Ich blicke verbittert weg und nehme vorsichtig einen Schluck aus meinem Becher. Es schmeckt nicht schlecht. Ich nehme noch einen Schluck und noch Einen und noch Einen und... noch Einen. Es beruhigt irgendwie. Als ein langsameres Lied spielt („ceilings" - Lizzy McAlpine), fragt Peter: „Wollen wir tanzen?" Ich blicke erstaunt auf und will schon antworten, doch Nina fällt mir ins Wort. „Ja klar, gerne!" Ach so. Das war nicht an mich gerichtet. Was hab ich mir eigentlich gedacht, nachdem die zwei die letzte halbe Stunde durchgehend geredet haben?
Ich sehe die zwei lachend auf die Tanzfläche rennen und spüre, wie sich eine Knoten in meinem Magen formt. Tränen steigen mir in die Augen und ich versuche sie zurück zu halten. Was ist denn los mit mir? Wieso musste ich mich denn immer in demjenigen verlieben, den meine Schwester schon easy um den Finger gewickelt hatte? Zum Beispiel, letztes Jahr, als ich 13 war und sie so alt wie ich jetzt, war total in jemanden, der ein Jahr älter war als ich, verliebt. Naja, nicht ganz verliebt. Als ihn dann Nina nach Hause gebracht hat und gesagt hat, dass dies ihr Freund wäre, hatte ich mich nicht groß gewundert und ihn losgelassen. Wieso konnte ich das nicht bei Peter? Na gut, ihn kenne ich besser aber... nichts aber, Flo.
Als ich wieder zu den zwei Turteltäubchen blicke, tanzen sie schon sehr eng zusammen. Peters Hand liegt auf Ninas Hüfte und die andere in ihrer Hand. Der Kopf meiner Schwester ruht auf seiner Schulter und sie lässt sich mit geschlossenen Augen führen. Ich lasse mich auf den Boden sinken und lehne mich an der Wand an und gucke in mein fast leeres Getränk. Ich nahm den letzten Schluck und bemerke, wie sich Bob neben mich setzt. „Was ist denn los, du bist heute so ruhig?", fragt er. „Ähm, nichts ist los.", antworte ich schnell. Er folgt meinem Blick auf die Tanzfläche und nickt mit zusammengepressten Lippen. „Ah, verstehe. Du magst Peter." „Was? Ich? Neinnn.", antworte ich überrascht. „Doch, du bist eifersüchtig auf deine Schwester und hättest gerne, dass du an ihrer Stelle stündest." Er hatte so Recht. Alles war wahr, was er eben gesagt hatte.
„Willst du mit mir tanzen?" Vor Erstaunen pruste ich mein Getränk aus. „Bitte?", versichere ich mich. „Ähm, ich hab gefragt, ob du mit mir tanzen willst. Vielleicht kannst du ihn da ja neidisch machen.", sagte er nun verlegener als zuvor. „Ach so, ja okay! Und tut mir leid, ich wollte dich gerade nicht beleidigen oder so was." „Nein, alles gut.", meint er leise. „Wo ist eigentlich Justus?", frage ich, bevor er meine Hand nehmen kann. „Der ist vor paar Minuten nach oben ins Zimmer gegangen. Zu besoffen.", antwortet Bob während er mich hochzieht und mich hinter ihm herschleift. Bob ist zwar nicht ganz so groß wie Peter, aber mit seinen 1,75 immer noch stolze 5 cm größer als ich. Er hat eine leicht verschwitzte Hand und einen festen Blick auf dem Gesicht. Der war sich ja sicher, dass er Peter eifersüchtig machen konnte. Ich glaube eher nicht daran, aber einen Versuch ist es Wert.
Auf der Tanzfläche setzt er seine rechte Hand auf meine Hüfte und nimmt meine Rechte in die andere Hand. Das nächste langsame Lied spielt an („Cinnamon Girl" - Lana Del Rey) und langsam tanzen wir los. Immer wieder werfe ich einen Blick über Bobs Schulter zu Peter und meiner Schwester. Sie tanzen immer noch verliebt. Was soll das? Wie konnte er Nina denn nach einem Nachmittag schon so viel mehr mögen als mich nach einem Monat?! Was ist denn falsch mit mir? Tränen kommen mir hoch und um sie zu vertuschen, verstecke ich meinen Kopf indem ich ihn auf Bobs Schulter lege. Dieser zuckt kurz doch dann führt er mich weiter im Tanz. Am Ende des Liedes umarme ich ihn kurz doch renne dann aus der Halle, weil ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Ich setze mich in eine Ecke in den Flur und lasse ihnen freien Lauf. Und während ich da so rumschluchze, merke ich nicht, wie sich eine Person neben mich setzt. „Was ist denn los, kleine Schwester?"
Wieso genau sie? Checkte sie denn gar nichts? „Nichts ist los.", meine ich weinend. Das kam anscheinend nicht so glaubenswürdig rüber, weil sie weiter nachhakt: „Hat Bob dich gekorbt? Ihr saht doch so süß zusammen aus." Ob BOB mich gekorbt hatte?! Ich wische mir die Tränen weg und zische sie an: „Geh einfach weg!" Als ich sie beim Weggehen beobachte, sehe ich, wie Bob um die Ecke lugt. Er setzt sich nun neben mich, doch ich drehe mich weg. „Wieso bist du gegangen?", fragt er indem er vorsichtig meinen Kopf zu ihm dreht. Ich zucke kurz. „Ich weiß es doch nicht. Irgendwas liegt mir an Peter und ich weiß nicht was. Er behandelt mich ja nicht mal so, dass ich mich richtig wohl bei ihm fühle. Wieso muss es denn genau er sein?", frage ich schluchzend. Bob überlegt kurz und meint dann, dass ich eine Abwechslung bräuchte. „Wie meinst du d-", fange ich an, doch werde unterbrochen, indem er mich kurz küsst. Ein kurzes Kribbeln beginnt in meinem Bauch, aber auch nur, weil ich mir gerade vorstelle, dass der, den ich gerade geküsst hatte, Peter war. Ich ziehe meinen Kopf aus seiner Hand und setze mich ein bisschen zurück. Verwirrt schaue ich ihn an. Ich stehe schnell auf, schaue noch einmal zu dem verunsichterten Bob zurück und gehe dann mit großen Schritten davon. Ich biege in den nächsten Flur ab und gehe in den ersten Raum.
Ich schaue mich erst gar nicht im Zimmer um und drehe mich gleich nach rechts zu dem Waschbecken und blicke mich im Spiegel an. Ich wische meine verschmierte Maskara weg. Was war denn das? Überfordert von meinen Gefühlen breche ich in ein lautes Schluchzen und gleite auf den Boden. Mein Kopf fällt in meine Hände und diese verkrampfen sich in meinen Haaren. Ich will ihn nicht verletzen. Aber ich kann ihn auch nicht anlügen und sagen, dass ich ihn mehr als nur einen Freund mag. Darüber hatte ich mit ihm noch nichtmal nachgedacht. Eigentlich hatte ich gar nichts mehr um mich herum wahrgenommen als nur die ganze Zeit Peter, Peter, Peter. Irgendwie war das auch ungesund. Da fiel es mir blitzartig ein. Die ganzen Anspielungen und Anzeichen, die mir Bob die letzten Wochen gegeben hatte. Ich hatte einfach einen zu krassen Tunnelblick.
Gerade als ich mich umdrehen wollte, merke ich, dass ich nicht allein in dem Raum war.
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Die drei ??? und die dunkle Gestalt | ✔︎
Romance𝐁𝐞𝐬𝐜𝐡𝐫𝐞𝐢𝐛𝐮𝐧𝐠: Florence, 14 Jahre alt, hat ein schlechtes Zeugnis bekommen. Ihren Eltern gefällt das nicht sehr und deshalb senden sie sie über die Sommerferien nach Rumänien, sodass sie nicht wieder ihre Ferien für sinnloses Zeug verschw...