4. Sonne

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Am nächsten Morgen strahlte wie prophezeit die Sonne vom Himmel. Marie hatte den Wecker gestellt, doch Minuten vorher war Nele schon dabei, sie zu beschnüffeln. Sie wollte raus. Doch als Marie die Augen öffnete, schnüffelte sie ebenfalls und sprang hastig aus dem Bett. Sie rannte in die Küche, wo sie Paddy sah, der rußverschmiert versuchte, die Küchenhexe zu befeuern. Die Küche stank fürchterlich nach Qualm und sie riss zunächst die Fenster auf.

„Was machst du denn schon hier?", rief sie entsetzt.

„Ich wollte Frühstück machen und du hast gesagt, du würdest früh aufstehen und dich um Hof und Tiere kümmern. Ich dachte, du brauchst vielleicht Hilfe." „Ich komme gut zurecht, danke. Aber das mit dem Frühstück ist niedlich." Sie drehte das Radio an und füllte den Filter der Kaffeemaschine und schaltete diese an.

Paddy stand neben ihr und betrachtete erneut ihre weiterhin entblößten Beine.

„Hey!"

Er wirkte ertappt und sah weg. „Sorry." Doch auch nach einem kurzen Räuspern, verschwand das Grinsen nicht von seinen Lippen.

Aber Marie sah nur staunend auf die Ofenklappe der Hexe. „Wie hast du das nur hinbekommen? Hier könntest du Heringe räuchern!"

„Ne!", widersprach Paddy und sie lenkte ein. „Okay, nicht ganz. Aber warte, hier wird gleich ein richtig nettes Feuer brennen!" Tatsächlich hatte sie ihm Handumdrehen Paddys Fehler wieder ausgebügelt.

„Wie ist das mit Tisch decken?" „Wenn du willst, gerne. Sieh dich einfach um. Ich geh mir mal was anziehen..."

Marie ging ins Bad, um Zähne zu putzen und kehrte kurz darauf mit einer Hose, einem Pferdeschwanz und einem strahlenden Lächeln zurück.

„What the fu...!", rief Paddy plötzlich, als er sich zur Terrassentür umdrehte. „Der Schnee reicht bis zum zweiten Stock und geht mir bis zum Hals!", stellte er entsetzt und beeindruckt zugleich fest.

Marie lachte. „Jain. Das Haus wurde in den Hügel hineingebaut. Daher ist hier direkt die Terrasse unter dem Schnee. Es ist viel Schnee, aber nicht so viel, wie du meinst."

Erleichtert lachte Paddy auf. „Dann ist ja gut." Er drehte sich wieder um und stellte den Kaffee auf den Tisch. „Ich hab Brötchen im Froster gefunden und welche in den Ofen gelegt." „Perfekt!", lobte sie ihn und band sich einen Schal um.

„Was hast du vor?" „Die Pferde füttern." Schon war sie auch auch in Mantel und und Stiefel geschlüpft.

„Warte 5 Minuten, dann komme ich mit", bat er und räumte den Inhalt des Kühlschranks auf den Tisch.

„Wozu? Ich schaff das, es ist meine Morgenroutine zu den Pferden zu gehen, auch wenn sie normal nicht im Stall stehen." „Aber ich möchte die Tiere sehen. Natürlich nur, wenn das für dich okay ist." „Ja, sicher, wieso nicht."

Er zuckte mit den Schultern. „Es kann ja sein, dass du einfach deine Ruhe haben willst. Ich mach mich auch bald auf den Weg, um dir nicht unnötig zur Last zu fallen." Er holte die Brötchen aus dem Ofen und ließ sie mit spitzen Fingern in einen kleinen Korb fallen.

Eigentlich fiel er ihr gar nicht zur Last. Sie mochte seine Anwesenheit, seine Art. Das waren auf jeden Fall schon genug Argumente, um lieber mit ihm Weihnachten zu verbringen als alleine.

Als sie kurz darauf die Haustür öffneten waren die Schneemassen noch gigantischer, als es von oben gewirkt hatte. Wortlos griff er zu den Schiebern und reichte ihr einen davon.

„Dann man los oder wie sagtest du heute Nacht", gab er das Startsignal und auch Nele stand schon in den Startlöchern.

„Awesome! Was für ein Wetter! Und wie schön du hier lebst!", staunte er, während er auf halbem Weg Pause machte.

Pappeln im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt