Mir war immer noch so unglaublich heiß. Doch ich hatte keine nassen Klamotten mehr an. Um meine Waden und auf meiner Stirn lag etwas Nasses. Unter großer Anstrengung schaffte ich es meine Augen zu öffnen und mich im Zimmer umzusehen. Mehrere Zofen wuselten um mich herum und eine wechselte gerade den kalten Lappen auf meiner Stirn. Andrick saß auf dem Stuhl nah an meinem Bett und atmete erleichtert auf als er meine offenen Augen sah"Gott sei Dank, du bist wach." Er stand auf und hockte sich neben mich. Mit einem Lächeln versuchte ich ihn zu beruhigen aber auch das war so anstrengend. Ich war zu betäubt, um meine Umgebung richtig wahrzunehmen. Darüber nachzudenken war auch zu anstrengend und ich wollte meine Augen wieder schließen. Doch Andrick hielt mich davon ab und half mir mich aufzusetzen"Bevor du wieder einschläfst, solltest du die Suppe essen." Mit aller Kraft die ich hatte schaffte ich es ihn zu fragen"Wieso? Ist da etwas Magisches drin?" Er wirkte erst etwas verwirrt aber dann nickte er zustimmend"Ja, du hast recht. In der Suppe befinden sich magische Kräuter die dich schnell wieder gesund machen. Du musst nur fest daran glauben." Er nahm der Zofe den Teller ab und begann mich zu füttern. Es dauerte sehr lang und ich bekam nicht alles mit. Irgendwann war der Suppenteller jedoch leer und ich sank langsam in eine waagerechte Position in der ich einschlief.
Als ich das nächste mal aufwachte, war es durch Caras aufgebrachte Stimme"Was hast du dir dabei nur gedacht? Du weißt wie gefährlich so etwas ist!" Träge öffnete ich meine Augen und sah in ihr aufgebrachtes und besorgtes Gesicht. Andrick kam hinter ihr durch die Tür und lächelte mich entschuldigend an"Ich konnte sie nicht davon abhalten zu dir zu kommen." Natürlich nicht. Das konnte niemand, sobald sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Ihre Hände suchten meine und sie flüsterte"Eigentlich weiß ich schon was du dir dabei gedacht hast..." Ihre Augen spiegelten meinen Schmerz wider und ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht schon wieder zu weinen. Leise fügte sie hinzu"Aber es war nicht so wie du denkst...Sandra spielt nur mit dir. Julian hat sie verwirrt von sich weggestoßen fast noch bevor du die Klasse komplett verlassen hattest. Ich wollte es dir sagen doch du hast mir keine Gelegenheit dazu gegeben." Mein Herz wurde leichter, selbst wenn ich noch nicht wusste, ob ich das alles glauben konnte. Es freute mich einfach das zu hören. Lächelnd setzte ich mich auf und suchte den Raum nach Ryan ab. Aber außer uns war nur noch Andrick im Raum der Cara misstrauisch beobachtete. Er versuchte es nicht einmal zu verstecken als ich ihn ansah. Dann kam er auch zu meinem Bett und meinte kühl"Lucy, sollte sich jetzt weiter ausruhen. Sie hat immer noch etwas Fieber." Cara hatte dieses gefährliche Funkeln in ihren Augen und stellte sich ihm ohne das kleinste bisschen Furcht oder ansatzweise Respekt entgegen"Ja, und dank mir wird sie jetzt schneller gesund. Wenn dich das stört, kannst du dich gerne bei ihr ausheulen. Ich denke nur nicht, dass sie ein Problem mit meiner Anwesenheit hat." Die angespannte Atmosphäre zwischen den beiden war nicht gerade angenehm und keiner von beiden würde auch nur das kleinste bisschen nachgeben. Also mischte ich mich durch ein kurzes Räuspern ein"Cara hat das Recht zu kommen und gehen wann sie will außer ich sage etwas anderes. Und sie stört mich ja nicht. Zudem habe ich schon genug geschlafen. Etwas Gesellschaft tut mir gut." Sie lächelte triumphierend und setzte sich auf meine Bettkante. Andrick verließ enttäuscht den Raum und schloss die mittlerweile reparierte Tür hinter sich. Cara warf mir einen fragenden Blick zu"Was hat der denn das er sich zu aufspielen muss." Sie hatte doch kaum anders reagiert"Er will einfach das beste für mich und ihr habt lediglich verschiedene Ansichten darüber." Sie rollte mit den Augen und musste anfangen zu grinsen, weil sie wusste, dass ich recht hatte.
Wir schwiegen eine Weile bis sie versuchte ein neutrales Thema anzufangen"Soll ich dir eigentlich die Hausaufgaben mitbringen?" Mein Blick sagte eigentlich genug und dennoch antwortete ich"Glaubst du momentan interessieren mich unsere Hausaufgaben? In nächster Zeit gibt es viel Wichtigeres." Ihre blauen Augen richteten sich nach unten bis sie plötzlich eine Idee zu haben schien"Dann schleichen wir uns weg und für den Notfall bin ich ja noch da." Das war immer ihre Taktik für gute Laune aber heute hatte ich nicht die Kraft dazu"Nein, lieber nicht. Ich verkrieche mich einfach hier in diesem fremden Zimmer." Sie legte ihren Arm um mich und sagte etwas streng"Das tut dir nicht gut. Du solltest dich etwas ablenken." Das tut mir nicht gut?! Was ist denn in letzter Zeit gut für mich?! Ihre Aussage regte mich plötzlich auf und ich meinte gereizt"Wie soll ich mich bitte von all dem ablenken? Ich habe so gut wie nichts mehr!" Langsam bahnten sich erste Tränen den Weg auf meine Wangen und Cara nahm mich in den Arm. Sie strich mir behutsam über den Rücken und versuchte mich irgendwie zu trösten"Hey, alles wird gut. Beruhige dich." Ich schniefte und erwiderte"Nichts wird wieder gut. Ich musste mein Zuhause verlassen, weil ich ein Wolf bin. Ein verdammter Wolf! Ich habe erfahren, dass ich eine Zwillingsschwester habe und die will mich umbringen. Mein Vater ist tot und ich muss seinen Platz als König einnehmen, weil meine Schwester sonst alles in Chaos stürzt. Tommy ist auch nicht da und von Julian will ich gar nicht erst reden. Ich habe einfach niemanden. Du kannst immerhin nicht ständig bei mir sein. Irgendwo musst du ja auch Zeit für Ryan und dich selbst haben." Meine Hände krallten sich in ihre Schulter und ich versuchte mich krampfhaft zusammen zu reißen. Behutsam strich sie mir über den Rücken bis ich mich etwas beruhigt hatte. Dann drückte sie mich weg von sich und sah mir fest in die Augen"Einen Vorschlag, ich gehe jetzt Tommy holen und du suchst nach deiner Mutter?" Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Das war ein wirklich großartiger Vorschlag, um mich abzulenken. Mit Tränen im Gesicht lächelte ich sie an und nickte"Okay, danke." Sie wirkte um einiges erleichtert und drückte mich fest"Dafür bin ich da." Dann stand sie auf und lief zu Tür. Bevor sie den Raum ganz verlassen hatte drehte sie sich noch einmal zu mir um"Du schaffst das." Dann war sie verschwunden und ließ mich allein auf meinem Bett zurück. Allein der Gedanke Tommy endlich wieder zu sehen, zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Zu aller erst musste ich mich fertig machen. So verheult konnte ich meiner Mum nicht unter die Augen treten. Also stand ich auf und machte mich im Badezimmer fertig.
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Wolfsleben
WerewolfEs geht um Lucy. Sie ist 15 und lebt fast allein seit ihre Mutter sie verlassen hat. Ihren Vater hat sie nie gekannt und sie muss entdecken das sie ein Wolf ist. Aber sie ist nicht die einzige. ©thunder2006