„Wolltest du nicht raus?", fragte er grinsend, nachdem er bemerkt hatte, wie ihr Körper auf ihn reagierte.
„Ja. Dann halt Abstand, verdammt!" „Entschuldige bitte." Paddy schmunzelte weiterhin und das Lächeln in seinem Gesicht war schier unwiderstehlich.
„Sieh mich nicht so an!" „Ich dachte, du magst das." „Dann sieh mich einfach jetzt nicht so an. Später."
Paddys Mundwinkel zuckten. „Okay. Das klingt nach einem Deal!"
„Lass uns zusammen abräumen und Klarschiff machen", schlug Marie vor und es dauerte nicht lange, bis sie abmarschbereit waren.
Nele stand bereits unten vor der Tür und wedelte ungeduldig mit dem Schwanz. Als beide in ihre Winterkleidung geschlüpft waren, ging Marie zum Spiegel im Flur und öffnete die quietschende Schublade der Holzkommode darunter. Kommentarlos entnahm sie drei klassische rote Grabkerzen, wie Paddy sogleich erkannte, und steckte noch ein danebenliegendes Sturmfeuerzeug ein.
Gespannt folgte er ihr hinaus in den Sturm. Er zog seinen Schal bis über die Nase und war wieder einmal dankbar, dass er nicht bei diesen Wetterverhältnissen versucht hatte, im Auto auszuharren, sondern stattdessen Marie kennengelernt hatte. Fröhlich lief Nele neben ihm her. Heute schien ihr das Wetter nicht so viel auszumachen.
Im Stall war alles in Ordnung und Marie verschloss alles sicher, bevor sie Paddy an die Hand nahm und ohne Erklärung hinter sich herzog. Sie kämpften sich links am Haus entlang durch den Schnee, bis sie vor einer gigantischen Pappel stehen blieben, deren Ausmaße man im Schneetreiben und der Dunkelheit nur erahnen konnte. Aber Paddy hatte sie tagsüber schon bewundert. Sie stach sogar unter den anderen riesigen Bäumen heraus. Am Fuß des Stammes lagen drei Findlinge, jeder etwas größer als ein Medizinball. Vor jedem stellte sie eine Kerze auf und zündete sie an.
Paddy wusste nicht, was es zu bedeuten hatte, doch er griff nach ihrer Hand, die angenehm warm war, auch wenn sie keine Handschuhe trug.
„Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?", fragte sie nach ein paar Minuten und erstaunt sah er sie an. „Ja, natürlich."
„Dies ist der ‚Baum der Ältesten', wie mein Vater ihn immer nannte." Sie räusperte sich, aber durch den Wind konnte man es nicht hören. „Meine Großeltern haben diesen Hof damals aufgebaut. Am Tag, als sie hier eingezogen sind, haben sie diesen Baum gepflanzt. Später haben sie für jedes Kind und jedes Enkelkind, das geboren wurde, eine weitere Pappel gepflanzt. Aber diese war die erste. Pappeln waren die Lieblingsbäume meines Opas."
Dann blickte Marie kurz zu Paddy. „Wir haben sie hier begraben."
„Was?!" Er sah sie an, als sei sie eine Psychopathin.
„Sie sind eingeäschert worden und die Urnen liegen hier." Sie zeigte auf den ersten Stein.
„Dort liegen meine Eltern." Sie deutete erst auf den zweiten und schließlich auf den dritten Stein. „Und hier mein Bruder."
Ungläubig schüttelte Paddy den Kopf. „Aber das darf man in Deutschland doch gar nicht! Wir haben bei meinem Vater versucht, ihn auf einem Privatgrundstück beerdigen zu lassen. Joey hatte einen schönen Platz bei sich auserkoren, damit wir verhindern könnten, dass sein Grab zu einer Art Pilgerstätte oder so wird, aber es wurde abgeschmettert und so haben wir ihn nach Irland überführt."
Maries Augen waren auf die flackernden Flammen der Kerzen gerichtet. „Ja, du hast recht. Aber manchmal ist Vitamin B mehr wert als ein Promibonus. Mein Großonkel war Bestatter, ebenso wie sein Sohn, mein Onkel. Offiziell sind es alles Seebestattungen." „Krass." „Ja. Aber irgendwie ist es schön, dass sie zu Hause bleiben konnten. Hier, wo sie all das aufgebaut haben." „Und zu Weihnachten wolltest du noch zu ihnen...", stellte Paddy laut fest und Marie nickte bedächtig. „Aber nicht weil Weihnachten ist. Oder nicht nur. Mein Bruder ist heute vor acht Jahren gestorben." „Oh. Darf ich fragen, was passiert ist?"
„Es war gegen am frühen Abend, gegen 17Uhr oder so, wir warteten mit dem Weihnachtsessen auf sie, als der Wirt vom Kroog anrief, weil meine Mutter wieder zu viel getrunken hatte und nicht mehr alleine nach Hause fahren konnte. Er wollte wissen, ob er ein Taxi rufen sollte oder wir sie abholen. Mein Bruder stieg ins Auto, um sie nach Hause zu holen. Er kam nie dort an. In einer Senke zwischen zwei Wäldern war die Straße spiegelglatt. Er verlor die Kontrolle und das Auto ist gegen einen Baum geschleudert."
„Oh scheiße."
Marie nickte. „Meine Mutter hatte vorher schon ein Alkoholproblem und so hat sich mein großer Bruder meist um mich gekümmert. Hat mich nach der Schule betreut und mit mir Hausaufgaben gemacht. Früher hat er auch dafür gesorgt, dass etwas zu essen auf den Tisch kam. Meine Großeltern waren schon länger gestorben und mein Vater hat sehr viel gearbeitet, um das alles hier zu bezahlen. Irgendwann hatte er viel Erfolg mit der Pferdezucht und hat seinen eigentlichen Beruf an den Nagel gehängt. Ab da hat er auch mehr zu Hause übernommen. Meine Mutter war leider praktisch täglich betrunken und - ja, es klingt gemein, aber so war es nunmal - versank in Selbstmitleid. Ich liebe sie und sie fehlt mir, aber der Alkohol hat sie so verändert. Wenn sie mal nüchtern war, war sie der liebste Mensch der Welt. Ich weiß, dass sie mich liebte, aber sie konnte es nicht zeigen. Alkoholismus ist eine beschissene Krankheit." „Ja, ich weiß." „Nach Lasses Unfall kam sie gar nicht mehr klar. Schon vorher empfand sie sich als vom Leben benachteiligt, doch danach machte sie sich nur noch Vorwürfe, dass es ihre Schuld sei. Wäre sie in der Lage gewesen, noch zu fahren, wäre Lasse noch am Leben. Nein, sie war nie bereit, eine Therapie zu machen. Weder wegen des Alkohols noch wegen der Psyche. Auf solche Vorschläge, egal wie vorsichtig formuliert, hat sie immer sehr aggressiv reagiert."
Paddy stand neben ihr und sah sie an, während er zuhörte. „Wenige Jahre später hatte sie einen Unfall. An der gleichen Stelle, stark alkoholisiert. Zufall? Es gab keinen Abschiedsbrief, keinen Hinweis und doch sind wir uns sicher gewesen, dass das kein Unfall gewesen war. Es gab keine Bremsspuren."
Paddy stellte sich hinter sie und umschloss sie mit beiden Armen. Er musste nichts sagen, es tat auch so gut, sehr gut. Und sie legte ihre Hände auf seine. Wie konnte sich jemand, den sie erst so kurz kannte, so vertraut und nah anfühlen?
„Mein Vater ist dieses Jahr gestorben. Ein Schlaganfall. Ich kam von einem Konzert zurück. Ich war das ganze Wochenende unterwegs. Als ich zurückkam, hörte ich schon beim Aussteigen aus dem Auto, dass sich die Pferde wie verrückt benahmen und auch Nele winselte erbärmlich. Ich fand ihn dann neben seinem Schreibtisch. Mit ihrem Kopf auf seiner Brust hatte Nele an seiner Seite ausgeharrt. Neben ihm lag das Telefonbuch und das tragbare Telefon. Ich dachte, mir zieht jemand den Boden unter den Füßen weg."
Paddys Griff festigte sich noch mehr. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr. „Du bist nicht alleine." „Doch, das bin ich, aber ich komme klar. Irgendwie. Ich meine, das muss ich doch. Ich hab ohnehin keine andere Wahl. Die Tiere brauchen mich und ich muss sehen, dass der Baum der Ältesten in der Familie bleibt. Immerhin habe ich keine Geldsorgen. Aber Geld alleine macht nicht glücklich."
Paddy schnaubte. „Ich weiß."
Obwohl ihre Stimme stabil geklungen hatte, liefen unaufhörlich Tränen über ihre Wangen. Gelegentlich schniefte sie.
„Wollen wir mal reingehen?", fragte Paddy vorsichtig und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ja. Allmählich bin ich reichlich durchgefroren."
Er griff nach ihrer Hand und sie marschierten durch die auf dem Hinweg entstandene Schneise wieder zurück zum Haus.
„Tee und Badewanne?", fragte Paddy, als sie sich die kalten und nassen Sachen auszogen.
„Tee gerne, aber baden möchte ich nicht. Lieber gleich gemütlich vor den Ofen im großen Wohnzimmer. Ein wenig auf die Couch kuscheln. Vielleicht spielst du ein wenig Gitarre, wenn deine Finger wieder aufgetaut sind?" „Sowas hattest du dir doch gewünscht. Aber erstmal heize ich dem anderen Ofen ein. Soll ich auch noch was in die Küchenhexe legen?" „Ja, gerne. Ich gehe mir eben mal etwas Bequemeres anziehen." „Im Film tauchen die Frauen dann meist nur mit Unterwäsche bekleidet wieder auf", bemerkte er augenzwinkernd und Marie lachte. „Zum Glück sind wir nicht in einem Film..."
„Zu schade. Ich hätte ja zu gerne mal gesehen, was sich bisher so verheißungsvoll anfühlte." „Wenn du brav bist, darfst du vielleicht nachher mal nachschauen."
Amüsiert runzelte Paddy die Stirn. „Das klingt zwar verheißungsvoll, ist aber irgendwie paradox." „Das kommt drauf an, wie man brav definiert. Ich bin die Chefin, hast du gesagt. Das heißt, es wird getan, was ich sage."
„Ich geh schon mal die Gitarre stimmen..." Lachend klopfte er auf seinen Oberschenkel und Nele sprang auf und folgte ihm ins Wohnzimmer, als wäre er ein altbekannter Hausbewohner.
„Vergiss den Ofen nicht!", kicherte Marie und ging ins Schlafzimmer.
Als sie zu ihm stieß, hatte er ein Stövchen auf dem Tisch mit einer Teekanne darauf. „Chai?", fragte Marie und streckte schnuppernd die Nase in die Luft.
„Ja, ich liebe Chai. Man kann ja nicht immer nur Ingwer und so trinken." „Stimmt. Und der Ofen knistert schon herrlich vor sich hin. Wo ist die Gitarre?" „Hier!" Er griff neben die Couch und hob sie hoch.
Marie zog einen Mundwinkel hoch. „Also du bist ja durchaus ein attraktiver Typ, das kann man nicht anders sagen." „Ha! Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich heute schon in den Spiegel gesehen habe." „Ja, so siehst du aus, aber tatsächlich hast du vorhin eine ganze Weile vorm Spiegel gestanden und genau daran gearbeitet."
„Ähm." Er wollte widersprechen, merkte aber gleich, dass es keinen Zweck hatte und grinste ertappt. „Wieso klingt das nach einem aber?" „Weil du mit Gitarre einfach unwiderstehlich bist." Sie kicherte selbst über ihre Worte, doch dann ging sie vor ihm auf die Knie. Er ließ sich noch tiefer in die Couch sinken, rutschte ein Stück nach vorne und ließ sie zwischen seine Beine. „Oho...und dafür musste ich noch nicht mal drauf spielen..."
„Täusch dich nicht. Ich finde dich nicht toll, weil du eine berühmte Person bist sondern eher obwohl. Mir wäre es lieber, wenn du unbekannt wärst, aber so oder so steht dir die Gitarre unfassbar gut. Sie schob ihre Hände über seine Leiste nach oben und ließ sie unter sein Shirt wandern, schob es hoch und schmunzelte. Empört richtete er sich ein Stück auf. „Machst du dich gerade über meinen Bauchansatz lustig?" „Oh, nein. Ganz und gar nicht. Und ganz ehrlich, nahezu jeder weibliche Fan kennt deinen Bauchansatz. Ist doch nicht ungewöhnlich." „Mag sein, aber du lachst darüber." „Ruhig Blut. Das tue ich absolut nicht. Ich freue mich nur über diese dünne Haarlinie hier. Die ist so sexy." „Nicht dein Ernst." „Oh doch." Sie ließ ihre Zunge darüber gleiten und verteilte dann kleine Küsse auf seinem Bauch, doch dann ließ sie sich neben ihm auf das Polster fallen.
„Was war denn das nun?" Enttäuscht sah er sie an.
„Ein Teaser? Spielst du mir jetzt was? Aber bitte keine Weihnachtslieder."
Seufzend zog er sein Shirt wieder herunter und griff nach der Gitarre, doch dann hielt er inne und reichte sie ihr. „Kannst du spielen?" „Ähm, nein!" „Soll ich es dir zeigen?"
Verlegen schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß nicht. Spiel du lieber. Das klingt besser und ich kann dabei nach Herzenslust beobachten, wie deine Finger über die Saiten gleiten."
„Na gut. Was willst du hören?" „Ô Prends Mon Âme?"
Er nickte. „Okay, hm..." Er dachte kurz nach, dann begann er.
Sie trank etwas von ihrem Tee, kuschelte den Kopf auf ein Kissen und schob die Füße hinter ihn.
„Ich liebe deine Stimme. Du machst das wirklich ganz gut. Mal drüber nachgedacht, das zu deinem Beruf zu machen?" „Nicht wirklich. Ich bin mir nicht sicher, ob das die Menschen anspricht. Außerdem bin ich nicht der Typ für die große Bühne."
„Hehe." Marie kicherte. „Ich finde dich sehr sympathisch."
„Oh, ich habe schlechte Seiten."
„Hat die nicht jeder?"
„Bestimmt. Was sind deine?"
Marie drehte sich auf den Rücken und dachte nach. „Ich kann schlecht ‚nein' sagen. Ich habe Probleme nachtragend zu sein. Wenn ich zu wenig Wasser getrunken habe, bin ich schlecht gelaunt und reizbar. Ich geh nur selten feiern und bin gerne zu Hause. Ich gehe höchstens mal auf Konzerte." „Das sind ja alles wirklich schlimme Seiten", lachte er höhnisch.
„Manchmal bin ich launisch." „Wer nicht." „Manno! Was sind denn deine schlechten Seiten?" „Ich kann sehr egoistisch sein. Erst recht, wenn ich gerade von Tour zurückkomme."
Marie verdrehte die Augen. „Das passt ja wie die Faust aufs Auge. Du bist egoistisch, ich kann schlecht nein sagen. Da wäre ein Ungleichgewicht vorprogrammiert." Dann wurde ihr bewusst, was sie damit eigentlich angedeutet hatte. „Ähm. Gut, dass du bald wieder abreist."
„Bist du wirklich froh, dass ich bald wieder abreise?"
Sie räusperte sich leise „Nein. Absolut nicht", gab sie zu, bevor sie den Kopf wieder hob. „Und wie äußert sich der Egoismus zum Beispiel?"
„Dann will ich einfach nur auf die Couch und irgendwie brauche ich es, dass sich dann ein paar Tage alles um mich dreht. Das kann sehr nervig für meine Mitmenschen sein." „Nachvollziehbar. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Affentanz, der um dich herum aufgeführt wird, zu Kopf steigen kann. Da braucht man dann eine Art sanften Entzug?"
Paddy lachte. „Ja, vielleicht." „Irgendwie stehe ich auf Tour ständig unter Strom. Es tut gut, einfach entspannt die Seele baumeln zu lassen." „Das glaube ich. Und wenn man dich auf kalten Entzug setzen würde? Wenn du plötzlich nicht mehr die Aufmerksamkeit bekommen würdest, die du gerade willst?"
Paddy zupfte die ganze Zeit auf der Gitarre verschiedene Melodien der Ruah Songs, jetzt hielt er inne und überlegte. „Keine Ahnung. Ist noch nie passiert."
Marie nickte und lauschte wieder, als er Holy anstimmte.
Es war gerade schon ein wenig wie im Traum. Ihr Blick wechselte vom musizierenden Paddy zu den züngelnden Flammen im Kaminofen. Und langsam fielen ihr die Augen zu.„Hey Marie. Aufwachen. Ich geh jetzt ins Bett, was wiederum bedeutet, dass es schon sehr spät ist." „Geh ruhig, Schatz. Ich komm gleich nach", murmelte sie ohne die Augen zu öffnen und dreht sich auf die Seite.
Paddy gluckste amüsiert. Hatte sie ihn gerade ‚Schatz' genannt und gesagt, sie würde gleich nachkommen? Sie musste verdammt verpennt sein oder sie träumte gerade von diesem Flo.
Ein bitterer Geschmack machte sich auf seiner Zunge breit.
„Marie, aufwachen!" Er hatte sich vor das Sofa gekniet und strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. Am liebsten hätte er sie geküsst, aber es war ihm zu unsicher, ob sie das gut finden würde, wenn sie nicht mal die Möglichkeit hatte, ‚nein' zu sagen. Also begann er ihr ganz harmlos durch die Haare zu streichen. Ihr zufriedenes Gesicht brachte ein Lächeln in sein Gesicht. „Mariiihiii", brummte er halblaut. „Ich will nicht aufwachen, das ist gerade so schön", murmelte sie im Halbschlaf. Doch schließlich gab sie auf und öffnete die Augen. „Du kniest tatsächlich vor mir!" Sie lachte auf und irritiert stand er auf. „Ja, klar. Wieso?" „Ich hab nur was Verrücktes geträumt." „Was denn?" „Nicht so wichtig. Oh Mann! Jetzt hab ich mein privates Wohnzimmerkonzert verpennt!", grummelte sie und setzte sich auf. Dann reckte und streckte sie sich und lächelte ihn müde an. „Sorry, aber das, was ich noch mitbekommen habe, war wirklich schön. Danke dafür." „Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast so schön geschlafen." „Hab ich geschnarcht?" „Nein." „Gut."
Er ging in Deckung. „Und wenn, würde ich es dir nicht auf die Nase binden." „Manno!" Endlich stand sie auf und sah auf die Uhr. Halb drei.
Sie folgte Paddy in die Küche, wo sie ein großes Glas Wasser trank. Immer wieder beobachtete sie ihn über den Rand des Glases hinweg.
„Was ist? Du siehst aus, als hättest du etwas auf dem Herzen", fragte er schliesslich.
Drei Mal holte sie Luft, bevor sie endlich mit der Sprache herausrückte. „Paddy..., möchtest du, ich meine, würdest du heute Nacht bei mir schlafen wollen?"
Er zog einen Mundwinkel hoch. „Ich soll bei dir im Bett schlafen?" „Ja. Immerhin ist es etwa 1,80m breit. Ja, ähm, es wäre schön. Aber du musst nicht, wenn du nicht willst."
„Doch, das würde ich sehr gerne!"
„Ich geh Zähneputzen", erklärte sie und wirkte ein wenig fahrig dabei.
„Ich komm mit oder lieber nicht?" „Nein, lass mich lieber alleine ins Bad", lehnte sie ab, wirkte aber zufrieden, ja geradezu beschwingt, als sie sich entfernte.
Verzückt blickte er ihr nach, bevor er noch einmal in seinem Zimmer verschwand.Mit seiner Decke im Arm stand er bald darauf bei Marie vor dem Bett. Ohne auf eine weitere Einladung zu warten warf er die Sachen ins Bett und legte sich darunter. Erst verschränkte er die Arme hinter dem Kopf, doch dann drehte er sich auf die Seite, spiegelte ihre Haltung, und betrachtete sie.
„Schön, dass du da bist", sagte sie leise, aber ihr Gesicht schrie es förmlich heraus. Auch wenn ihre Augen drohten zuzufallen, so leuchteten sie dennoch überwältigend.
Wie seltsam er sie ansah. Doch er wirkte glücklich dabei. Wie gerne würde sie wissen wollen, was gerade in seinem Kopf vorging.
Sie ertappte sich dabei, wie sie sich wünschte, dass er jeden Abend dort liegen würde.
„Ich frage mich, was du gerade denkst", sagte er ruhig.
Nein, die Wahrheit konnte sie ihm nicht sagen. Es würde ihn unter Druck setzen, vielleicht sogar abstoßen, wenn er das Gefühl bekommen würde, dass sie klammern würde.
„Ich bin einfach ein wenig müde", gab sie vor und gelogen war es nicht.
„So müde siehst du gar nicht aus." „Bin ich aber."
Nach einer kurzen Pause drehte er sich auf den Rücken, blickte sie aber weiterhin an. „Möchtest du dich vielleicht an mich kuscheln beim Schlafen?" „Ja!" Marie rutschte an ihn heran und legte den Arm über seinen Oberkörper, während er ihren in beide Arme einschloss.
Marie schnüffelte. „Mich zum Schlafen an dich kuscheln?! Du hast doch eben noch was von Maites Parfum aufgelegt! Du Schuft!"
Er lachte heiser. „Maybe."
Sie hob den Kopf und küsste seine Lippen, fühlte seine Zunge einen Vorstoß wagen. Sie erwiderte ihn zwar, schmiegte dann aber ihren Kopf an seine Schulter. „Ich bin aber leider wirklich müde", murmelte sie und spürte gerade noch, wie er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. „Dann schlaf gut."
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Pappeln im Schnee
FanfictionWinter. Schnee. Viel Schnee. Und zwei Menschen, die einander brauchen.