Am nächsten Morgen wachte Marie auf, lange bevor es hell wurde. Es duftete nach Kaffee. Sie schnupperte.
„Guten Morgen", begrüßte sie eine bekannte Stimme.
Erschrocken riss sie die Augen auf. Die Nachttischlampe war an, aber gedimmt. Daneben dampfte auf einem Filzuntersetzer eine Tasse heißen Kaffees.
Und auf ihrer Bettkante saß Paddy. Er feixte.
„Guten Morgen. Himmel, was machst du hier? Hast du mir gestern nicht zugehört? Die Sache mit der Distanz und so weiter?"
„Doch. Aber ich habe dir doch nur einen Kaffee gebracht." „Ja, in mein Schlafzimmer, während ich in einem Zustand bin, in dem ich mich dir nicht präsentiere möchte."
„Zu schade. Aber ich geh auch wieder. Ich wollte nur, dass du es gut hast. Frohe Weihachten."
Sie legte ihre Hand auf seine. „Danke."
Dann richtete sie sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kopfende, bevor sie nach der Tasse griff. „Dir auch frohe Weihnachten!"
Vorsichtig nippte sie an dem Heißgetränk. „Und ich hab gar kein Geschenk für dich", stellte sie enttäuscht fest.
„Das macht gar nichts", entgegnete er und dann trat ein warmes Lächeln auf sein Gesicht.
Irritiert setzte Marie die Kaffeetasse ab. „Was ist?" „Darf ich dir einen Guten-Morgen-Kuss geben?"
„Ha! Du spinnst wohl!"
Das tat Paddy anscheinend wirklich, denn er nahm ihr die Tasse aus der Hand und stellte sie auf den Nachtschrank.
„Nur ein ganz harmloser Kuss", versicherte er.
Marie widersprach nicht und beobachtete jede seiner Bewegungen ganz genau.
Seine Augen fixierten ihre und brachten sie erneut dazu, angespannt die Luft anzuhalten.
Doch dann setzte er ein Knie auf die Matratze und platzierte das andere auf der anderen Seite ihrer Hüfte. Nervös benetzte sie ihre Lippen. Ihr Herz schlug bis zum Hals, wieder zuckte ihr Unterleib, deutlicher als tags zuvor, und das noch bevor sich ihre Lippen überhaupt berührt hatten.
„Wie dreist bist du eigentlich? Du bist ein Filou!", stellte sie tonlos fest. Weiter kam sie nicht, bevor er seine Lippen sanft auf ihre drückte. Zärtlich, schon liebevoll. Sehnsüchtig erwiderte sie seinen Kuss, folgte seufzend seinen Lippen, als er seinen Kopf langsam zurückzog. Schließlich löste er sich wieder von ihr, lächelte und stand auf.
Verwirrt folgten ihre Augen ihm.
„Frühstück ist fertig." Dann drehte er sich um und ging zurück in die Küche.
Also so langsam hätte sie wirklich nichts mehr dagegen, wenn er für immer bliebe.
Sie schlüpfte in ihre Klamotten und stand kurz darauf ebenfalls in der mollig warmen Küche.
In der Küchenhexe loderte ein Feuer und der Kaffee duftete mit dem Rührei und den Aufbackbrötchen um die Wette.
„Wow! Wie kann irgendjemand so dämlich sein und dich verlassen?!", warf Marie kopflos in den Raum und sein Gesicht verfinsterte sich.
Sie bemerkte es zunächst nicht, während sie noch immer staunend am gedeckten Tisch Platz nahm.
„Wie kommst du auf die Idee, dass sie mich verlassen hat?", fragte er ernst und auch Maries Heiterkeit war mit einem Mal wie weggeblasen.
„Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten! Ich dachte nur... na irgendwie dachte ich wohl gar nicht. Ich hab einfach nur vor mich hingeredet. Es tut mir leid! Bitte sei nicht sauer." „Schon gut. Ich bin nicht sauer." Er atmete tief durch. „Aber sie hat mich nicht verlassen."
DU LIEST GERADE
Pappeln im Schnee
FanfictionWinter. Schnee. Viel Schnee. Und zwei Menschen, die einander brauchen.