Kapitel 1

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09. OKTOBER 1946

Ich räumte gerade einige alte staubige Kisten in die Regale, als mir Mr. Borgin „Hier sind noch mehr Kisten zum Verstauen!", zu rief. Seufzend schob ich die letzte Kiste in das Regal und ging aus dem Lager, hinaus in den Laden. Der buckelige Mann mit den fettigen Haarsträhnen sah mich mit einem heuchlerisch einschmeichelndem Blick an und deutete auf die Kisten.

Ich nickte kurz, schnappte sie mir und räumte sie rasch weg. Als ich wieder hinter die Kasse trat, sah ich zu, wie Mr. Borgin und Mr. Burke, der andere Mann mit der buckeligen Haltung, zur Tür traten.

„Pass uns ja gut auf diesen Laden auf, Schätzchen! Wir kommen in ein paar Wochen nach unserer Jagd nach neuen Raritäten wieder!" Mr. Burke sah mich ernst an.

„Natürlich! Eine gute Reise Ihnen beiden!" Ich nickte ihnen kurz zu und beobachtete, wie sie die Tür öffneten und in die Nokturngasse traten.

„Ach bevor ich es vergesse", rief mir Mr. Borgin zu, „Morgen erhältst du Verstärkung! Ich habe vor kurzem einen jungen Mann eingestellt. Er wird morgen hier Anfangen!"

Die Tür hinter ihm schloss sich mit einem lauten Knall und beide Männer humpelten in der finsteren Gasse davon.

Im Januar diesen Jahres hatte ich angefangen als Assistent für Spezialaufgaben im Antiquitäten- und Raritätengeschäft Borgin & Burke's zu arbeiten und zog in ein kleines Zimmer im Pub ‚Zum tropfenden Kessel'.

Im letzten Jahr kam es mir immer verwerflicher vor, einen normalen Job im Ministerium anzutreten. Ich fand während meiner freien Zeit immer mehr gefallen an der dunklen Magie und an schwarz-magischen Gegenständen. Das lag allerdings nicht nur an mir...Ich vermisste Tom und in diesem Laden zu arbeiten und sich mit schwarz-magischen Dingen zu beschäftigen, gab mir das Gefühl, dass er bei mir wäre.

Seit ich Hogwarts verlassen hatte, traf ich mich des Öfteren mit Avery, Rosier und Nott in der Winkelgasse. Doch es war anders als zuvor. Es fehlte immer etwas...oder besser gesagt, jemand.

Seit über einem Jahr war er verschwunden. Einfach untergetaucht. Keiner, nicht einmal seine Todesser wussten, wo er sich aufhielt.

Als er mich damals am Bahnhof stehen ließ, hinterließ er ein Loch in meinem Herzen. Ich vermisste ihn...jeden Tag mehr, obwohl mir bewusst war, dass Tom sich bald in Lord Voldemort verwandeln würde...

Es kam hinzu, dass ich immer noch meine schicksalhafte Aufgabe vor mir hatte. Ich musste ihn davon abhalten, noch mehr in die Dunkelheit abzugleiten. Doch dies stellte sich als äußert schwierig heraus, da Tom verschwunden ist...


Ich schloss den Laden hinter mir zu und ging mit schnellen Schritten die Nokturngasse entlang. Auch wenn ich Gefallen für dieses Geschäft entwickelt hatte, so hinterließ diese Gasse immer noch ein ungutes Gefühl in mir.

Ich huschte an einer dunklen Gestalt vorbei und trat in die Winkelgasse ein. Dort steuerte ich direkt den Eingang zum tropfenden Kessel an. Als ich in das alte staubige Pub eintrat, saßen bereits Nott, Avery und Rosier an einem kleinen Tisch und warteten auf mich.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen setzte ich mich zu den 3 jungen Männern. Sie wirkten nun wahrlich erwachsener. Alle drei saßen sie vor mir, in ihren Arbeitsanzügen.

„Na, habe ich etwas verpasst?", fragte ich in die Runde.

„Nein! Wir haben nur gerade über Grindelwalds Verhaftung gesprochen! Dumbledore ist endlich gegen ihn angetreten und hat ihn besiegt. Er wurde nun in Nurmengard zu Lebenslänglich verurteilt", teilte mir Nott mit.

„Ja, stimmt. Davon hat der Tagesprophet berichtet!", sagte ich zustimmend und zog meinen Mantel aus.

Diese Treffen fanden oft statt. Manchmal gesellten sich sogar Lestrange und Malfoy hinzu. Ich spürte, dass sie Halt brauchten.

Tom war während der Schulzeit ihr Lebensmittelpunkt und als er vor einem Jahr fortging, warf sie das aus der Bahn. Sie brauchten jemanden, der die Gruppe zusammenhielt. So wurde ich von Mal zu Mal die treibende Kraft dieser Gruppe.

Während unserer ersten Treffen, sprachen wir häufig über die Arbeit. Zunehmend wurden es dann dunklere Themen, wie der Hass auf die Muggel oder dass es ihnen fehlte, schwarze Magie auszuüben...

Ich wusste, was dies bedeutete. Was diese Treffen anrichteten.

Auch wenn Tom nicht anwesend war, waren es immer noch seine Todesser.

Und ich war nun ein Teil von ihnen.




Während wir uns verabschiedeten und sie ihre Mäntel wieder anzogen, hauchte ich „Hast du etwas von ihm gehört?" in Rosiers Ohr.

Er sah mich mit einem etwas betrübten Blick an und schüttelte dann seinen Kopf.

„Ach Kate, morgen können wir leider nicht! Aber wir sehen uns bald wieder!", rief Avery mir zu und alle drei verschwanden in die finstere Nacht.

Ich schnappte mir meinen Mantel, rief dem Wirt noch rasch „Gute Nacht Tom!" zu, ging die Treppe hinauf und lief den schmalen Flur entlang, bis ich schließlich mein Zimmer erreichte.

Ich schloss die Tür auf und trat ein. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits fast Mitternacht war. Ich machte mich also bettfertig und schlief schließlich in meinem übergroßen Himmelbett sofort ein...

Falling for the dark - Tom Riddle FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt