Epilog

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Epilog

Ich lag in demselben Bett, in welchem ich nun schon seit Wochen jede Nacht verbrachte. Müde sah ich an die Decke, die mit kleinen Malereien versehen war, und fühlte die toten Augen der Menschen auf den Gemälden an den Wänden auf mir. Ich spürte, wie sich ihr Atem gleichmäßig hob und senkte, während ich sie im Arm hielt und nachdachte.

Als wir noch kleine Kinder gewesen waren, hatte ich sie so auch oft im Arm gehalten. Solange, bis sie eingeschlafen war, doch heute fühlte es sich anders an. Seltsam, falsch. Vor allem falsch.

Auf ihren geröteten Wangen glitzerten Spuren von Tränen. Sie hatten ihre Wangen solange befeuchtet, bis sie eingeschlafen war. Einige ihrer blonden Haare hingen an ihren Lippen und an ihrer Stirn, die restlichen hatten sich um ihren blassen Kopf ausgebreitet. Ihre linke Hand war an meinen Arm festgeklammert, ansonsten hätte ich mich schon längst von ihr losgemacht und weggedreht.

Wann war alles nur so schwierig geworden?

Ich seufzte tief, und dachte an ihre wunderschönen grünen Augen und die dunklen Wimpern, die jene umhüllten. Ich sehnte mich nach ihr, nicht nach Julietta.

Zu glauben, sie wäre tot, war schrecklich gewesen. Auch das hatte sich falsch angefühlt. Falsch, und unwirklich. Trotzdem war ich jeden Tag an ihr Grab gekommen, hatte jeden Tag eine oder auch selten zwei frische Blumen gebracht.

Alles war so schnell verlaufen, plötzlich war sie nicht mehr da und es hieße, sie sei tot.

Ich hatte mir manchmal, als kleiner Junge, vorgestellt, wie es wäre einmal ein König zu sein. Natürlich hatte ich damals fest daran geglaubt, dass es einfach schier unmöglich sei, doch die Vorstellung war so verlockend gewesen: Herrscher eines Landes, einer Nation.

Und auch später hatte ich es mir noch einige Male vorgestellt. In einiger meiner Kinderfantasien war sogar Julietta erschienen, doch niemals war sie meine Königin gewesen. Dieser Platz war immer für jemanden Besonderes aufgehoben gewesen.

Als die Wache mich in dieser einen Nacht zu ihr geführt hatte, hatte mein Herz ausgesetzt. Ich hatte nicht glauben können, dass sie es wirklich war, halbtot, und doch noch halb am Leben. Die ganze Zeit war sie so nah bei mir gewesen, und ich hätte es beinahe niemals erfahren, wenn sie dort unten nun wirklich gestorben wäre.

Was war nur geschehen?

Und als ich nun die Augen schloss, stellte ich mir nicht zum ersten Mal vor, dass statt Julietta, Rebcca hier neben mir, in meinen Armen, lag.

RebeccaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt