Kapitel 11

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Dort angekommen bemerkte ich das angestrengte Zittern meines Körpers sowie die warme Flüssigkeit, die bereits auf meinen Wangen festgetrocknet schien.

Er hatte mich zum weinen gebracht.



Die Tränen, die einst mein Gesicht zierten, waren längst versiegt. Die nächsten Wochen verbarrikadierte ich mich in meinem Zimmer, denn ich wollte es nicht wagen meine Sicherheitszone auch mit nur einem Schritt zu verlassen.

Ich weiß nicht, was er nach seiner Hasstirade tat, was er fühlte, ob er überhaupt etwas fühlte...Es war mir egal. Es sollte mir egal sein!

Doch ich konnte die Gedanken an ihn nicht abschütteln...vor allem nicht die hasserfüllten Worte, die sich an mich hefteten und mich in ihren grässlichen Bann sogen.

Die Worte, die er mir an den Kopf geworfen hatte, nagten an mir Tag und Nacht. Und dies sah man mir deutlich an. Meine Haut wirkte noch blasser und fahler als sonst und die Ringe unter meinen Augen glichen schon fast dem dunklen Boden meines Zimmers.

Mein einziger Kontakt zu anderen lebenden Wesen bestand aus den kleinen Gesprächen mit dem Hauself Twinkie, der mich drei Mal pro Tag mit einem Tablett voller Essen in der Hand und einem besorgten Blick besuchte. Doch die nett gemeinten Aufmunterungsversuche von Twinkie scheiterten kläglich.

Ich war verletzt.
Er hatte mich verletzt.
So sehr, dass ich es nicht einmal wagte seinen Namen in meinen Gedanken auszusprechen. Dennoch konnte ich ihn selbst nicht aus meinem Kopf verbannen. Denn dafür war er mir noch zu wichtig.

Stattdessen versuchte ich mich auf meine Umgebung vor meinem Fenster zu konzentrieren und Tag ein, Tag aus dem Schnee dabei zuzusehen, wie er in langsamen Flocken auf die Erde rieselte und bei dem kleinsten Fünkchen von Sonnenstrahlen wieder schmolz. Ich beobachtete diesen Zyklus wie gebannt in den langen Wochen meiner Isolation. Sie waren eine willkommene Abwechslung im Gegensatz zu den wiedergekehrten Alpträumen, die mich nachts quälten.

Mittlerweile schrieben wir den Monat Februar, wie mir Twinkie mitteilte.
Ein weiteres Jahr in der Vergangenheit war an mir vorübergezogen.

Inzwischen schwelgte ich in Gedanken an die Zukunft, die unter anderen Umständen immer noch meine Gegenwart gewesen wäre. Jedoch hatte das Schicksal andere Pläne und ich landete in meiner persönlichen Hölle...der Vergangenheit, im Riddle Manor. Gefangen an einem mir fremden Ort, allein.


Ein ‚Plopp' riss mich aus meinen elenden selbstzerstörerischen Gedanken und beförderte mich wieder in die Realität. Ich wandt mich vom Fenster ab und erblickte den kleinen Hauselfen. Twinkie stand mit einem unsicheren lächeln vor mir: „Miss, Sie werden zum Essen erwartet."

Ich starrte den schmächtigen Elfen vor mir entsetzt an. „Wie bitte? Nein. Niemals. Ich setze keinen Schritt aus diesem Zimmer!"

Twinkies Augen huschten nach meiner Aussage unruhig durch den Raum.
„Bitte Miss! Sie müssen beim Essen anwesend sein. Wenn nicht..."

"Wenn nicht, was?"

Twinkie blickte beschämt zu Boden.

"Wenn nicht, was Twinkie?"

Der Hauself atmete tief durch und antwortete mit dünner Stimme: "Wenn nicht, wird der Master Twinkie bestrafen."

Ungläubig starrte ich den Elf an und schüttelte langsam den Kopf.
'Wie kann er es nur wagen?!'

Ich würde es mir nie verzeihen, wenn Twinkie für mein Verhalten bestraft werden würde.

„In Ordnung! Ich mache mich sogleich auf den Weg!" Meine sanfte Stimme schien den Hauselfen zu beruhigen, da sich im gleichen Moment ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht abbildete. „Wunderbar, Miss!" Mit einem Fingerschnips, war er auch schon wieder verschwunden.

Falling for the dark - Tom Riddle FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt