließ sie eindecken. Dann verwandelte er sich in einen Menschen. Er sah alt aus ich schätze Mitte fünfzig und mitgenommen. In einem monotonen Klang fragte er"Seid ihr hier um mich auszuspionieren, deine Kräfte an mir zu testen oder für meine Hilfe gehen das andere Rudel?" Ich hatte keine Ahnung was ich darauf antworten sollte. Dachte er so über seine Tochter? Anscheinend schon, empört antwortete ich"Nein, natürlich nicht! Es ist wegen meiner Mum." Er zog eine Augenbraue hoch und sagte"Wenn du hier eine Nacht bleibst, dann können wir mal schauen." Julian war natürlich nicht sehr begeistert aber ich stimmte zu. Das Essen wurde gebracht aber ich hatte keinen Appetit mehr als ich es sah. Dieses viele Fleisch und es sah alles roh aus. Ich wollte nicht unhöflich sein und Zwang so viel es geht in mich hinein. Die Hälfte war schon von meinem Teller verschwunden aber den Rest bekam ich nicht mehr in mich hinein und fragte Julian"Möchtest du meinen Rest?" Er nickte und begann das restliche Fleisch zu essen. Ich freute mich und beobachtete meinen Vater. Er war schon fertig und gab ein paar von seinen Leuten Anweisungen. Als Julian fertig war brachten irgendwelche Leute die Teller weg und ließen uns allein. "Wie heißt du?"fragte mich mein Vater. "Lucy."antwortete ich knapp. Er lächelte mich an und wiederholte meinen Namen" Lucy..." Er betrachtete mich genau und sagte"Soll ich euch rum führen? " Ich willigte ein und wir folgten ihm durch die Flure. Alles war so groß und eindrucksvoll. Ich mochte die ganzen Verzierungen und Kunstwerke. Aber ich konnte mir nicht erklären wo sie das alles her hatten. Wir gingen immer tiefer ins Schloß und irgendwann bekam ich das Gefühl, dass die Wände auf uns zu kamen. Ich käme hier nie allein raus sooft sind wir abgebogen. Er erklärte uns manchmal wo was war aber die meiste Zeit blieb er stumm was mich verunsicherte. Julian und ich liefen hinter ihm deshalb konnte er meine Hand nehmen ohne, dass der König sah das ich ihn mochte.  So etwas war immer gefährlich, denn das könnte er gegen mich verwenden. Er blieb stehen augenblicklich ließ Julian meine Hand los und beobachtete den König. Er sagte"In dem Zimmer bist du geboren." Ich wollte ihm nicht glauben aber er öffnete es und sehr schwach bekam ich ein heimliches Gefühl. Wir gingen in das Zimmer es war dunkel, weil die Vorhängen zu waren. Ich nahm jeden Eindruck auf. Aber mich irritierte das Bett es sah aus als ob Jahrelang niemand mehr darauf geschlafen hat und so roch es in dem Zimmer auch. Eine Spur Parfüm aber sonst ab gestanden und nicht gelüftet. Julian roch das auch nur der König nicht. Als wir ihm durch die Gänge gefolgt waren hatte ich beschlossen in nicht Vater zu nennen, denn das war er nicht. Ein Vater hätte nicht seine Kinder mit Mutter weggeschickt nur weil er etwas erzählt bekommt. Er spürte die Feindseligkeit aber es war ihm anscheinend egal. Wir gingen wieder auf den Flur. Draußen dämmerte es schon. Ich hatte nicht mitbekommen das es schon so spät war. Es fühlte sich an als wären wir nur ein zwei Stunden dort gewesen und nicht den ganzen Tag. "Es ist Abend ich schätze du willst auch zu Bett nur leider haben wir keinen Platz für deinen Begleiter. Er kann dich morgen abholen natürlich nachdem du deine Mutter gesehen hast." Ich freute mich über seine Worte nur Julian nicht. Er zog mich etwas weg vom König und flüsterte"Das ist eine Falle. Er wird sie dir nicht zeigen." Ich konterte leise"Ich kann sie auch allein finden und dann bringe ich sie mit." Er war nicht einverstanden aber ich hatte meinen eigenen Kopf. Ich brachte ihn noch mit zum Tor und drückte ihn ganz kurz. "Bis morgen."flüsterte ich ihm zu. Er verschwand und der König brachte mich in ein Zimmer. "Wenn du etwas brauchst dann rufe einfach in den Flur."sagte der König zufrieden. Ich zog mich um und ging ans Fenster. Draußen sah ich den See aus meinem Traum oder wie auch immer ich das nennen sollte. Ich wollte überprüfen ob meine Mum wieder dort war. Ich konzentrierte mich auf sie und sah den See. Ich hoffte das sie jeden Abend dort war so wäre es einfacher für mich sie zu finden. Ich schloss die Gardinen wieder und bemerkte dieses Luxuszimmer. Als war in rot und gold und sah edel aus. Am meisten gefiel mir das Himmelbett von so etwas hatte ich schon immer geträumt. Es war hier schön und vertraut auch wenn ich hier kaum gewesen war. Ich mochte es und fühle mich wie zu Hause. Dennoch wollte ich meine Mutter finden und dann schnell mit ihr in mein richtiges zu Hause. Draußen war es finster und ich konnte die Sterne beobachten. Auf dem Bett lag ein Nachthemd ich zog es an und ging wieder an Fenster. Mir fielen ein paar mal die Augen zu also legte ich mich ins Bett und hoffe alles hier schnell hinter mich bringen zu können.

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